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Es war schon sehr spät, als Jerasq sich zu Thoans Arbeitszimmer begab und anklopfte

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Es war schon sehr spät, als Jerasq sich zu Thoans Arbeitszimmer begab und anklopfte. Er hatte seinen Freund vor einigen Stunden nach Hause kommen hören, hatte jedoch entschieden, ihn erst einmal ankommen zu lassen.

„Ja?", ertönte seine müde Stimme und Jerasq trat in das abgedunkelte Zimmer. Thoan saß auf einem der beiden beigen Sessel und sah auf. Wie immer war das Zimmer aufgeräumt, so gut, dass es nahezu leer erschien. Auf dem Schreibtisch aus dunklem Holz war nur eine Landkarte zu finden, in dem kleinen Regal dahinter standen höchstens zehn Bücher. Keine Pflanzen, noch nicht einmal ein Teppich. Innerlich schüttelte Jerasq den Kopf über ihn. Das war sehr typisch für Thoan. Er mochte es schlicht und einfach, am besten geordnet. Er brauchte ein System, das er erkennen und dem er folgen konnte. Und das spiegelte sich auch in völlig alltäglichen Dingen wider.

Jerasq ließ sich in dem anderen Sessel, genau gegenüber von Thoan nieder. Eine Weile lang schwiegen sie einfach nur und jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach.

„Wie war dein Ausflug?", fragte Jerasq schließlich. Ohne zu zögern zog Thoan einen zerknitterten Zettel aus der Tasche seines dünnen Mantels, der auf der Armlehne lag, und reichte ihn seinem Freund.

„Mehr oder weniger aufschlussreich. Als ich Allyra damals im Dacium geholt habe, hat ihr irgendjemand diesen Zettel ins Zimmer geworfen." Misstrauisch betrachtete Jerasq den Zettel. Sofort erkannte er, was es mit ihm auf sich hatte. Er nickte. „Mächtige Magie, das schaffen nicht so viele..."

„Genau. Und meinen Nachforschungen der letzten Tage nach zu urteilen, ist es am wahrscheinlichsten, dass die Nachricht von Ceszia ist."

Überrascht hob Jerasq eine Augenbraue. „Königin Ceszia? Wir reden hier schon von der gleichen Person, oder? Was hätte sie denn für einen Nutzen, Allyra diese Nachricht zu schicken? Ich hätte schwören können, dass sie noch nicht einmal von ihrer Existenz weiß." Das kleine Nachbarland Eleiwyr lebte sehr abgeschottet und interessierte sich nur selten für die Angelegenheiten anderer. Mit Königin Ceszia an der Spitze war das Reich mächtiger geworden, noch weniger auf andere Länder angewiesen. Es wurde sogar ein ganz klein wenig gefürchtet, denn jeder wusste, dass Ceszia besondere Fähigkeiten besaß.

„Ich denke auch nicht, dass Ceszia der Absender der Nachricht war. Aber ich glaube, dass sie jemandem den Dienst erwiesen und diese Nachricht verfasst hat", erklärte Thoan und kniff dabei unwillkürlich die Augen zusammen.

„Ich nehme an, du hast vor, ihr einen Besuch abzustatten?", folgerte Jerasq und behielt recht.

„Ja. Ich werde alles in die Wege leiten und wenn alles reibungslos verläuft, sollten wir in etwa zwei Wochen die Erlaubnis für einen Besuch bekommen." Erschöpft strich sich Thoan über das Gesicht. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen, von genug Schlaf konnte definitiv nicht die Rede sein. Trotzdem fiel ihm an Jerasqs steinernen, unerschütterlichen Miene auf, dass er nicht zu ihm gekommen war, um ihn nach seinen Nachforschungen zu fragen.

Riscéa - Schuld und LügeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt