Kapitel 14

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"Marie...", summte Gilbert und strich mit seiner Hand über ihren Arm. Marie kicherte, als sie spürte, wie seine Brust gegen ihren Kopf vibrierte, als er sprach.

"Oui?" Sie sah durch ihre Wimpern zu ihm auf.

"Wir müssen aufstehen. Wir haben Schule", erinnerte Gilbert sie und versuchte sich aufzusetzen, aber Maries Körper hielt in fest.

"Aber ich will nicht gehen", beschwerte sie sich und zog die Decke über ihren Kopf.

"Es ist der erste Tag, wir müssen gehen." Gilbert zog die Decke zurück. "Und ich muss mit Mr. Phillips sprechen."

"Viel Glück." Marie seufzte, setzte sich auf, bevor sie aus dem Bett stieg und zum Kleiderschrank stolperte, die kalte Winterluft umhüllte ihre Haut.

...

"Mein Vater ist tot, Sir." Maries neugierige braune Augen wanderten zu Mr. Phillips Schreibtisch, wo er vor Gilbert sass.

"Ja." Mr Phillips schluckte und merkte plötzlich, dass er ein schlechtes Beispiel gewählt hatte. "Dennoch ist die Metapher angebracht."

"Gilbert?" Marie stand auf und packte den Jungen am Arm, als er an ihr vorbei lief, und ihn somit hinderte, weiter zu laufen. Seine Augen hafteten auf dem Boden und vermieden den traurigen Blick seiner Verlobten. "Bist du in Ordnung?"

"Kannst du bitte aufhören, mich das zu fragen, es ist so nervig. Ich kann das nicht mehr. Geh einfach." Schnappte Gilbert. Marie liess sofort seinen Arm los und liess ihn an seinen Platz gehen. Sie liess sich auf die Bank fallen, verärgert darüber, dass sie eine enttäuschende Verlobte war, die nicht in der Lage war, ihren baldigen Ehemann glücklich zu machen.

"Marie?" Fragte Anne, die das Gespräch der zwei Liebenden beobachtet hatte.

"Ich muss weg." Marie stand auf und schnappte sich ihre Schulsachen. "Ich muss meinen Kopf frei bekommen."

"Okay, pass auf dich auf." Anne sah zu, wie ihre liebe Freundin nach ihrem Mantel griff und in die kalte Winterluft rannte. Gilbert bemerkte das plötzliche Verschwinden seiner Verlobten nicht.

Marie rannte aus der Tür und lief direkt zu dem geheimen Schuppen im Wald, in dem sie und die anderen Mädchen meistens aufhielten. Sie betrat unsichere Hüttchen und fiel auf die Knie. Sie spürte den kalten Boden durch ihr Kleid durch, den ihre Knochen kühlte. Sie liess ihren Tränen freien lauf, als sie daran dachte, wie Gilbert zu ihr gesprochen hatte. Sie wusste, dass diese Beziehung nicht funktionieren würde, sie waren zu jung, zu naiv. Sie lag stundenlang auf dem Boden, ihre Augen rot angeschwollen. Ihr waren die Tränen ausgegangen.

"Marie? Oh du meine Güte, geht es dir gut?" fragte Anne, als sie den Schuppen betrat. Die Schule war vorbei und sie, Diana und Cole hatten beschlossen, zu ihrem geheimen Versteck zu kommen, ohne zu erwarten, Marie dort zu finden. 

"Ich möchte nach Hause gehen", schniefte Marie. "Ich möchte zurück nach Frankreich."

"Es ist okay, wir sind hier." Diana half Anne, das Mädchen vom Boden zu heben und sie auf einen Baumstamm zu setzten. Sie trockneten ihre Wangen und begannen ein Gespräch, um sie von ihrem Kummer abzulenken.

"Geht es nicht darum, herauszufinden was aufregend ist? Was kann passieren? Lächelt man sich zu tode?" Anne stellte Leben und Tod in Frage. Die Farbe kehrte allmählich in Maries Gesicht zurück und die Rötung nahm ab.

"Meine Eltern und ich sind bis jetzt noch nie eingeladen worden!" beschwerte sich Diana, da sie nicht an die Feier gehen konnte, die ihre Grosstante abhiehlt. "Aber möge Gott verhindern, dass mein Vater beim kleinsten Nieser das Haus verlässt!"

"Es ist absurd, dass Damen nicht ohne männliche Begleitung reisen dürfen!" Marie lächelte über Annes Kommentar und stimmte dem voll und ganz zu.

"Allerdings. Und sagte ich schon, dass bei Tante Josephine eine weltbekannte Pianistin spielt?" Diana quietschte vor Aufregung und ergriff sowohl Annes als auch Maries Hand.

"Was?" Anne schnappte nach Luft.

"Ja, eine weltbekannte-" fing Diana an, aber Coles ärgerliches Stöhnen lenkte die Mädchen von ihrer Unterhaltung ab und ihre Augen richteten sich auf den frustierten Jungen.

"Cole, was ist los?" fragte Anne. Cole warf sein Skizzzenbuch in das kleine Feuer, das sie angezündet hatten und sah zu, wie die Seiten brannten. "Was machst du denn?"

"Cole!" schrien alle drei Mädchen. Anne griff nach zwei Stöcken und versuchte, es aus dem Feuer zu holen.

"Lass es!" Anne nahm das Buch erfolgreich aus dem tobendem Feuer und liess es zu Boden fallen und löschte die restlichen Flammen.

"Cole warum machst du so etwas?" sprach Marie schliesslich auf, kniete nieder und hob das Buch auf.

"Es sollte mir längst besser gehen." Jeder senkte seinen Blick und starrte auf sein Handgelenk. Marie erinnerte sich an den Unfall vor Weihnachten und wie Gilbert ihr den alten Verlobungsring seiner Mutter gegeben hatte.

"Es wird besser. Es braucht aber seine Zeit, um..." Anne versuchte ihn zu beruhigen, nahm das Skizzenbuch aus Maries Händen und starrte auf die Skizze vor ihr.

"Die Schiene ist schon seit Wochen runter Anne!" schnappte Cole. "Es ist nicht so wie früher. Ich kann nicht mehr zeichnen!"

"Cole..." Cole schob sich an den Mädchen vorbei und rannte aus dem Schuppen.

"Anne, Diana" Anne und Diana schauten schnell von Cole weg und sahen Marie ungeschickt stehen. "Ich gehe nach Hause."

"Zurück nach Frankreich?" fragte Anne geschockt.

"Nein. Zurück zu Gilbert." Marie versuchte zu lächeln. "Viel Glück mit Cole."

"Viel Glück." Sagten die beiden Mädchen, bevor sie sich ihre Schulsachen nahmen und Cole hinterher rannten.

Marie verliess langsam den Schuppen, ging nach Hause und fürchtete, was auf sie warten würde. Würde er sie bitten zu gehen? Den Ring zurückzunehmen und sie rausschmeissen?

Ihre Füsse stiegen langsam die Veranda hoch und ihre Hand griff zögernd nach dem Türgriff. Sobald sie eintrat, sah sie Gilbert, der mit dem Kopf in den Händen und den von Tränen überströmten Augen am Tisch sass.

"Marie?"

Snowy Days ∆ Gilbert Blythe  german translationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt