Kapitel 21

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Nach langem Streiten erhielt Sebastian das Bett, während Gilbert und Marie nebeneinander auf dem Boden lagen, bedeckt mit Decken, um sie warm zu halten. Durch das Klopfen an der Tür setzten sich alle drei auf.

"Wie geht's euch drei? Nicht mehr hungrig?" Fragte Mary und betrat den Raum mit einer Kerze.

"Und nicht mehr stinkend." Antwortete Gilbert. "Seien Sie gesegnet, dass Sie ihm ein Bad eingelassen haben."

"Ja, sei gesegnet Mary. Du bist ein Engel." Schmeichelte Sebastian und grinste wie ein verliebtes Schulmädchen.

"Ich bringe euch die Rechnung." Sie reichte Sebastian ein Stück Papier und lächelte alle drei an. Sebastian griff nach seiner Brieftasche und reichte ihr etwas Geld. "Oh. Du hast mir zuviel gegeben."

"Ich hatte auf ein Frühstück gehofft." Hielt Sebastian sie davon ab, das zusätzliche Geld zurückzugeben.

"Ich kann sogar kochen." Sie grinste. "Gute Nacht also."

"Bonne nuit." Antwortete Marie und lächelte die Frau an.

"Sei gesegnet mein Engel." Neckte Gilbert Sebastian. Die drei lachten über Gilberts schlechte Nachahmung.

"Mach dich ruhig lustig. Ich stehe zu meinen Gefühlen. Nicht wie jemand anderes den ich kenne." Schoss Sebastian zurück.

"Ich werde sicher kein Auge zutun." Offenbarte Gilbert und legte sich zurück auf das provisorische Bett. Marie rollte sich herum und drückte sich an seine Seite, eine Routine, die sie gemacht hatten. "Heute ist zuviel passiert."

"Ich weiss genau was du meinst." Sebastian nickte zustimmend.

"Bonne nuit."

...

"Ich bin weg. Ich werde die Braut vor ihrem grossen Tag sehen." Marie küsste Gilbert auf die Wange und winkte Sebastian zum Abschied. Marie betrat mit den anderen Mädchen den Raum, alle genauso aufgeregt wie sie.

"Etwas altes..." sagte Ruby. Prissy deutete auf die zierliche Halskette, die sie anhatte.

"Etwas neues..." fuhr Jane fort. Prissy deutete auf die Perlen in ihrem Haar.

"Etwas geborgtes..." sagte Anne. Prissy zeigte auf den Schleier in Annes Händen.

"Etwas Blaues..." Marie lächelte, während sie neben der Braut auf dem Bett sass. Prissy deutete auf die blauen Bänder ihres Unterkleides.

"Und als Glücksbringer ein silberner Six-Pence...", sagte Diana.

"In... dem Schuh." Beendete Prissy und steckte die Münze in ihren Schuh.

"Prissy, ich hoffe nur das eines Tages diese Verbindung zwischen dir und Mr. Phillips an etwas heranwächst, das euch beide die Herzenswünsche erfüllt." Anne lächelte vor Freude. Die anderen Mädchen sahen sie verwirrt und warnend an. "Oh, ich meinte auch wenn die Ehe nicht direkt romantisch ist, kannst du trotzdem ein grossartiges Leben in Toronto führen und eines Tages vielleicht... aufs College gehen."

"Wir lassen dich allein." Diana lächelte die Braut an.

"Ich bringe euch raus." Bot Jane an. Marie wartete, bis alle Mädchen gegangen waren und nur noch sie und Prissy da waren. 

"Ich möchte dich nur daran erinnern, dass es nicht zu spät ist." Marie lächelte , stand auf und ging zur Tür. "Folge deinem Herzen."

Die Tür ging hinter Marie ins Schloss, als sie den Korridor entlang lief, um die anderen Mädchen oder Gilbert zu finden, ein breites Lächeln zierte ihre Lippen.

"Marie, da bist du ja." Jane näherte sich ihr mit einem leicht besorgten Ausdruck in ihren Augen.

"Ich habe Prissy nur einen Rat gegeben. Von einer Verlobten zur anderen." Erklärte Marie und tätschelte Janes Schulter, bevor sie an ihr vorbei zur Kirche ging.

"Marie!" Rief Gilbert über die zu laute Kirchenglocke. Er ging zu seiner Verlobten und begleitete sie in die Kirche, wo sie sich auf eine Bank setzten.

"Es ist so schön hier." Marie keuchte und sah sich um.

"Ja, das ist es." Marie sah zu Gilbert hinüber und bemerkte, dass er sie anstarrte, mit Liebe in den Augen.

"Das werden wir bald sein." Summte Marie und legte ihre Hand unschuldig auf seinen Oberschenkel.

"Ich kann es kaum erwarten." Gilbert legte seine Hand auf ihre und wartete, dass der Gottesdienst begann.

Das Orchester begann zu spielen und die Eingangstüren öffneten sich und enthüllten Prissy und ihren Vater. Ihr Kleid war umwerfend und der Blumenstrauss machte ihr Aussehen perfekt. Alle standen auf, als sie anfing, zum Altar zu schreiten. Marie lächelte Prissy an, nickte und erinnerte sie so an ihr vorheriges Gespräch.

Mr. Phillips hob den Schleier von Prissys Gesicht, das sich in diesem Moment von einem glücklichen zu einem besorgten Ausdruck verwandelte, als sie sich in der gefüllten Kirche umsah.

"Prissy?" Flüsterte Mr. Phillips. "Prissy?"

Prissy liess ihren Blumenstrauss fallen, der mit einem dumpfen Ton auf dem Boden aufschlug. Sie nahm den Saum ihres Kleides und rannte aus der Kirche, Jane rannte ihr nach und rief ihren Namen. Anne, Diana und Marie sahen sich alle wissend an und rannten ihnen hinterher, Ruby dicht hinter ihnen.

Sie rannten weiter durch den dichten Schnee, bis Prisssy auf dem unebenen Boden stolperte und ihr Körper auf den eiskalten Schnee fiel. Sie versammelten sich alle um sie, um zu überprüfen, ob es ihr gut ging und waren schockiert, als sie anfing zu lachen. Sie alle fassten sich an den Händen und liefen um Prissy herum, während sie sich in der Mitte drehte.

"Ich bin so stolz auf dich." Marie grinste Prissy an, bevor sie nach unten griff und Schnee in ihre Hand nahm. Sie warf es dem Mädchen in Weiss an und lachte, als es ihren Kopf traf. Die anderen Mächen machten schnell mit und alle lachten vor Freude. Ruby formte einen Schneeball mit ihren Händen und warf ihn Marie ins Gesicht. 

"Marie, es tut mir so leid, wie ich auf dich und Gilbert reagiert habe. Bitte vergib mir." Entschuldigte sich Ruby und trat zögernd näher. Sie spielte nervös mit ihren Fingern.

"Nein, es tut mir leid, dass ich es dir nicht früher gesagt habe." Entschuldigte sich Marie bei ihr. Die beiden Mädchen umarmten sich und lächelten über ihre wiedergewonnene Freundschaft.

Snowy Days ∆ Gilbert Blythe  german translationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt