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(A/N: Da das zehnte Kapitel etwas länger ist, werde ich es aufgeteilt posten!)


Ich wartete einen Tag ab

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Ich wartete einen Tag ab. Schließlich war mir klar, dass Thoan alle, die im Anwesen blieben, beauftragt hatte, auf mich aufzupassen und mich möglichst nicht aus den Augen zu lassen. Ich war nicht so naiv zu denken, er würde sich nur auf mein Wort verlassen. Sie alle, Laykin, Kirani, Cadowyn und selbst Elyse und Oteris gaben sich wirklich Mühe, ihren Auftrag so unauffällig wie nur möglich auszuführen. Ändern tat es an der Tatsache, dass ich förmlich beschattet wurde, jedoch trotzdem nichts. Also hatte ich mich dazu entschieden, mir einen Tag lang Zeit zu nehmen, um sie in Sicherheit zu wiegen, ihnen zu zeigen, dass ich nicht vorhatte, ihnen Probleme zu bereiten. Stattdessen übte ich brav an meiner mentalen Barriere, tratschte ausgelassen mit Kirani und verlor haushoch im Armdrücken gegen Oteris. Und mit jeder Stunde, die verstrich, konnte ich sehen, wie sich ihre Mienen entspannten, wie sie ausgelassener wurden und anfingen, mir zu vertrauen. Ich wusste, dass ein einziger Tag keine Berge versetzen würde, was das betraf, doch mehr hatte ich leider nicht. Thoan würde nur drei Tage weg sein und ich durfte keine Zeit verschwenden. Vielleicht würde sich mir nie wieder eine solche Gelegenheit bieten.

Seit Thoan mir an meinem ersten Tag hier das Haus gezeigt und mich herumgeführt hatte, konnte ich einfach nicht aufhören, an den Wald hinter dem Anwesen zu denken. Thoan hatte mich von Anfang an vor ihm gewarnt, mir verboten, ihn zu betreten. Doch das stachelte meine Neugier, den Drang diesen sagenumwobenen Wald der Weisheit zu erkunden, nur noch mehr an. Zunächst hatte ich nicht verstanden, was mich daran so faszinierte, doch irgendwann wurde es mir dann klar. Die Vorstellung einen Sinn in meinem Leben, in alldem, was passiert war, was ich durchgemacht hatte, zu finden, war so unfassbar verlockend, dass ich selbst die mögliche Gefahr, die mich dort erwarten könnte, in Kauf nehmen würde. Ich war sicher: Das war es wert.

Es war bereits Tag Zwei, seit Thoan gegangen war. Elyse stand mit zufriedener Miene und in die Hüften gestemmten Händen im Esszimmer und ließ ihren Blick über jeden einzelnen von uns wandern. „Und? Es war köstlich, oder? Gerade zu grandios, nicht wahr?" Sie hatte ein neues Rezept ausprobiert und sich nicht vom Fleck gerührt, bis nicht jeder Teller leergegessen war. Und ja, sie hatte recht, es war wirklich grandios gewesen. Aber das war so gut wie jedes Gericht, das sie zauberte.

„Vielen Dank, Elyse. Es war wirklich sehr lecker", sagte ich und musste sofort über ihren stolzen Gesichtsausdruck schmunzeln.

„Ich bin sowas von überfressen", murmelte Cadowyn nahezu gequält, umfasste seinen Bauch und ließ sich mit dem Gesicht auf den Tisch sinken. „Du solltest aufhören, so gut zu kochen, Elyse. Ich werde fett..."

„Mmh, so ein Mittagsschläfchen wäre grad echt nicht übel", schaltete sich nun auch Kirani ein und gähnte ausgiebig. Und genau das war mein Stichwort, der Moment auf den ich schon den ganzen Tag gewartet hatte. Das war meine Gelegenheit.

Riscéa - Schuld und LügeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt