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Wenn mir jemand noch vor einigen Wochen erzählt hätte, dass ich irgendwann zusammen mit dem Mörder meines Bruders aus dem Palast in Eleiwyr fliehen würde, hätte ich gelacht

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Wenn mir jemand noch vor einigen Wochen erzählt hätte, dass ich irgendwann zusammen mit dem Mörder meines Bruders aus dem Palast in Eleiwyr fliehen würde, hätte ich gelacht...oder geweint, je nachdem. Nun stand ich aber tatsächlich neben Eathiran und starrte aus dem offenen Fenster, während mir der kühle Nachtwind eine Gänsehaut bescherte.

„Was willst du machen? Aus dem Fenster springen? Bist du völlig verrückt?!", fragte ich entgeistert. Der Boden musste mindestens zwanzig oder vielleicht sogar dreißig Meter entfernt sein. So genau konnte ich das nicht einschätzen – so oder so war es aber verdammt hoch.

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Eathiran mir einen amüsierten Blick zuwarf. Vielleicht hatte er ja doch noch vor, mich umzubringen...

„So verlockend die Vorstellung für dich sein muss, mich in den Tod springen zu sehen – nein, ich habe nicht vor, das zu tun", sagte er dann und hatte nicht ganz unrecht mit seiner Vermutung. Aber da ich mich dazu entschieden hatte, für die nächste Stunde meinen Hass, so gut es ging, zu ignorieren, sagte ich ihm das nicht. Stattdessen sah ich ihn fragend an.

„Sag bloß, du kannst fliegen? Hätte dich eher für den Feuerspeienden-Typ gehalten." Der Sarkasmus, der in meiner Stimme mitschwang, entging ihm nicht. Und wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig deutete, schien er doch wirklich Spaß an dieser gesamten Situation zu haben.

„Wenn du nur wüsstest, wie viel Ironie in deiner Aussage steckt..."

Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und wartete darauf, dass er mich aufklärte, doch das hatte er wohl nicht vor. Denn anstatt näher darauf einzugehen, deutete er links aus dem Fenster.

„Das nennt man 'Leiter'." Und tatsächlich: Direkt neben meinem Fenster befand sich eine Leiter, die noch weiter hinauf führte – aber auch nach unten. Wenn man jedoch nicht davon wusste, war sie im Dunkeln praktisch unsichtbar.

„Danke für den Tipp", entgegnete ich trocken, nur um gleich darauf noch einmal zu überprüfen, dass meine Tasche sicher an meiner Seite und geschlossen war. Dann wollte ich auch schon ein Bein über den Rand des Fensters schwingen, als mir ein kleines, aber wichtiges Problem auffiel. Beide schauten wir auf mein Kleid, das mir relativ wenig Spielraum für ausladende Bewegungen bot.

„Oh Mann, wenn Ceszia das jemals erfährt, lässt sie mich köpfen...", murmelte Eathiran, bevor er sich hinunterbeugte und ohne auf meine Proteste zu achten, den Stoff meines Kleides auseinanderriss.

„Hast du sie noch alle?!", fragte ich empört und betrachtete ungläubig den riesigen Riss, durch den ich meine Beine zwar nun nach Belieben bewegen konnte, aber der das Kleid vollkommen verunstaltete.

„Wir haben keine Zeit für großartige Umziehaktionen. Ich will echt nicht wissen, wie lange du gebraucht hättest, um aus dem Teil herauszukommen. Außerdem", er ließ seinen Blick über meinen Körper wandern. „So sieht es viel besser aus." Mit den Schultern zuckend und mit einer Miene, die unschuldiger nicht hätte sein können, verschlug er mir doch tatsächlich die Sprache. Was für ein -

Riscéa - Schuld und LügeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt