Bookcity

Hey.

Hey. 

Wie geht's Dir? 

Wie war Dein Tag heute? Irgendetwas Aufregendes passiert? Erzähl mir ruhig davon!

Ich kann Dir sagen, mein Tag war kurz und im Nachhinein irgendwie unbefriedigend. Ich bin um eins aufgestanden, obwohl ich schon um zehn wach gewesen bin, und habe mich in meinem eigenen Bett wiedergefunden. Kein schlechter Ort zum Wachwerden, aber einer, der alte Verhaltensmuster von mir wieder hervorkramt, obwohl ich sie vor einer Woche hier zurückgelassen hatte. 

Wie hast Du heute aus dem Bett gefunden?

Im Schlafanzug bin ich dann nach unten in die Küche getappt, in der mein Vater am Herd stand und Bratkartoffeln gemacht hat. 

Was hast Du heute gegessen?

Wir haben draußen zu Mittag gegessen, auf unserer behelfsmäßigen Terrasse in den Mauern der alten Scheune, deren Überreste noch hinter unserem Haus stehen. Die Sonne hat geschienen und meine Eltern haben den blauen Sonnenschirm aufgespannt. Es war wirklich warm und angenehm. 

Warst Du heute schon draußen? Hast Du etwas gesehen, das Dir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat?

Als ich mit dem Essen fertig war, habe ich meinen Teller auf die Spülmaschine gestellt und bin wieder hoch in mein Zimmer gegangen. Dort habe ich mich wieder ins Bett gelegt und Professor Layton gespielt, am Handy gehangen, und mich in digitale Welten fallen lassen. 

Was hast Du heute für digitalen Medien genutzt? Und wie hast Du sie heute genutzt?

Dann am frühen Abend sollte ich mich endlich anziehen, weil Familienfreunde zum Grillen vorbeikamen. 

Hast Du Dich heute mit Menschen, die Du magst, getroffen? Wenn nicht, warum nicht?

Vor dem Essen habe ich mit meinem kleinen Bruder ein neues Spiel gespielt, das er sich auf die Switch heruntergeladen hatte, gestern schon. Ich habe beide Male kläglich verloren. Dann hat die Switch sich wegen abgelaufener Spielzeit selbst gesperrt. 

Was hast Du heute mit den Menschen in deinem Umfeld zusammen gemacht?

Das Essen war lecker, ich habe die letzten Sonnenstrahlen, die über das Nachbarsdach zu uns in den Vorgarten gefallen sind, genießen können, um dann wieder in meinem Zimmer zu verschwinden und mich noch mehr mit dem Handy zu beschäftigen. 

Wie hast du deinen Tag ausklingen lassen?

Jetzt versuche ich zu schreiben. Und bin ernüchtert, dass mein Tag sich in nur so wenige Wörter fassen lässt. Was habe ich mit der ganzen Zeit gemacht, die ich heute Mittag noch hatte? Wo ist sie hinverschwunden? 

Vielleicht geht es Dir ähnlich. Vielleicht war heute für Dich aber auch ein total toller Tag mit einer Menge wunderschöner Erlebnisse und Augenblicke, die dich heute Nacht in deine Träume begleiten und dich glücklich machen. 

Wenn Dein heutiger Tag ähnlich ereignislos war wie meiner, dann hast Du morgen die Chance auf Zeit, die Du so verbringen kannst, wie es Dir gefällt. Auch wenn Du in die Schule musst, auf die Arbeit, Geschirr spülen, den Garten wieder auf Vordermann bringen, die Wohnung oder das eigene Zimmer aufräumen musst: Das alles kann Spaß machen, wie Du bestimmt schon einmal am eigenen Leib erfahren hast. Es gibt so viele Möglichkeiten, eigentlich langweilige Aktivitäten spaßig zu gestalten, Du musst sie nur finden. 

Ich habe heute die Sonne und das warme Wetter genossen, den Fakt, dass ich kurze Hosen anziehen konnte, ohne mich in einen Eisklotz zu verwandeln, das Kuscheln mit meinem Hund, meine Musik, meine Familie, das leckere Essen, die lustigen Gespräche, das Geräusch des offenen Feuers, den Mond, der durch mein Fenster schien und mich in den Schlaf hat sinken sehen. Und wenn ich an diesem Tag so viel Schönes finde, dann kann er gar nicht so schlimm gewesen sein. Er war nicht verschwendet.

Und selbst wenn Du nichts findest, keinen einzigen Moment, keinen Umstand, der Dich am Ende des Tages, rückblickend, aufheitert, dann schlaf mal drüber und mach es morgen besser. 

Ich wünsche Dir Zufriedenheit und den Willen aus vorgefertigten Mustern auszubrechen. Sei gnädig mit Dir selbst.

P.S.: Der Song oben heißt Swipe Right von Forest Blakk, falls Du ihn ohne störende Zwischenrufe hören möchtest.