Castor:
Das Haus gehört mal wieder ganz allein mir, weil meine Eltern nicht zuhause sind.
Ich sollte dankbar sein, dass sie so viel arbeiten, immerhin schaffen sie so Geld an, aber 1. Sind wir schon reich genug und 2. Glaube ich schon lange nicht mehr daran, dass sie so viel arbeiten und das auch noch jedes Wochenende.Dass meine Mutter fremdgegangen ist, weiß ich und wenn sie es weiterhin tun würde, würde es mich nicht wundern.
Sie ist ein gefühlskaltes Miststück, also genau wie ich.
Nur Dad würde ich es nicht zutrauen. Er liebt Mum und er liebt mich. Er würde nicht das Risiko eingehen, unsere Familie zu zerstören.Deshalb ist er auch derjenige, der am heutigen Tage nachhause kommt und mich auf dem Sofa gammelnd entdeckt.
Sichtlich verwundert jetzt er sich zu mir. „Nanu, was ist denn mit dir los?"
Begrüßt er mich, während er mir einen Kuss auf den Haaransatz gibt.
Ich seufze. „Ich habe jetzt einen festen Freund, Dad"
Er zieht überrascht die Augenbrauen hoch. „Ja, dass ich das noch erleben darf" Sogar mein Dad weiß, was für einen Schlampe ich bin, ja super.
War aber irgendwie klar, immerhin war ich schon von klein auf das Gesprächsthema Nummer eins in unserer Umgebung.Mein Vater mustert mich eine Weile, ehe er sich zu mir auf das Sofa setzt. „Klär mich auf, wenn ich mich täusche, aber für gewöhnlich ist man doch glücklich, wenn man frisch in einer Beziehung ist. Es ist doch toll jemanden zu haben, den man liebt und der einen liebt, mh?" Einfühlsam sieht er mich an.
Ich schalte den Fernseher aus und drehe mich zu ihm. „Das Problem ist aber, dass ich ihn nicht liebe. Sondern einen anderen, aber der will nichts von mir, obwohl er es theoretisch könnte, weil er pansexuell ist. Aber wahrscheinlich weiß er einfach, dass ich ein schlechter Mensch bin. Nur das kann ich nicht ändern und deshalb wird er mich niemals lieben" Meine Schultern sacken ein, sodass nun auch noch meine Körperhaltung davon spricht, wie verzweifelt und deprimiert ich bin.„Wenn du deinen Freund nicht liebst, wieso bist du denn dann mit ihm zusammen?" Mein Dad wirkt überfordert.
Ich zucke mit den Schultern. „Das hat sich so ergeben"
Er sieht mich streng an, so als würde er mir am liebsten gleich einen scheuern, um mich wachzurütteln. „Du bist kein schlechter Mensch, Castor, aber wenn du so mit den Gefühlen der Menschen um dich herum spielst, dann schon. Beende das mit deinem ungewollten Freund und sag dem andren, was du empfindest. Es kostet immerhin großen Mut, das zu tun und vielleicht fühlt er ja auch etwas für dich und traut es sich nur nicht, dir zu sagen. Wenn ich damals so einer gewesen wäre wie du es jetzt bist, hätte ich deine Mutter niemals rumbekommen."
Ich schnaube abfällig. „Dann hättest du jetzt ein viel besseres Leben"
Mein Vater nimmt es gelassen und wuschelt mir durch die Haare. „Aber ich hätte keine so wundervollen Sohn wie dich."
Ich sehe ihn böse an, weil er meine Frisur ruiniert hat, während er leicht lachend aus dem Raum geht.Als er weg ist, seufze ich schwer. Er hat ja Recht.
Ich rege mich auf, weil ich ein besserer Mensch sein will und lasse dann Gelegenheiten aus, mich zu verbessern.
Ich sollte mit Brad reden.Irgendwie habe ich Angst davor. Ich will ihn nicht verletzten und er ist mir schon irgendwie wichtig geworden.
Mehr aber auch nicht und ich weiß, dass das für eine Beziehung nicht ausreicht, vor allem weil es nichts im Gegensatz zu meinen Gefühlen für Lucas ist.Ich schreibe Brad also eine Nachricht, dass er vorbeikommen soll. Er liest es nach zehn Minuten und braucht weitere, um das vor der Tür zu stehen.
„Ich gehe schon!", rufe ich meinem Dad zu und öffne die Tür.Brad sieht irgendwie fertig aus, obwohl er lächelt. „Hei Kleiner" Er küsst meinen Stirn. „Wieso sollte ich kommen?"
Da ich das nicht an der Türe besprechen kann, ziehe ich ihn in das Haus und direkt weiter ins Wohnzimmer.
Ich würde ihn ja mit in mein Zimmer nehmen, aber das hat Cody noch immer nicht aufgeräumt.„Ich muss mit dir reden", beginne ich das Gespräch.
„Ich auch mit dir", meint er nickend.
„Du zuerst", sagen wir dann beide gleichzeitig, schauen uns danach überrascht an und Lachen leicht.„Ladies first", sagt er dann zwinkernd.
Ich verdrehe die Augen, war ja klar.
„Mann voran", gebe ich zurück, was ihn zum Lachen bringt.Doch als er merkt, dass ich darauf warte, dass er endlich redet, wird er sichtlich nervös.
Unruhig ist er schon die ganze Zeit, auch wenn er es zu verbergen versucht. „Ich weiß echt nicht, wie ich das sagen soll, Cas. Ich bin echt krass in dich verknallt und ich hab mich sehr gefreut, dass... Naja du und ich, dass sich das ergeben hat, aber ich hab vorhin einfach nicht nachgedacht und dann irgendwie mit Coop geschlafen"
Nervös abwartend sieht er mich an.„Wie irgendwie? Hast du oder hast du nicht?"
Er sieht zu Boden. „Ja, hab ich."
„Wieso das denn?" So ziemlich alles an dieser Tatsache verstört mich, denn einerseits behauptet Brad, mich zu lieben und im nächsten Moment steigt er mit seinem besten Freund in die Kiste, der auch noch als hetero gilt. Gibt's mein Leben eigentlich auch in unkompliziert?„Er hat gesagt, dass er mich schon seit Jahren liebt und dann hat er mich geküsst und wollte dann aber abhauen. Ich hatte solche Angst, ihn zu verlieren und da hab ich halt mit ihm geschlafen. Aber es war schrecklich. Es war als würde mein Bruder mich flachlegen."
Unwillkürlich muss ich schmunzeln. „Er hat dich flachgelegt?"
Brad sieht mich verstört an. „Ich erzähle dir, dass ich dich betrogen habe, und das einzige, das dich interessiert ist, dass ich dabei bottom war?"
Ertappt kratze ich mich im Nacken, während ich leicht grinsen muss.„War es denn wirklich so schrecklich, oder redest du dir das nur ein, um nicht zuzugeben wie gut es war?" Wissend sehe ich ihn an.
Er seufzt frustriert. „Ich weiß es nicht. Es war natürlich gut, aber... Wieso reden wir überhaupt darüber?" Leicht verzweifelt blickt er mich aus seinen Rehaugen an.
Ich rutsche auf dem Sofa näher zu ihm, um ihm meine Hand auf das Knie zu legen. „Du bist ein bewundernswerter Mensch, Brad. Manchmal wünsche ich mir, mehr so zu sein wie du, das meine ich wirklich ernst, aber gerade deswegen passe ich so wenig zu dir. Ich denke, vielleicht solltest du dich an Cooper halten. Er hat ja anscheinend echt was für dich übrig und hässlich ist er auch nicht"
Brad nickt niedergeschlagen.Dann ist es eine Weile still, bis ich ihn leise sprechen höre.
„Wirst du es ihm sagen?"
Ich will nachfragen, wovon er spricht, doch er erklärt sich von selbst, als er den Kopf hebt und mich ansieht. „Wirst du Lucas sagen, dass du ihn liebst?"
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Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)
Teen FictionAchtung! Dies ist nicht die Geschichte einer Liebe wie sie beginnt, sondern wie sie endet. Aber vielleicht sollten wir doch erstmal von vorne anfangen: Es waren einmal zwei Jungs, beste Freunde, die unzertrennlich waren. Sie wuchsen zusammen auf un...