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Es war so kalt

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Es war so kalt. Aber vor einiger Zeit hatte ich aufgehört zu zittern, mittlerweile saß ich bewegungslos und mit angezogenen Knien da und versuchte, dem Drang zu schlafen nicht nachzugeben. Eigentlich war mir klar, dass nichts passieren würde, wenn ich einschlief, aber der Gedanke, so schutzlos in dieser Zelle zu sitzen, hielt mich davon ab.

Die Wachen hatten mich sofort zurück ins Anwesen gebracht und nachdem auch Kiranis Abwesenheit bemerkt worden war, war es eigentlich schon geklärte Sache gewesen. Ich hatte auch nicht versucht, es abzustreiten. Einen Moment lang musste ich mir sogar ein selbstzufriedenes Lächeln verkneifen, als ich die Panik der Wachen, ihren Schock und das Unverständnis in ihren Augen gesehen hatte. Was auch immer nun noch kommen würde, Prijan und ich hatten es geschafft.

Ich wusste nicht, ob Argmis bereits über alles unterrichtet worden war, ob Nescan schon davon wusste. Ob Eath wusste, dass ich hier unten war.

Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie er reagieren würde. Was er von mir denken würde. Wahrscheinlich würde er enttäuscht sein, vielleicht würde er sogar darüber nachdenken, ob er sich wohl in mir getäuscht hatte. Und womöglich war das auch so.

Sie brachten mir nichts zu essen. Und Wasser bekam ich nur in so großen Abständen, dass ich mich jedes Mal wieder wie eine Verdurstende benahm, wenn ich endlich die Flüssigkeit auf meiner Zunge spüren konnte. Immerhin hatten sie mir meinen Mantel nicht abgenommen, denn auch mit ihm konnte ich die Kälte in meinen Gliedern deutlich spüren. Es war mir wirklich ein Rätsel, wie die anderen Gefangenen – die, die nichts weiter als zerrissene Lumpen trugen – es hier unten aushielten.

Mein Zeitgefühl verlor ich relativ schnell. Ich hatte keine Ahnung, ob die Sonne schon aufgegangen war, ob sie vielleicht schon bald wieder untergehen würde. Das war es, was mich wahrscheinlich am meisten störte. Noch nicht einmal der erbärmliche, widerliche Eimer, den sie mir für den Klogang in die Zelle gestellt hatten, nervte mich so sehr. Ich konnte überhaupt nicht einschätzen, wie lange ich schon in dieser Zelle saß. Es hatte auch keinen Sinn, die drei Männer zu fragen, die direkt vor meinen Gitterstäben standen. Egal, was ich sagte, sie ignorierten mich. Deswegen wusste ich auch nicht, was mich erwarten würde. So wie ich es bei Kirani verstanden hatte, würden sie mich früher oder später vor drei Richter führen. Und da ich nicht für mich selber würde aussagen können, konnte ich mir bereits sehr gut ausmalen, wie das alles ablaufen würde. Der Täter oder die Täterin hatte dutzende Wachen vergiftet, eine Gefangene befreit und weigerte sich nun auch noch zu verraten, wer der Mittäter war.

Sie hatten mich danach gefragt, hatten wissen wollen, wer die zweite Person gewesen war, die mir offensichtlich bei der ganzen Sache geholfen hatte. Aber ich hatte geschwiegen wie ein Grab. Und das würde ich auch weiterhin tun. Keiner von ihnen würde jemals von mir erfahren, dass Prijan mir geholfen hatte.

Einen Augenblick lang hatte ich Angst gehabt, sie würden wegen des Uratonnebels auf Narah schließen können, aber da dieser nicht nachweisbar war, brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Sollte es darauf ankommen, würde ich mir irgendetwas ausdenken.

Riscéa - Schuld und LügeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt