Asgeir wachte mit Freyja im Arm auf. Der gestrige Tag war sehr schön, aber auch sehr anstrengend gewesen. Er hatte seinen richtigen Vater kennengelernt und viel wichtiger noch, sein Vater hatte verstanden, dass es ihn noch gab und dass er bei seinem Bruder war und dass es ihm gut ging. Sehr gut, berichtigte er sich selbst in Gedanken. „Good morning, Sunshine", flüsterte Freyja, die wohl schon an seinem Atem merkte, ob er wach war oder nicht. „Hey Wirbelwind." Sie drehte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss, den er nur zu gerne erwiderte und bei dem es auch nicht allein bleiben sollte. Sie wollte mehr und er gab es gern. Zuerst sanfte Küsse, die immer fordernder und wilder wurden, dann wollte sie noch mehr und gab es zu verstehen, indem sie auch ihre Küsse steigerte und ihren Händen überall an seinem Körper freien Lauf ließ. Bald zog er sie an sich und sie konnte kaum noch erwarten, was als nächstes geschehen würde. In seinen Augen sah sie sein Verlangen und ihr Spiegelbild, als es so weit war. Sie hob sich ihm entgegen und gleich darauf waren sie eng umschlungen und er wiegte sie im Liebesspiel erst sanft, dann immer unbändiger, bis sie nur noch ihn spürte, seinen Atem, seinen Puls, seinen Rhythmus. Er flüsterte ihren Namen mit seiner Stimme, die so tief vibrierte, dass allein das ausreichte, um ihr den letzten Verstand zu rauben, bevor sie zum Höhepunkt kamen. In dem Moment, küssten sie sich so stürmisch und lang, dass sie einen Moment glaubte, sie würde nie wieder Luft bekommen und es wäre ihr auch gleich gewesen. Er ließ kurz von ihren Lippen ab, dann zog sie ihn am Haar wieder zu sich und schließlich blieben sie entspannt liegen. Sie legte den Kopf auf seine Brust und horchte, wie sich sein Herzschlag wieder normalisierte, währen der mit einer Hand in ihrem Haar spielte. „Woran denkst du?", fragte sie. „An dich", gab er zurück und küsste ihren Scheitel. „Ich denke auch nur an dich", flüsterte sie.
Draußen hörten sie Vidgis und Brynjar mit den Kindern, schließlich musste Arnar zur Schule und sie hörten, wie er fröhlich aufzählte was er heute mit seinen Klassenkameraden machen wollte. Die Kleine sang irgendein Lied. Dann wurde es ruhiger. Vigdis war bestimmt mit Soley und dem Hund zu den Pferden gegangen und Arnar war auf dem Weg zur Schule. „Hmm, klingt spät, wir sollten wohl auch aufstehen." „Sollten wir." Asgeir machte jedoch keine Anstalten aufzustehen, sondern streichelte Freyja noch immer durchs Haar. „Danke, dass du mich begleitest." „Dafür nicht." Sie gab ihm einen Kuss. „Du magst die zwei Kleinen", stellte sie fest und er nickte. Lächelnd legte sie ihren Kopf auf seinen Arm und begann mit einer seiner etwas längeren Strähnen zu spielen. „Ich möchte heute hinauf zum Felsen," erklärte sie geradezu beiläufig. „Du meinst dorthin, wo laut meinem Bruder die Elfen wohnen?" Er wollte mit, sicherlich hätte man von dort oben eine fantastische Aussicht auf die Farm und vielleicht würde er auch etwas von der Magie der Unsichtbaren spüren.
In der Küche wurden sie schon erwartet, auch wenn Brynjar so tat, als sei dem nicht so, war ihm die Erleichterung dennoch anzumerken. Irgendwie war es jedes Mal noch neu für ihn, wenn er Asgeir sah. „Guten Morgen, habt ihr gut geschlafen?" Das hatten sie in der Tat. Und sie hatten auch schon einen Plan, was sie machen wollten.
„Wie lange brauchen wir, um auf den Felsen zu gelangen?"
„Ihr wollt da hoch?"
„Ja, von da aus kann man bestimmt gut in die Ferne schauen."
Brynjar wirkte etwas verunsichert. „Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass es so eine gute Idee wäre..."
„Warum nicht?", fragte Asgeir neugierig. Freyja schaute Brynjar an und konnte es sich denken.
„Ich habe geglaubt, sie hätten dich entführt", erklärte Brynjar, „und wie es jetzt aussieht, habe ich ihnen Unrecht getan."
Alec/Asgeir wurde klar was sein Bruder getan haben musste. „Ihr liegt also im Streit?"
„Das kann man wohl so sagen, ich habe ja nicht nur meinen Bruder verloren..." Er sprach nicht weiter und blickte kurz zu Freyja, die bemerkt hatte, dass er kurz davor gewesen war, zu viel zu sagen.
„Aber jetzt weißt du es besser, oder?", hakte sie nach.
Brynjar stimmte ihr zu, obgleich er noch nicht in der Lage war zu vergessen, immerhin hatte er etliche Jahre in diesen Irrglauben gelebt. Oft war er zu den Felsen gegangen und hatte die Unsichtbaren beschworen, in der Hoffnung, sie mögen endlich seinen Bruder freigeben, fast noch öfter hatte er ihnen gedroht, sie sollten seine Kinder in Ruhe lassen. Die letzten Male bei den Felsen war ihm unwohl gewesen und er musste umkehren, so als würde ihn eine unsichtbare Macht daran hindern, sich weiter zu nähern. „Es wird das Beste sein, wenn ich meinen Frieden mit ihnen schließe. Ich weiß nur noch nicht wie. Kann ich mich einfach bei ihnen entschuldigen?" Brynjar schaute zu Freyja, die nachdenklich nickte. Von so einer Entschuldigung hatte sie auch noch nichts gehört, aber sie versprach, zwischen den Parteien zu vermitteln. „Wir gehen da nachher rauf. Mal sehen, wie es dort ist", sagte sie. „Wenn da wirklich irgendwelche Wesen leben", fand Asgeir, „werden sie mich sehen und dann werden sie wissen, dass du es inzwischen besser weißt. Vielleicht ist das ja ein Anfang." Brynjar hoffte, dass es so sein würde. Nach dem Frühstück gab er ihnen etwas Wasser und Vanilliekekse mit, bevor er selbst runter zum Hafen fuhr und ihnen viel Glück wünschte."
In der Schule:
Arnar sah die Elfen manchmal, Soley nicht. Sie mochten Arnar, weil er ihnen zuschaute oder ihnen winkte, wenn sie vorüberzogen oder über dem Wasser schwebten. Aber Arnar war noch zu jung, um mit ihnen wirklichen Kontakt aufzunehmen. So ließen sie ihn die meiste Zeit in Ruhe. Nur einmal hatten sie versucht, ihm zu erklären, dass sein Vater sich zu Unrecht sorgte. Sie hatten nichts Böses getan. Er war zu jung...
In Reykjavik:
Gwen hatte einen Detektiv gefunden, der für genügend Geld sicher in der Lage wäre herauszufinden, wo sich ihr Ex-Freund herumtrieb oder auch mit wem. Es wäre doch wohl gelacht, wenn sie das nicht heraus bekäme. So lange würde sie einfach den Spa-Bereich ihres Hotels genießen. Früher oder später würde jemand in diesem Keks-Schuppen, der sich Hostel nannte, reden. Alec fiel auf, vor allem den Mädels und auch den entsprechenden Jungs. Irgendwer hätte sich den Typen gemerkt und irgendwas mitbekommen...
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Island Saga
Ficción GeneralAlec, ein junger Fotograf aus London, reist nach Island, um dort Fotos zu schießen. Dort angekommen spürt er eine Verbindung mit Orten und Menschen, die er sich nicht rational erklären kann. Doch alles wird noch mysteriöser, als er in einer Ausstell...