41 | Ein Gespräch mit der besten Freundin

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Aylin
„Mila? Hast du einen USB-Stick für mich?", fragte ich Mila lächelnd und sie kramte in ihrem Mäppchen, ehe sie mir einen hinhielt."Bitteschön."

Ich machte einen Kussmund und nahm ihn aus ihrer Hand. „Kommst du später mit zu mir? Deniz wird beim Sport sein, dann können wir bisschen quatschen."

Erfreut nickte sie. „Ja kann ich machen. Sag Bescheid, wenn du nachhause fährst."

„Mach ich. Ich bin in meinem Büro.", und schon verschwand ich in meinem eigenem Büro und schloss den USB-Stick an, um meine Unterlagen zu sichern. Es passierte mir selten, dass ich meinen zuhause vergesse, aber wozu hat man eine beste Freundin im Büro. Als ich kurz davor war, meine Unterlagen in Mila's Stick hineinzuziehen, fiel mir etwas anderes auf. Ein Tagebuch?

Februar
Es sind ganze drei Tage her, seitdem ich gegangen bin. Keine Minute ist vergangen, wo ich nicht an Amir gedacht habe. Er hat mich einige mal angerufen und geschrieben, aber was könnte ich ihm denn sagen? Wie könnte ich denn seine Wunde in seinem Herzen heilen? Welche Worte würden es denn wieder gutmachen?

Einen Moment lang hielt ich inne, sollte ich weiter lesen? Ist das nicht zu privat, zu intim? Einen Momentlang dachte ich darüber nach, ob es richtig oder falsch wäre, aber was war denn schon richtig und was falsch? Ich nahm tief Luft und fing an die weiteren Zeilen zu lesen.

19.03.2019
Mittlerweile bin ich seit drei Wochen in London. An den Alltag und an die Universität habe ich mich gewöhnt, die Menschen waren alle offen und freundlich. Doch heute ist der große Tag gekommen. Heute würde er Melissa heiraten. Offiziell wäre sie ab heute ein Teil von ihm und seinem Leben. Ich kannte Amir noch nicht wirklich, aber Melissa wäre ab heute eine Priorität für ihn. Ab nun würde er Melissa immer beschützen und immer für sie da sein. Es war nicht ein schönes Gefühl, die beiden im Internet zu sehen, wie Sie sich gegenseitig, dass Ja Wort geben. Um ehrlich zu sein, ich platzte vor Eifersucht. Ich hätte diese Frau sein können, aber aus Angst bin ich gegangen. Doktortitel hin oder her, dass war nur die Ausrede, um meine Gefühle zu unterdrücken. Ich hatte Angst, dass mehr als diese Anziehung zwischen uns wäre. Ich hatte Angst mich zu verlieben und dadurch andere zu verletzen. Ich bin einfach dumm.

26.06.2019
Meine Gefühle waren wie eine Achterbahnfahrt. Die ganze Zeit musste ich mich ablenken, damit ich nicht an Amir dachte. Doch übers Wochenende war ich wieder hier, auf Grund der Geburt meines Neffen, auch wollte ich für Cansu da sein. Gerade sitze ich im Taxi und fahre zu Ihnen ins Krankenhaus, ein schönes Gefühl machte sich in mir breit, jedoch verschwand es viel zu schnell als ich an das Díaz Unternehmen vorbeifuhr. Mein Lächeln erlosch und am liebsten würde ich in mein Bett kriechen und lauthals losheulen.

30.06.2019
Mein Neffe war endlich da!! Bei meiner Familie konnte ich wirklich abschalten, okay teilweise...Doch es tat mir gut meine beste Freundin, meine Eltern und alle anderen wieder zu sehen. Doch wie oft habe ich in den letzten Tagen abends mit mir selbst gekämpft, um nicht bei ihm morgen früh im Office aufzutauchen. Ich wollte ihn unbedingt sehen!! Doch was sollte ich denn sagen, wenn er vor mir stehen würde?

Viele der Einträge überflog ich und es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass mich alles kalt ließ. Es ging ständig über ihre Gefühle in den letzten Monate und auch schrieb sie weiter als Mila wieder zurück war.

17.02.2020
Amir saß gerade im Wohnzimmer und ich konnte sein Lachen bis nach oben in mein Zimmer hören. Was tat ich währenddessen? Weinend sitze ich hier vor meinem Laptop und schreibe das hier. Mein Herz blutet. Es tat unglaublich weh. Der Abend war eine reine Katastrophe. Die Provokation und auch das Zusammentreffen mit Can, es war einfach alles nur schlimm. Warum konnte ich denn nicht einfach sagen: Wenn er glücklich ist, dann bin ich es auch. Es geht einfach nicht. Doch ich wollte nicht mein lebenslang eine Affäre sein. Ich möchte auch heiraten und Kinder kriegen. Ich möchte dieses Haus als Braut verlassen und nicht anders. Also musst du mit den Folgen leben Mila Buluter.

Mila

„Aylin!", ich öffnete sofort die Tür und blickte in ihre großen glasigen Augen. Verdammt! Sie hatte es schon gelesen. Sie nahm tief Luft und zog den Stick heraus und hielt ihn hoch. „Du hast dich deswegen zerstört."

Unsicher kaute ich auf meiner Lippe rum und Aylin wischte sich ihre Tränen weg. „Sag mir jetzt, wieso soll ich nicht hiermit zu Amir gehen?"

„Aylin ich-"

„Ja du? Erwartest du etwa von mir, dass ich zusehe wie meine beste Freundin von Tag zu Tag kaputt geht? Obwohl ich weiß, was sie braucht und was sie glücklich machen würde."

Ich hielt die Luft an und sie griff nach meinen Händen, um sie fest zu drücken. „Ich will meine Mila zurück. Ich möchte in deine Augen sehen und dieses strahlen sehen. Ich möchte, dass du lachst und glücklich bist.", Aylin strich meine Haare hinters Ohr und lächelte leicht. „Erwarte ich zu viel?"

Mit Tränen in den Augen nickte ich. „Er war gerade hier mit Melissa. Er möchte, dass ich ihre Anwältin bin und ihr helfe, aber ich kann nicht."

„Du kannst nicht, weil du ihn nicht in die Augen sehen kannst und alles vergessen kannst. Stimmt's?", unterbrach Aylin mich und wieder nickte ich.

„Mein Engel...", sie nahm mich in die Arme und ich schluchzte laut auf. „I-ich wollte nie gehen, a-aber...", stotterte ich und Aylin strich beruhigend über mein Rücken. „Ağlama güzel gözlüm benim."  (Wein nicht...)

Doch statt, dass ich aufhörte zu weinen, ließ ich alles freien Lauf und weinte mich bei meiner besten Freundin aus. Nach einer Ewigkeit hörte ich auf und tief Luft einatmend fing ich an wieder zu sprechen. „Melissa ist so ein tolles Mädchen. Sie liebt Amir seit Jahren und ich wollte keine Beziehung zerstören, damit ich glücklich sein kann mit ihm. Ich hätte das niemals übers Herz bringen können. Deshalb dachte ich, es wäre das beste, wenn ich von hier weggehen würde, aber seitdem ich wieder hier bin, ist alles schlimmer geworden. Es zerstört mich und mein Kopf. Ständig denke ich an ihn, alles dreht sich nur noch um ihn.", ich stoppte einen Moment und biss mir auf die Zähne, um nicht loszuheulen. „Ich wünschte, ich könnte ihn einziges Mal umarmen und alles vergessen."

Ich wischte meine Tränen weg und sah in Aylin's wundervolle braunen Augen. „Aber es ist zu spät Aylin. Ich habe verloren.", ich schloss die Augen und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. „Ich habe gegen die Liebe verloren. Kayboldum kurtar beni." (Ich bin verloren rette mich.)

Beauty behind her BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt