46: Wie fühlt sich der Himmel an?

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Lucas:

Er hat so verletzt ausgehen, als sein Dad ihm gesagt hat, dass sich seine Eltern scheiden lassen. Ich kann es gut verstehen, ich finde es gut, dass seine Mutter nun auszieht. In Wahrheit war sie ohnehin nie für ihn da und, dass sie jetzt endlich den Schlussstrich zieht, ist für alle das Beste.
Und ich bin mir sicher, sein Vater findet eine tolle Frau, die zu ihm passt. Oder ein Mann, je nach dem.

Gerade liege ich mit Cas im Bett.
Er schlummert vor sich hin, liegt auf meiner Brust, doch so, dass ich mit meinen Lippen seine Stirn berühren kann.
Hin und wieder murmelt er irgendetwas, das ich nicht verstehe, aber ich lasse ihn weiterschlafen.

Irgendwann allerdings sagt er echt seltsame Dinge, während sich seine Hand in mein Shrit klammert. „...nicht böse... Lucas glücklich sein... nicht wie Mum... Liebt mich... Sucht..."
Bei diesem Wort schalten bei mir die Allarmglocken ein.

Ich streiche ihm durch die Haare, damit er aufwacht, aber er schläft ziemlich fest, sodass ich irgendwann anfange ihn zu rütteln.
Verwirrt schlägt er dann die Augen auf und sieht mich verschlafen an. „Was ist denn?", fragt er genervt.
Ich mustere ihn besorgt. Er scheint sich nicht zu erinnern.

„Ich glaub, du hattest einen Alptraum"
Er gähnt „Das kommt vor." und kuschelt sich dann wieder an mich.
Besorgt nehme ich ihn fester in den Arm, damit sein Unterbewusstsein weiß, dass es aufhören soll, Spielchen mit ihm zu spielen.

Es scheint wohl zu wirken, denn diese Nacht schlafen wir dann zusammen durch, ehe morgens viel zu früh der Wecker klingelt.
Lustlos stehen wir auf, machen uns fertig, wobei ich mir ein Shirt von ihm nehme.
Es ist zwar etwas eng, aber Cas Blick zeigt, dass das meine Figur gut betont und zu verstecken hab ich ja nun echt nichts.

An diesem Tag in der Schule verstecken wir uns nicht, um uns zu küssen.
Cody hat unsere Beziehung immerhin sehr gut aufgenommen und das gibt uns Kraft.
Außerdem hat Coleen auch schon so ihre Vermutungen, doch meinen Eltern wird sie es nicht sagen.

In einer kleinen Zwischenpause zwischen zwei Kursen, die ich mit Cas zusammen habe, umarme ich ihn von hinten, während er aus dem Fenster nach draußen in den Himmel sieht.

„Über was zerbrichst du dir dein hübsches Köpflein?", flüsterte ich gegen seinen Hals, ehe ich die Stelle küsse.
Er legt eine Hand an meinen Kopf und die andere auf meine, die ihn umschlingt.

„Was ist der Himmel?", fragt er.
„Na das da oben" Ich deute in das Blau.
Cas schüttelt den Kopf. „Das meine ich nicht"
Er dreht sich in meinen Armen um, um die Arme um mich zu legen. „Wie fühlt sich der Himmel an? Wie kommt man in den Himmel? Gibt es ihn überhaupt oder ist es nur eine Hoffnung, die für immer vergebens bleiben wird? Und was ist, wenn man nicht in den Himmel kommt? Wenn man ein schlechter Mensch ist, aber alle, die man liebt, im Himmel sind?" Fast schon verzweifelt stellt er all diese Fragen und lehnt dann seine Stirn an meine. „Ich will mit dir in den Himmel und nicht alleine in Hölle", murmelt er.

Ich sehe ihm in die Augen. „Du würdest niemals in die Hölle kommen. Es entschieden ja nicht deine Taten darüber, ob du ein guter oder ein schlechter Mensch bist, sondern deine Gefühle dabei. Außerdem kann man nicht wissen, dass es sowas wie einen Himmel oder ein Hölle gibt. Genauso wenig wie eine Wiedergeburt oder ein Jenseits, die ultimative Wahrheit im Glauben. Das einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass das Leben jetzt stattfindet, genau in diesem Augenblick und dass es vielleicht die einzige Chance ist, glücklich zu sein, egal was danach passiert"

Er lächelt leicht, als er mir durch die Haar streicht. „Dass du so schlau bist, ist echt sexy"
Ich kann nicht anders als einen belustigten Laut auszustoßen, vor allem als er das nächste dann hinzusetzt. „Wundert mich echt, warum du eine Klasse wiederholen musstest"
Ich verdrehe grinsend die Augen. „Halt die Klappe und küss mich lieber", fordere ich.
Das lässt er sich natürlich nicht zweimal sagen, sondern küsst mich sofort.

Dass er so ein guter Küsser ist, sollte mich eigentlich abschrecken, weil es beweist, wie viel Erfahrung er hat, aber da ich das ohnehin schon weiß und von seinen Kusskünsten profitieren kann, denke ich nicht weiter darüber nach.
Ich genieße es, seine Lippen auf meinen zu spüren.

Wenn ich ehrlich bin, kann ich das Ergebnis des HIV Test gar nicht mehr erwarten, damit ich endlich mehr von ihm spüren kann als nur seine Lippen. Okay, wir könnten uns auch gegenseitig einen Wichsen, aber das halte ich für unromantisch. Obwohl, wenn er mir dabei in die Augen sieht und seine Hand sich bewegt....
Okay nein, falsche Gedanken, ganz falsche Gedanken, vollem weil wir noch in der Schule sind.

Ich unterbreche den Kuss, bevor ich noch Gefahr laufe, dass es mich zu sehr anmacht und sehe ihn dann grinsen.
Sofort weiß ich, dass er diese Wirkung mit eingeplant hat und sehe ihn strafend an.
„Du wirst die nächsten Tage nicht flachgelegt. Mach dir keine Hoffnungen", hauche ich ihm zu.
Er wird doch wohl mal warten können.
Er zieht einen Schmollmund.

Ehrlich gesagt wundert es mich, dass er überhaupt mit mir schlafen will. Ich bin aber auch davon ausgegangen, er würde schreiend wegrennen, wenn er von meiner Diagnose erfährt, also zeigt das wohl wie sehr auch ich mich irren kann.

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt