8. Kapitel-Club

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Die Woche verging wieder wie im Fluge.

Ich bekomme eine neue Nachricht:

BFF Marleen: Leute, heute kommen wir bei euch vorbei. Wir treffen uns am Club, beim Kino. Ben und die Band spielen da ein paar Lieder. Und wagt es euch abzusagen.

Rose: Wir kommen nicht wahr. Kate?

Ich rolle mit meinen Augen. Natürlich kann ich nicht Absagen. Schließlich ist der Club nicht wirklich entfernt von mir. Und außerdem bin ich letztes Mal schon nicht mit gekommen.

Rose hat mir nur erzählt, dass Mike sich letztens wieder eine Pitch gesucht hat. Die saß dann bei ihnen an Tisch und Marleen muss sie wohl gefragt haben, was den hinter der ganzen Schminke steckt. Ich glaube das Mädchen hat Ben zu sehr angestarrt. Wenn Marleen so sauer wird.

Heute ziehe ich mir eine Jeans ein und ein Rotes Shirt. Die Schminke lasse ich komplett weg. Hoffentlich lässt mich Rose so reingehen.

Als ich Rose sehe merke ich, dass ich vollkommen falsch gekleidet bin. Sie hat ein Silberes kurzes Kleid an, das glitzert.

Rose sieht mich an und schüttelt den Kopf. „Dein Ernst, Kate?"

Ich zucke mit der Schulter. Ja. Mein Ernst. Warum sollte ich mich auch besonders hübsch kleiden? Für Jungs? Ganz sicher nicht.

Wir fahren los, ich habe nichts mehr an meinen Outfit geändert. Ich finde dieses schlichte gut.

Endlich kommen wir an. Ein Türwart steht vorne. Er sieht Rose an. „Gehört die zu dir?" und nicht zu mir. „Ja!" ,meint Rose. „Dann könnt ihr rein!"

Wir bezahlen und treten dann ein. Gerade spielt eine Band, die mir völlig unbekannt ist.

Ich lasse meinen Blick durch die Menge gleiten. Und da steht er. Mike. Ich wolle nicht nach ihn suchen. Eigentlich. Hat wohl nicht ganz so gut geklappt.

Mike sieht nun auch mich. Kurz runzelt er seine Stirn. Dann wendet er sich, wieder einer hübschen Blondine zu. Die Beiden stehen an der Bar. Sie beginnt zu lachen und man kann es nicht glauben, aber sie sieht noch schönere dadurch aus.

Ich merke, dass ich die beiden immer noch anstarre. Schnell wende ich meinen Blick von beiden ab. Bis ich dann ein Kribbeln in meinen Nacken spüre.

Langsam drehe ich mich um. Mike steht vor mir. „Du hast mich angestarrt!"

Am liebsten hätte ich geantwortet, dass die Blondine neben ihn angeschaut habe, aber ich kann es nicht aussprechen. Ich will es gar nicht sagen.

„Willst du etwas trinken, Honey?" Ich nicke.

„Was? Oder darf ich das für dich aussuchen?" Ich schüttle meinen Kopf und nehme mir Papier mit Stift und schreibe Bitterlemon darauf. Dann schiebe ich den Barkeeper den Zettel zu. Er grinst mich an und ich lächle zurück. Mike guckt ganz komisch. Ich kann seine Emotion nicht ablesen. Plötzlich dreht er mich so das ich ihn direkt gegenüber stehe. „Was sollte das?"

Ich runzle meine Stirn. Was meint Mike?

„Du flirtest mit den Barkeeper?" Ich ziehe meine Augenbrauen nach oben. So etwas nannte er flirten? Damals als ich noch gesprochen habe hat flirten auf jeden Fall anders funktioniert. Mike sieht mich immer noch an. Genauso wie ich ihn. Dann ziehe ich mein Handy raus und schreibe ihn:

Das nennst du flirten?

Mike sieht sich die Nachricht an. „Naja, du hast mich noch nie angelächelt", das du betont er ganz besonders. „Wie solltest du sonst flirten?" Ich schüttle meinen Kopf und schreibe dann:

Warum sollte ich so jemand wie dich anlächeln? Du warst bis jetzt immer nur nervig.

Dann füge ich noch hinzu:

Du bist nervig und frauenfeindlich.

Er liest die Nachricht. Er streicht sich durch seine dunklen Haare. Die verstrubbelten Haare stehen ihn sehr gut. „Ich bin doch nicht frauenfeindlich. Und ich war nicht nur nervig." Der Barkeeper unterbricht Mike. „Hier deine Bitterlemon!"

Ich lächle und nicke ihn zu. Mike nimmt mein Gesicht ihn seine Hände. Seine Hände sind groß und warm und weich, aber irgendwie auch rau. Sie fühlen sich so angenehm auf meiner Haut an. Ich will nicht, dass er mich so berührt und gleichzeitig sehne ich mich so berührt und gleichzeitig sehne ich mich nach mehr. Meine Haut fängt unter seinen Händen an zu kribbeln.

„Schau mich nicht so an!" Ich starre in seine grünen Augen. Sie funkeln mich an. Was Mike sich wohl denkt, wenn wir uns anstarren? Was sieht er in mir? Bin ich einfach das Mädchen, das nicht spricht? Warum gibt er sich überhaupt mit mir ab?

So viele Fragen schwirren in meinen Kopf, ich kann keine von ihnen beantworten. „Ich war sehr wohl auch nett zu dir!"

Ich ziehe meine Augenbrauen nach oben. Er versteht was ich meine, doch er wiederholt es für sich selber laut und auch um mich zu fragen, ob er mich richtig verstanden hat. „Wann? Immer. Jetzt", antwortet er.

Ich zucke mein Handy und muss ihn so nicht mehr in seine perfekten Augen schauen.

Ich schreibe: Du und nett?

Mike blickt mich an. „Ja. Ich bin nett. Deine Freundinnen unterhalten sich und ich bin bei dir, um dich zu unterhalten."

Ich schüttle meinen Kopf. Mike hat mich nie gefragt, ob ich das wirklich will? Ich habe auch nie ja oder nein gesagt. Aber tiefer im Herzen, weiß ich, dass ich mich doch recht gerne mit ihn unterhalte. Doch niemals würde ich das zugeben. Niemals. Denn ich weiß auch, dass ich auch nichts dagegen hätte, wenn er sich nicht mit mir unterhalten würde. Unterhalten und sprechen kann er sowieso nicht mit mir. Ich wünsche mir zum Ersten mal seit langen, dass ich endlich wieder sprechen kann. Dass ich über meinen Schatten springe und klare Worte spreche und nicht nur weil ich muss, sondern weil ich will.

Ich wünsche mir, dass ich mit Mike flirten kann oder ihn anschreien kann. Doch das geht nicht. Es ist mir nicht möglich. Ich kann es einfach nicht mehr.

Mike durch gründet mich mit seinen Blick. Er fragt sich, was ich denke. „Honey!" Somit holt er mich komplett aus meinen Gedankengängen zurück. Seine Stimme klingt so weich und tief. Sie fährt mir durch meine Knochen. Kein Wunder das Mike ein guter Sänger ist.

Damals als ich ihn noch nicht kannte, fand ich diese Stimme mega heiß. „Honey! Was denkst du?" Ich halte meine Luft an. Dann beschließe ich 'einen' Schritt auf ihn zu zu machen und nicht immer wegzurennen von ihn und schreibe ihn deshalb:

Deine Stimme ist hot!

Er liest meine Nachricht und grinst dann. Kleine Grübchen bilden sich. Es sieht so süß aus. Zum Knuddeln. Es steht komplett in Kontrast mit seinen Tattoos, die eher bedrohlich wirken.

„Ich wusste doch, dass du mich heiß findest. Meine Stimme magst du also, warum zeigst du mir nicht deine?"

Mein Herz setzt kurz aus. Jetzt bloß nicht empfindlich reagieren. Doch bevor mein Gehirn weiter sich Gedanken machen kann, oder bevor ich im Schlimmsten Fall eine Panikattacke bekommen kann, sagt Mike: „So war das nicht gemeint. Ich glaube nur sie würde sich perfekt anhören!" Er stoppt und streicht mir eine Haarsträhne zurück. „Vor allem wenn du unter mir stöhnen würdest!"

Mike schaut auf sein Handy. Er hat wohl eine neue Nachricht bekommen, aber nicht von mir. „Ich muss los Honey! Wir spielen jetzt. Also... Vielleicht bis später." Mit diesen Worten dreht er sich um und geht Richtung Backstage.

Ich tanze während Mikes perfekte Stimme durch den Saal gleitet.

Ich lasse mich komplett in der Musik fallen. Ich liebe es.

Zusammen mit Rose und Marleen tanze ich. Als die Musik von den Fly of Blacks verklingt, gehen Rose und ich von der Party. Es war ein toller Abend.

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Ich wünsche euch Frohe Ostern!

Ch. S.

Vielleicht spreche ich...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt