Lucas:
Seit einer Woche ist Cas irgendwie seltsam drauf.
Ich habe ihn weder lachen noch grinsen sehen und das ist bei ihm ein schlimmes Zeichen.
Außerdem hat er zwei Tage hintereinander dieselben Klamotten getragen, was ebenfalls sehr untypisch für ihn ist.
Er hat auch kaum gesprochen, wurde im Unterricht nicht aufgefordert die Klappe zu halten, nichts.Er kommt mir fast so vor wie damals... Ich weiß, wir sind nicht mehr befreundet, aber es erinnert mich an diese Zeit vor zwei Jahren, in der einfach alles viel zu schwierig war.
Flashback:
Cas hatte seinen ersten festen Freund, doch außer mir wusste davon keiner. Deshalb war ich sein einziger Ansprechpartner dafür. Aber ich hatte seinen Freund nie gemocht. Seit Cas mit ihm zusammen war, war er irgendwie seltsam. Er wurde so aggressiv bei jeder Kleinigkeit und tat seltsame Dinge.
Er war einfach nicht mehr er selbst und das hasste ich.Bald erkläre sich der Grund dafür, denn als ich meinem besten Freund einen Überraschungsbesuch abstattete, fand ich ihn in seinem Bett mit seinem Freund vor.
Ich wäre erleichtert gewesen, wenn ich sie nur beim Sex erwischt hätte, aber so einfach war es nicht.
Beide gaben sich gerade gegenseitig eine Spritze und sahen mich dann geschockt an.„Was ist das?", knurrte ich bedrohlich, schloss die Tür hinter mir. Cas schluckte hart, während er zu mir hoch sah, seine Augen waren glasig, wirkten abwesend.
„Was ist das?!" Ich schrie ihn an, ihn und seinen Freund, der im Gegensatz zu Cas noch bei Sinnen war.„Das ist nur ein bisschen Heroin. Mach kein Drama" Er steckte die Spritzen wieder ein, vorbei die aus seinem Arm gar nicht betätigt worden war. Nur Cas'.
Ich sah mir seinen Arm an, erkannte, dass schon mehrere Stiche in der Haut hatte, die mir bisher niemals aufgefallen waren.
Von wegen ihm war sogar im Sommer kalt. Er hatte mich eiskalt angelogen, um zusammen mit seinem Freund Drogen zu konsumieren. Ich konnte es nicht fassen. Ich war so sauer wie noch nie, doch ich hatte auch Sorge, die alles überschattete.„Raus hier", forderte ich an Seth gewandt.
Er lachte mich aus. „Geh du doch raus. Er ist immerhin mein fester Freund"
„Dem du Drogen gegeben hast, du Arschloch! Verpiss dich und lass dich nicht mehr hier blicken!" Ich zischte ihn an, um nicht schreien zu müssen, zerrte ihn aus dem Bett und vor die Tür, ehe ich sie zu knallte und wieder zurück in Cas Zimmer ging.
Schon damals, waren seine Eltern kaum zuhause gewesen und bekamen nichts von dem mit, was mit ihrem Kind passierte.Er lag dort auf dem Bett und sah sich die Zimmerdecke an, lächelte. Seine Pupillen waren kaum erkennbar, als ich mich über ihn beugte, um ihn zu mustern.
Er nahm sofort mein Gesicht in die Hände und fuhr darüber. „Bist du mein Engel?", fragte er.
Sogar seine Stimme klang anders. „Du bist so schön."Ich schüttelte den Kopf. Es brach mir das Herz, ihn so zu sehen.
Noch schlimmer aber war es, als er ausnüchterte, da mir bewusst wurde, dass er nicht nüchtern sein wollte.
Er war süchtig danach, er bildete sich ein, er würde Seth lieben, doch in Wahrheit liebte er nur die Drogen, die der ihm beschaffte.
Ihm das bewusst zu machen, war die schlimmste Zeit meines Lebens. Er hasste mich in der Zeit, als ich ihn von Seth und allen anderen fernhielt, er schlug mich, er spuckte mit ins Gesicht, er beleidigte mich.
Aber all das war nichts im Gegensatz dazu, ihn so verzweifelt zu sehen, zitternd und zugleich schwitzend, ängstlich, panisch.
Er dachte, ich würde ihm all das antun und Seth und die Drogen würden ihn heilen.Aber es gab auch Momente, in denen ihm die Wahrheit bewusst war. Dann brach er weinend in meinen Armen zusammen und hasste sich selbst dafür, dass er sich zu einem Junkie gemacht hatte.
Flashback ende.
Ich bin nicht stolz darauf, dass ich Cas mit seiner ehemaligen Drogensucht erpresse, damit er niemandem erzählt, dass ich mit ihm geschlafen habe, doch nach allem, was wir durchgemacht haben, vertraue ich ihm nicht mehr genug, um seinem Wort genügend glauben zu denken, um mir sicher zu sein, dass er ein Geheimnis wahren kann.
Das alles ändert aber nichts daran, dass Cas sich plötzlich wieder so benimmt wie damals. Deshalb statte ich ihm nach der Schule einen Besuch ab.
ER braucht lange, um die Tür zu öffnen und wirkt überrascht, als er mich dann erkennt. „Was machst du denn hier?" Trotzdem öffnet er die Tür weiter, damit ich reinkommen kann.„Nimmst du wieder Drogen?" Ich komme direkt zur Sache und sehe ihn autoritär an.
Er reißt für einen Moment die Augen auf und schüttelt dann den Kopf.„Zeig mir deine Arme", fordere ich.
Er zieht die Augenbrauen zusammen. „Sag mal, spinnst du? Ich muss dir gar nichts beweisen. Außerdem nehme ich keine Drogen mehr, vertrau mir einfach. Ich weiß, dass das nicht gut für mich ist"Diese Worte habe ich schon so oft von ihm gehört und ihn dann hinterher immer wieder mit Seth im Vollrausch erwischt. Daher gehe ich einfach zu ihm und zerrte an seiner Jacke herum, um mir seine Arme anzusehen.
Und er hat die Wahrheit gesagt, denn kein einziger frischer Stich zeichnet sich darauf ab.Angepisst schnaubt er, während er die Ärmel wieder nach unten schiebt. „Selbst wenn. Was würde es dich interessieren? Ich bin dir egal. Ich bin doch allen egal. Alle wollen irgendetwas von mir, erwarten etwas von mir und wenn ich es ihnen nicht geben kann, dann soll ich gefällst dafür sorgen, dass ich es kann. Aber vielleicht will ich das ja gar nicht. Ich bin zufrieden mit meinem Leben und ich brauche auch keine anderen, die mir sagen, dass ich alles falsch mache und mir einen besseren Weg vorschlagen. Egal was ich mache, es ist doch sowieso falsch und enttäuscht alle nur. Ich bin aber der, der mit meinem Leben leben muss und ich bin glücklich so" Er verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich fest an.
Ich glaube ihm kein Wort, dafür kenne ich ihn einfach zu gut. „Wieso siehst du dann nicht glücklich aus?", frage ich ihn.
Ich weiß, wie er ist, wenn er wirklich glücklich ist. Sein normaler Zustand ist dieser aufgedrehte, lustige, fröhliche, aber wenn er so richtig glücklich ist, dann wird er zurückhaltend und eher schüchtern und genießt das Glück in seinem Inneren für sich.
Aber so wie er jetzt ist, geht es ihm einfach nur scheiße.
Ich weiß nicht, wieso mich das überhaupt noch interessiert. Aber das ist auch gar nicht wichtig, denn das tut es und ändern kann ich daran nichts.„Brad will mich daten", murmelt Cas dann leise.
Ich sehe ihn verwirrt an. „ER mag dich halt. Was ist denn schlimm daran?"
Cas schaut mich an, als sei ich total verblödet. „Alles. Weil ich weiß, dass er irgendwann anfangen würde zu versuchen mich zu verändern und in das Muster zu zwingen, das er von mir erwartet. Der Gedanke daran, mich an jemanden zu binden, versetzt mich regelrecht in Panik, Lucas. Ich kann mich nicht einsperren lassen, ich brauche meine Freiheit. Wenn ich wieder anfange etwas andern Leuten zur Liebe zu machen, dann endet es nur so wie mit Seth. Und dann komme ich nicht mehr von ihm los.
Ich bin ehrlich zu dir, ich war gestern kurz davor ihn anzurufen. Ich wollte es, ich wollte es von mir aus, aber dann habe ich mich daran erinnert, dass du nicht da sein wirst, um meinen Absturz nach dem high abzufangen und ich habe es gelassen, weil ich ohne dich den harten Aufprall ungepolstert erleben müsste."
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Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)
Teen FictionAchtung! Dies ist nicht die Geschichte einer Liebe wie sie beginnt, sondern wie sie endet. Aber vielleicht sollten wir doch erstmal von vorne anfangen: Es waren einmal zwei Jungs, beste Freunde, die unzertrennlich waren. Sie wuchsen zusammen auf un...