13 | Das Gefühl

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Den ganzen Abend kreisten meine Gedanken nur um ihn. Wir hatten mittlerweile zwei Uhr morgens und die Menschen feierten in vollen Zügen. Díaz war auch noch hier, die ganze Zeit während ich mit meinen besten Freundinnen tanzte beobachtete er mich.

Das Tanzen war schon immer etwas besonderes für mich, aber heute fühlte ich mich zum ersten Mal unwohl. Mein Cousin kam auf mich zu und reichte mir seine Hand. „Ich tanze am liebsten mit dir, dass weißt du oder ?"

„Etwas anderes habe ich auch nicht erwartet.", grinsend ließ ich mich von ihm auf die Tanzfläche ziehen. Tamer wirbelte mich herum und wir bewegten uns rhythmisch zum Lied. Lachend legte ich meine Hände auf seine Schulter. „Wenn mein Mann irgendwann nicht so ein Tänzer ist, dann wird das nichts mit uns.", rief ich in sein Ohr.

„Ich werde mein ganzes Leben lang auf dich warten.", zwinkerte Tamer grinsend.  Er machte schon immer solche Witze, deshalb liebte ich ihn. Ich war umgeben von Männern in meiner Familie, klar war es auf einer Art und Weise schön, das einzige Mädchen in der Familie zu sein, aber irgendwie auch nicht.

„Dann wirst du lange warten Tami.", lachte ich herzhaft auf und mein Blick fiel auf meinen Boss, der ein Whisky Glas in der Hand hielt. Als sich unsere Blicke kreuzten, sah er mich einen Moment lang an, aber schaute sofort wieder weg. Tamer folgte meinem Blick und sah wieder zu mir. „Wer ist das ?"

„Mein Boss.", antwortete ich. "Alaz und er kennen sich von der Universität."

Tamer nickte und schnappte sich mein Arm, um mich an unseren Tisch zu ziehen. Der Song änderte sich von HipHop, plötzlich zu einem traditionellen Tanz, schnell sah ich meine Brüder an und rannte förmlich zu Ihnen.

Harmandalı, wie sehr ich es doch liebte.
Auch mein Vater kam grinsend dazu und zusammen tanzten wir, bis sich das Lied zum Ende neigte. Desto später es wurde gingen auch die Menschen so langsam nachhause.

„Mila sie wird gleich wach.", seufzte Deniz, aber dies hielt mich nicht davon ab mit meiner Nichte zu knuddeln. „Lass sie doch in Ruhe schlafen."

Meine Mama kam kopfschüttelnd zu uns und zerrte mich von Aliyah weg. „Aylin.", sie sah lächelnd in die Augen ihrer Schwiegertochter. „Wir nehmen die kleine mit. Ihr seid ja sowieso unter euch hier, die ganzen Gäste sind weg."

„Wenn es für euch keine Umstände.."

„Umstände ? Sie ist unsere Enkelin.", unterbrach sie Aylin.

„Sie ist ja Nachts so unruhig, dass meine
ich.", antwortete sie.

„Ich nehme sie einfach später zu mir, dann schläft sie sowieso tief und fest. Mach du dir keine Sorgen.", schmunzelte ich. „Außerdem bist du mit meinem Bruder nach zehntausend Jahren endlich wieder alleine.", den letzten Teil flüsterte ich natürlich in ihr Ohr.

„Mila !", sie sah mich finster an, aber ich zuckte nur mit den Schultern. „Ist doch so." Gerade als ich mich umdrehen und gehen wollte, rief mein Vater nach mir. „Wie kommst du denn dann nachhause ?"

Kurz überlegte ich und sagte Ihnen, dass ich sie jetzt fahren würde und wieder zurück.

„Onkel, wir nehmen Mila einfach mit. Berkay und ich schlafen ja sowieso bei euch.", mischte sich nun Tamer ein und diesmal nickte mein Vater zufrieden. „Und jetzt tanzen wir weiter." er klatschte zufrieden in die Hände und zog uns alle mit. Lächelnd beobachtete ich Alaz und Tamer wie sie tanzten. „Ich hole mir was zu trinken Aylino.", rief ich durch die laute Musik.

„Ein Glas Wasser bitte.", bestellte ich, lächelnd nahm ich es an und trank einen großen Schluck. „Ich hoffe, dass ich Ihnen ihren ersten Kuss nicht weggenommen habe.", hörte ich wie aus dem nichts seine Stimme und verschluckte mich an meinem Wasser.

Er klopfte behutsam auf meinen Rücken und ich drehte langsam mein Kopf zu ihm. Nachdem ich mich einigermaßen gesammelt habe, sah ich in seine hässlichen Augen. Die Betonung liegt wirklich auf hässlich. Wie kann man nur solche Augen haben ?

Ich schluckte. „Nein haben Sie nicht."

Herr Díaz nickte. „Gut."

Was heißt hier bitte gut ???

Gut ?", ich sah ihn verwirrt an, aber er nahm sich einen Schluck von seinem Drink. „Der erste Kuss ist doch was bedeutsames für die Frauen oder nicht ?"

Ich schluckte und nickte.

„Es wäre doch Schade oder nicht ? Wenn ich Ihnen ihren ersten Kuss weggenommen hätte. Ich wollte nur wissen, wie es sich anfühlt Sie zu küssen.", er lächelte schwach und ich sah ihn mit großen Augen an.

„Mila komm jetzt.", rief Cansu plötzlich und kam mir entgegen. „Amir richtig ? Komm du auch mit.", und schon zog sie uns auf die Tanzfläche zu den anderen. Zu meinem Glück änderte sich das Lied von Pop zu Slow und genau vor mir stand mein Boss, aber Tamer war schneller und schnappte sich meine Handgelenke.

[...]

„Herzlichen Glückwunsch mein Engel. Ich hoffe ihr werdet immer glücklich.", ich drückte Cansu nochmal ganz fest und danach mein Bruder. „Ich hasse dich und Deniz auch, musstet ihr beide wirklich unbedingt mit meinen besten Freundinnen heiraten ?"

„Die Liebe fällt dahin, wo sie will.", grinste Alaz und küsste meine Schläfe.

Tamer warf mir die Autoschlüsseln entgegen. „Du fährst ganz sicher Cousine."

Ich sah lächelnd zu seinem Auto und legte mein Arm um den Hals seines dreizehnjährigen Bruders. "Berkay ich habe gehört McDrive geht ganz klar ?"

„Ich sag doch, du bist die tollste Cousine",  ich ging lachend durch seine lockige Haarpracht.

„Es klebt Berkay.", lachte Alaz. „Die Schleimspur musst du auch noch sauber machen."

Aus dem Augenwinkel sah ich, das mein Chef auf uns zu kam. „Alles gute wünsche ich euch beiden !", beglückwünschte er das glückliche Brautpaar.

„Dankeschön und auch, dass du hier warst.", grinste Alaz und klopfte ihm auf die Schulter. „Wie kommst du nachhause ? Kannst du noch Auto fahren ?"

„Wir können ihn ja mitnehmen.", schlug Tamer vor und ich sah ihn vernichtend an.

„Das wäre gut.", antwortete Alaz.

„Nein, alles gut. Ich fahre schon."

„Du solltest nicht so Auto fahren. Schließlich hast du Alkohol zu dir genommen, dass ist gefährlich. Mila fährt dich schon. Nicht wahr ?", Cansu lächelte mich zuckersüß an. Ich schenkte ihr einen tödlichen Blick und nickte letztendlich. „Ja kann ich machen."

Jeder ging zu den Autos und fuhren los. „Tamer ich fahre euch schonmal zu uns, Herr Díaz wohnt bisschen weiter weg."

„Ich dachte..", ich unterbrach Berkay. „Machen wir morgen ja ?"

Nachdem ich meine Cousins bei mir rausgelassen habe, fuhr ich Vollgas Díaz nachhause. Ich wollte einfach weg. Im Auto herrschte eine unangenehme Stille. Niemand sprach, es herrschte einfach Stille.

„Sie fahren viel zu schnell.", bemerkte er an.

Ich nahm mein Fuß vom Gas und sah wie die Zahl immer runter ging. „Besser ?"

„Viel besser."

Ich verdrehte meine Augen und bog rechts zu seinem Apartment. „Warum haben Sie mich geküsst ?", fragte ich als ich anhielt.

„Habe ich Ihnen doch gesagt, das Gefühl hat mich interessiert. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt Sie zu küssen. Sie können die nächsten Tage zuhause bleiben und sich in Ruhe auf die Verhandlung vorbeireiten."

Beauty behind her BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt