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Als Viano ins Zimmer kam, saß ich immer noch auf dem Boden

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Als Viano ins Zimmer kam, saß ich immer noch auf dem Boden. Und wäre ich nicht selber noch schockiert darüber, was geschehen war, hätte ich wahrscheinlich über seinen Gesichtsausdruck gelacht. Sprachlos zeigte er auf die zerstörte Tür. Dabei huschte sein Blick von einem Stückchen Holz zum anderen.

„Das...was? Ich dachte - ...wow." Ich nickte nur und seufzte laut. Aber immerhin war die fehlende Tür nun ein guter Grund, um hier zu verschwinden. Denn so, wie ich meinen ehemaligen Herren kannte, hätte ich tatsächlich erstmal einige Wochen ohne Tür verbringen müssen, bevor er sich darum gekümmert hätte.

Viano setzte sich, immer noch beeindruckt von den offensichtlichen Entwicklungen der letzten Stunde, neben mich und stützte die Ellbogen auf seinen angewinkelten Knien ab. So, wie es nun mal seine Art war, wartete er geduldig, bis ich schließlich anfing alles zu erzählen. Ich erzählte von meinem Gespräch mit Xoros, von der Nachricht und natürlich von dem Glyth, der urplötzlich in meinem Zimmer aufgetaucht war. Und auf alle Fälle ließ ich es mir nicht nehmen, mich gehörig darüber aufzuregen.

,,Du weißt es ja noch gar nicht...", murmelte Viano daraufhin und kratzte sich unbehaglich am Hinterkopf. ,,Der Glyth – er bleibt die Nacht über hier im Dacium. Ich habe es auch gerade erst erfahren. Anscheinend hat sich Xoros ziemlich gastfreundlich gezeigt." Genau so ungläubig, wie ich es war, zuckte er mit den Schultern. Als ob Xoros je gastfreundlich gewesen wäre, außer vielleicht zu irgendwelchen hübschen Frauen versteht sich. Versuchte er sich einzuschleimen oder was?

,,Deswegen konnte er so schnell hier sein", schlussfolgerte ich und strich mir nachdenklich eine der kürzeren Haarsträhnen hinter mein Ohr. Doch nur weil er hier im Dacium war, erklärte es trotzdem nicht, woher er gewusst hatte, dass ich dabei gewesen war, diese Nachricht zu lesen. Ob er mich mithilfe irgendeiner seiner komischen Glyth-Fähigkeiten beobachtet hatte? Die Vorstellung verstörte mich. Unwillkürlich schweifte mein Blick durchs Zimmer, auf der Suche nach irgendeinem Hinweis darauf, dass er auch in diesem Moment ein Auge auf mich hatte.

„Was ist?", holte mich Viano aus meinen gruseligen Gedanken. Ich schüttelte aber nur den Kopf, denn eigentlich wollte ich gar nicht daran denken.

„Und was ist jetzt mit der Nachricht? Ich meine, glaubst du, was der Typ gesagt hat?"

„Ich weiß auch nicht. Aber ich denke nicht, dass er gelogen hat. Ich hab's gespürt, verstehst du? Es war ein komisches Gefühl, nicht direkt so, als würde ich jeden Moment in Ohnmacht fallen, aber es kam mir vor, als würde ich den Halt verlieren." Eine Gänsehaut überlief meinen Körper bei dem Gedanken daran, dass die ganze Sache hätte auch anders ausgehen können. Wahrscheinlich sollte ich dem Glyth tatsächlich dankbar sein, statt ihn dafür zu verfluchen, dass er quasi bei mir eingebrochen war.

„Hm. Hört sich nicht gerade angenehm an. Ich frage mich wirklich, von wem der Zettel kommt. Und was mit dir passiert wäre, wenn du ihn doch zu Ende gelesen hättest. Wer weiß schon, was der Kerl mit 'nicht mehr vor mir sitzen' gemeint hat? Kann ja alles mögliche heißen..." Gedankenverloren starrte Viano geradeaus und schien die schrecklichsten Theorien in seinem Kopf zusammenzuspinnen.

Riscéa - Schuld und LügeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt