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„Wir sind fertig

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„Wir sind fertig." Grinsend betrachtete Yilana mich im Spiegel und auch ich konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. Sie hatte sich wirklich Mühe gegeben. Meine Haare hatte sie hochgesteckt, nur ein paar wellige Strähnen umrahmten mein Gesicht. Um meiner Frisur ihren Feinschliff zu geben, trug nun auch ich, so wie ich es bei Ceszia gesehen hatte, silbernen Kopfschmuck mit einzelnen, dunkelblauen Steinen, die im Schmuck eingelassen waren. Mein Kleid hatte ich auch schon angezogen. Und wie erwartet, sah es nicht nur wunderschön aus, sondern saß auch wie angegossen.

Ich fühlte mich schön. Selbstbewusst. Und irgendwie schaffte es mein Spiegelbild heute auch, dass ich mich stark fühlte.

„Danke Yila. Ohne dich hätte ich das niemals so hinbekommen", sagte ich und drehte mich zu ihr, um sie in die Arme zu schließen.

„Ich kann es kaum erwarten, zu hören, was die anderen sagen werden! Du musst mir von jeder Reaktion berichten."

Yila war ein unfassbar ehrlicher und offener Mensch. Ich hatte ihr nichts davon erzählt, dass ich sie bei jeder Lüge hätte erwischen können. Doch das war gar nicht nötig, denn ich glaubte nicht, dass sie das überhaupt tun würde – lügen.

Außerdem schien dieses Mädchen auch über vieles Bescheid zu wissen. Sie hatte mir über den Palast, über Ceszia und ihre Herrschaft erzählt, über den Glauben hier in Eleiwyr. Sie war gebildet und kannte sich aus. Und genau das war der Grund, der mich dazu brachte, ihr schließlich und endlich doch noch die Frage zu stellen, die mir den ganzen Abend auf der Zunge gebrannt hatte.

„Sag mal", fing ich an und drehte mich noch einmal um, um mich anzusehen. „Weißt du etwas über die Gabe der Riscéa?" Durch die Reflexion im Spiegel konnte ich sehen, wie sie stockte, wie sie für einen kurzen Moment in ihren Bewegungen innehielt. Als hätte ich ein schwieriges Thema angesprochen.

„Wieso fragst du?", entgegnete sie und ich musste mich beherrschen, um das Runzeln meiner Stirn nicht zu zu lassen. Ich wollte nicht, dass sie von der ganzen Sache erfuhr.

„Ich habe die Glyth mal darüber sprechen gehört, konnte aber nichts damit anfangen."

Sie legte den Kamm und einige Haarspangen auf die Kommode neben meinem Bett. Ohne sich dabei zu mir umzudrehen, sagte sie: „Es gibt unterschiedliche Versionen der Geschichte. Da, wo du herkommst, glauben die Menschen daran, dass die Heilige Recáh eine Tochter hatte. Ihr Name war Riscéa."

Recáh sollte eine Tochter gehabt haben? Davon hatte ich noch nie gehört. Ich schwieg, damit sie nicht auf die Idee kam, mit ihrer Erzählung aufzuhören. Ich musste so viel wie möglich herauskriegen, wenn ich schon mal die Möglichkeit dazu hatte.

„Legenden zufolge soll Riscéa das Reine in sich getragen haben, das Wahre. Deswegen ist das erste Anzeichen für die Gabe der Riscéa auch meist, dass die Trägerin die Wahrheit erkennen kann. Doch eigentlich steckt noch viel mehr hinter dieser Gabe. Es ist nicht allzu viel darüber bekannt und so gut kenne ich mich nun auch wieder nicht aus. Immerhin soll die Gabe nur alle dreihundert Jahre in einem Mädchen verankert sein. Stirbt das Mädchen, muss erst wieder eine lange Zeit vergehen, bis jemand mit dieser Gabe auftaucht." Während Yilas Erklärung hatte ich mich zu ihr umgedreht und sie nicht für einen Moment aus den Augen gelassen.

Riscéa - Schuld und LügeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt