40

1.9K 207 83
                                    

Als wir vor der großen Doppeltür ankamen, blieben wir noch einmal kurz stehen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Als wir vor der großen Doppeltür ankamen, blieben wir noch einmal kurz stehen. Eath drehte sich zu mir und nahm mich, ohne ein weiteres Wort, in die Arme. Vor all den Wachen, die um uns herumstanden. Und ich hätte ihn nur zu gerne ebenfalls umarmt, wenn mir einer von Argmis' Männern nicht zuvor die Handgelenke zusammengebunden hätte. Außerdem hatten sie mir den Mund zugeklebt, damit ich ja keinen Laut von mir geben konnte, sobald wir vor den Richtern stand.

Als sich daraufhin die Türen öffneten und ich hineingeführt wurde, war ich ziemlich überrascht, dass kaum jemand in dem großen Saal versammelt war. Nur einige Wachen, die auf ihren Posten standen.

Eath blieb draußen, er durfte nicht mit rein. Ich wusste jedoch nicht, ob das daran lag, dass wir beide ein enges Verhältnis zueinander hatten, oder ob das eine allgemeine Regelung darstellte.

Die Türen schlossen sich mit einem Knall, der noch mehrere Male im Saal widerhallte. Die beiden Wachen, die sich rechts und links von mir platziert hatten, verließen meine Seite für keinen Moment. Sie führten mich in die Mitte des Raums, wo wir schließlich stehenblieben, verschränkten die Arme hinter dem Rücken und standen so aufrecht, als hätten sie den König vor sich. Aber so war es nicht. Nicht Argmis saß dort auf dem Podest, welches vor uns aufgebaut worden war, sondern drei in schwarze Gewänder gehüllte Gestalten. Sie alle saßen mit dem Rücken zu uns und hatten sich Kapuzen über die Köpfe gezogen. Ich konnte noch nicht einmal erahnen, ob es sich um Männer oder Frauen handelte, ob es nur Menschen waren oder nur Astóric. War vielleicht ein Magier dabei? Am wahrscheinlichsten war, dass Argmis sich Astóric als Richter ausgesucht hatte, aber sicher sein konnte ich mir nicht.

Einige Minuten passierte gar nichts. Alle schwiegen und schienen auf etwas zu warten, als dann endlich ein Mann hervortrat und sich direkt vor das Podest stellte. Und erst als er anfing zu sprechen, wurde mir klar, was seine Aufgabe war. Er würde derjenige sein, der den Richtern von meinen Vergehen berichten würde.

Großartig.

Er strich sich über seine Glatze und kratzte sich dann am Hals. Er war klein und sehr dünn und auch das weite Hemd, das er trug, konnte dies nicht verbergen.

„Den heutigen Fall", begann er und seine schrille Stimme ließ mich eine Grimasse ziehen, „haben wir den folgenden Taten zu verdanken: Die nicht lebensbedrohliche Vergiftung von dutzenden Wachen, das Entwenden magischer Gegenstände" – damit meinte er wohl den Schlüssel – „die Befreiung einer Gefangenen und das unerlaubte Benutzen geheimer Gänge."

Er holte tief Luft. „Außerdem ist der oder die Schuldige nicht bereit, zu kooperieren und uns zu verraten, wessen Hilfe er oder sie in Anspruch genommen hat."

Wow, immerhin hat er dazugesagt, dass die Vergiftung nicht lebensbedrohlich war. Vielleicht brachte mir das ja ein paar Pluspunkte ein.

„Konnte die Gefangene fliehen?" Ich erstarrte, als diese merkwürdige Stimme ertönte. Sie war tief und hoch zugleich, sanft und hart und wenn ich es hätte umschreiben müssen: Wie nicht von dieser Welt. Es war, als hätte sie die Worte gar nicht wirklich gesprochen, als wäre es mehr eine Melodie gewesen, die sich im Saal ausgebreitet hatte. Und doch hatte ich genau verstanden, wie die Frage gelautet hatte.

Riscéa - Schuld und LügeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt