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Ich weiß nicht, ob ich aufgeregt hätte sein müssen

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Ich weiß nicht, ob ich aufgeregt hätte sein müssen. Aber ich war es nicht. Ich hatte weder Angst noch war ich nervös. Ich wusste ja bereits, dass Thoan von der ganzen Sache mit dem Wald und dem Halbglyth erfahren haben musste, also konnte mich das immerhin nicht mehr überraschen. Wenn er wollte, sollte er mich eben bestrafen, mittlerweile war ich an einem Punkt angelangt, an dem es mir egal war, was er tun würde. Das Einzige, was ich wollte, waren Antworten. Und ich war entschlossen, sie heute zu bekommen.

Bevor ich die Hand hob und anklopfte, prüfte ich noch einmal meine Barriere. Ich hatte aus meinen Fehlern gelernt und ein weiteres Mal würde mir so etwas ganz bestimmt nicht passieren. Wenn ich es verhindern konnte, würde ich keinen Glyth mehr in meinen Kopf lassen. Nicht freiwillig und auch nicht aus Unachtsamkeit. Den ganzen Morgen hatte ich wieder damit zugebracht, an meiner mentalen Mauer zu arbeiten, bis Elyse irgendwann in mein Zimmer gekommen war und mir gesagt hatte, dass Thoan mich in seinem Arbeitszimmer erwartete.

Ich klopfte.

„Komm rein." Ich öffnete die Tür und nahm mir ein paar Sekunden Zeit, um den Raum in Augenschein zu nehmen. Er sah fast genau so aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Sehr...zurückhaltend.

„Setz dich, Allyra", sagte Thoan und deutete auf einen der Sessel, die in der Nähe des großen Schreibtisches standen. Kurz überlegte ich, ob ich absichtlich seine Anweisung ignorieren und stehen bleiben sollte, entschied mich dann aber dagegen. Er würde es heute schon schwer genug mit mir haben.

Er stellte sich vor mich und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Tisch hinter sich an. Eine Weile lang sagte er nichts mehr und ich hatte den Eindruck, dass er überlegte, wie er am besten anfangen sollte. Sein Blick war auf den Boden vor ihm gerichtet.

„Wieso hast du's getan? Neugier? Wolltest du dich auflehnen?" Er sah zu mir auf. „Hast du den Drang, dich unbedingt in Gefahr bringen zu müssen?"

Er hörte sich nicht wütend an, nein, im Gegenteil, er war überraschend ruhig und entspannt. Als würde er gerade über das Wetter reden. Ich musste zugeben, dass mich das ein wenig irritierte. Ich war zwar an seine gefasste Art gewöhnt, trotzdem hatte ich mit mehr gerechnet. Mit mehr Zorn und Verärgerung, wenigstens mit leicht schlechter Laune. Doch selbst davon merkte ich nicht wirklich was.

„Hm, vielleicht ein bisschen von allem", antwortete ich, zuckte unschuldig mit den Schultern und konnte ein kleines, ironisches Lächeln einfach nicht zurückhalten. Irgendwie stimmte es ja.

Es wäre mir fast entgangen, doch ich hatte gerade noch das kurze Zucken seiner Augenpartie beobachten können. Aha. Da war es ja. Es reizte ihn eben doch. Und wenn ich ganz ehrlich war, freute mich das sogar ein wenig. Selbst diesen unerschütterlichen Glyth konnte man mit genug Anstrengung aus dem Konzept bringen.

„Was brauchst du noch? Du hast einen Ort zum Leben, ein Bett zum Schlafen, Personen, die dich mögen und dich ins Herz geschlossen haben", er sah weg und schluckte. „Ich habe dir ein Zuhause geboten, also, warum stellt dich das nicht zufrieden? Alles, was ich verlangt habe, war, dass du dich an ein paar wenige Regeln hältst. Dass du dich nicht in Gefahr begibst!"

Riscéa - Schuld und LügeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt