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Wir benötigten etwa einen halben Tag, bis wir endlich das Anwesen des Glyths erreichten

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Wir benötigten etwa einen halben Tag, bis wir endlich das Anwesen des Glyths erreichten. Es war groß und im Grunde mitten im Nirgendwo platziert. Ob er es hatte extra für sich bauen lassen? Oder hatte das Gebäude schon zuvor hier gestanden?

Die Fassade war weiß und schlicht gehalten, die Doppeltür, die ins Innere des Anwesens führte, war aus dunklem Holz. Ansonsten war das einzig Auffällige das Gewächs mit den dunkelblauen Blüten, das an einer der Außenwände emporwuchs. In Sevea hatte ich schon deutlich eindrucksvollere Gebäude gesehen und dennoch war ich beeindruckt. Es war schön und geschmackvoll und wenn ich ehrlich war, hatte ich das dem Glyth nicht zugetraut. Ich hatte eher, na ja, etwas Düsteres erwartet, in Richtung Verlies oder so. Vielleicht lag das auch nur daran, dass ich Angst davor gehabt hatte, er würde mich irgendwo einsperren und nie wieder rauslassen.

Wie viele Bewohner das Haus wohl hatte? Oder lebte er hier allein mit Sacros? Eine komische Vorstellung, wenn ich so darüber nachdachte...

Einige Meter vor dem Eingang zog Thoan schließlich an den Zügeln und das Pferd blieb stehen. Daraufhin stieg der Glyth elegant ab und half auch mir das Gleiche zu tun. Nur, dass es bei mir wahrscheinlich nicht einmal halb so elegant und gekonnt aussah. Ohne ein Wort zu wechseln, übergab er den Hengst an Sacros, der die Zügel ohne Widerrede annahm und nun die beiden Pferde hinter das Anwesen führte, während Thoan sich bereits auf den Weg zur Tür machte. Ich brauchte einen Moment, bevor ich mich vom Fleck rühren konnte. Irgendwie war ich mir nicht ganz sicher, was nun von mir erwartet wurde. Eigentlich wusste ich nicht mal, warum ich überhaupt hier war. Und obwohl mich diese Ungewissheit unfassbar nervte, schob ich den Gedanken erstmal zur Seite. Dabei klammerte ich mich an das Versprechen des Glyths, mir bei gegebener Zeit alles zu erklären und mir all meine Fragen zu beantworten.

Und dieses Versprechen würde ich auf gar keinen Fall vergessen. Darauf konnte er sich verlassen.

Als ich Thoan schließlich hinterherlief, merkte ich erst, wie verspannt ich vom Reiten war. Wer hätte denken können, dass es so anstrengend sein konnte, sich von einem Ort zum anderen tragen zu lassen...

Gerade als ich neben Thoan getreten war und er bereits die Tür öffnen wollte, öffnete sie sich von selbst. Erst als ich den Mann Gegenüber von uns entdeckte, wurde mir klar, dass das kein cooler Glyth-Trick gewesen war. Das hätte mich auch wirklich überrascht, schließlich waren die Fähigkeiten der Glyth nicht physischer Natur.

„Thoan?! Was tust du denn so früh hier?" Der Mann stieß einen langen und tieftraurigen Seufzer aus. „Eigentlich hab ich gehofft, noch etwas länger Ruhe zu haben...na toll...", begrüßte er uns und verdrehte genervt die Augen. Gleichzeitig fragte ich mich, ob irgendetwas mit meinem Gehör nicht in Ordnung war. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Zu Thoan?

Zu meiner Überraschung grinste Letzterer nur. „Ich freue mich auch dich wiederzusehen, Laykin."

Dieser ignorierte Thoan jedoch und richtete seinen Blick stattdessen auf mich. Und nun, da ich ihm direkt in seine unheimlich hellen, blauen Augen sehen konnte, traf mich die Erkenntnis wie ein heftiger Schlag ins Gesicht. Thoan würde also nicht der einzige Glyth bleiben, dem ich von nun an über den Weg laufen würde, wenn ich richtig in der Annahme lag, dass auch Laykin in seinem Anwesen hauste.

Riscéa - Schuld und LügeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt