Kapitel 19

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"Auf meiner letzten Bahnfahrt bin ich mit meinem Vater nach Westen gereist." Enthüllte Gilbert den beiden älteren Frauen. Marie hob ihren Kopf von seiner Brust und war überrascht, da sie ihn nie über seinen Vater sprechen hörte.

"War es schwierig? Die Reise mit John, als er schwer krank war." Fragte Ms. Cuthbert.

"Er hat jede Minute genossen." Gilbert lächelte, als er an ihn und an seinen Vater dachte. Marie griff nach seiner freien Hand und drückte sie beruhigend. "Heute bringen wir Bash zum Arzt. Ich weiss nicht, ob Anne es Ihnen gesagt hat. Ich will versuchen, Medizin zu studieren."

"Meine Güte, wäre das wundervoll. Endlich ein Arzt in Avonlea." Ms. Cuthbert lächelte ihn stolz an. "Dein Vater wäre sehr stolz auf dich."

" Auf jedenfall wäre er froh, dass ich zu Hause bin. Und mit meiner Verlobten." Gilbert lächelte auf das Mädchen hinab, das halb auf ihm schlief.

"Ich liebe dich auch." Murmelte sie und öffnete leicht die Augen.

"Jetzt bist du die Verrückte." Er grinste und küsste sie auf die Stirn, als ihre Augen sich schlossen.

"Ob ich es bin, weiss ich nicht genau. Zurückzukehren in eine ein Raum-Schule mit einem abgetupften Lehrer, war nicht besonders klug von mir."

"Aber du hast Marie gefunden und Mr. Phillips wird nach der Hochzeit wegziehen." Beruhigte Ms. Cuthbert ihn.

"Hoffen wir, das der neue Lehrer freude am unterrichten hat." Gilbert seufzte.

"Oh ja, meine Überraschung. Die hatte ich völlig vergessen." Ms. Cuthbert nahm ein Päckchen aus ihrem Korb.

"Es ist hübsch. Das kann nur von Anne sein." Gilbert kicherte.

"Ich frage mich, welchen Lebensweg sie aus ihren vielen Leidenschaften auswählen wird." Ms Cuthbert nahm eine kleine Karte und las sie, ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus.

"Anne Shirley-Cuthbert ist eine leidenschaftliche Person. Gilbert lächelte, als er an Anne dachte. Ms. Cuthbert reichte ihm ein Törtchen. "Oh danke."

Gilbert drückte die Kante des Gebäcks leicht gegen Maries Lippen, sie nahm einen kleinen Bissen und summte vor Freude, als sie die Erdbeertorte kaute. Er steckte den Rest in seinen Mund und zog Marie näher an sich heran, sodass ihr Körper eng an seinen gedrückt wurde.

...

"Gilbert Blythe!" Der Arzt lächelte, als er Gilbert durch die Tür kommen sah. "Es ist lange her."

"Allerdings." Gilbert trat vor, um die Hand des Mannes zu schütteln.

"Ich bedauere den tot deines Vaters sehr." Dr. Ward legte Gilbert eine beruhigende Hand auf die Schulter. "Wen bringst du da mit?"

"Das ist mein Freund, Sebastian."Stellte Gilbert vor, als Sebastian den Raum betrat, Marie dich hinter ihm. "Und das ist meine Verlobte, Amaryllis Bonnefoy."

"Es ist mir eine Ehre, sie kennenzulernen, Sir." Marie schüttelte dem Mann die Hand.

"Die Ehre ist ganz meinerseits, Liebling."

"Es ist ein Notfall." Sagte Gilbert und riss die beiden aus ihrer Begrüssung.

"Ja, das sehe ich." Der Arzt ergriff Sebastians Hand und zog ihn zum Stuhl in der Mitte des Raumes. 

"Es ist Blythe, der Hilfe braucht. Kurieren Sie ihn, von der Idee, für andere zu wissen was das richtige ist." Beschwerte sich Sebastian und lehnte sich zurück.

"Das ist eine Meinung die ich in dieser Praxis schon öfters gehört habe." Der Arzt warf Gilbert einen Blick zu. Gilbert verdrehte die Augen, bevor er Sebastian ansah.

"Kriminell." Sagte Dr. Ward und trat etwas zurück. 

"Seine Schuld." Sebastian sah Gilbert aus dem Augenwinkel an.

"Ich wurde gedrängt."Sagte Gilbert unschuldig. "Meine Urteilskraft war beeinträchtigt durch meinen Wunsch nach Ruhe."

"Sie haben Fieber, verursacht durch die Infektion. Ich gebe ihnen etwas gegen beides." Der Arzt stellte ein Thermometer in Sebastians Mund. "Und wir müssen nähen."

"Ich will nicht unhöflich sein, aber ich muss gehen." Sebastian setzte sich auf. "Es gibt sicher im Sumpf Ärzte die mir helfen können."

"Der einzige der Ihnen im Sumpf helfen kann, ist ein Barbier und der zieht Zähne mit einer rostigen Zange", offenbarte der Arzt.

"Blythe, neuer Plan." Sagte Sebastian, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte. "Ich lasse mich hier zusammenflicken und dann gehen wir in den Sumpf."

Gilbert nickte verstehend und sah zu, wie Sebastian sich zurück auf den Stuhl legte. Dr. Ward näherte sich dem Kranken mit einer Nadel. Gilbert warf einen Blick auf das scharfe Werkzeug und fiel zu Boden.

"Gilbert?" Marie keuchte und kniete sich neben ihn. Sie legte seinen Kopf auf ihren Schoss und strich ihm die Haare aus dem Gesicht.

Der Arzt behandelte Sebastians kranken Zahn, bevor er sich neben Gilbert und Marie kniete. Er knickte ein mysteriöses Kraut und hielt es vor Gilberts Nase.

"Oh." Gilbert setzte sich auf und seine Nase kräuselte sich vor Ekel. 

"Ich weiss nicht, ob Medizi das richtige für dich ist, Blythe." Sebastian sass auf dem Stuhl und zog seinen Mantel wieder an.

"Was ist passiert?" Fragte Gilbert und sah sich verwirrt um.

"Du wurdest ohnmächtig." Marie seufzte, legte ihre Hand auf seine Stirn und überprüfte seine Temperatur.

"Du willst Arzt werden?" Der Arzt reichte Gilbert ein Glas Wasser. "Ganz sicher? Es ist nicht immer schön."

"Ja." Gilbert schluckte das Wasser runter.

"Er hat ein Händchen dafür. Meistens." Bestätigte Sebastian.

"Das ist eine interessante Neuigkeit." Der Arzt half Marie vom Boden, als Gilbert langsam aufstand.

"Seit neustem steckt er seine Nase ständig in Bücher." Sebastian kicherte. "Fertig, Blythe?"

"Dr. Ward?" Gilbert wandte sich an den Arzt. "Brauchen Sie einen Gehilfen? Vielleicht dürfte ich Ihnen gelegentlich zur Hand gehen und als Gegenleistung könnten Sie mir bei meinem Studium helfen.  Ich werde auch nicht wieder ohnmächtig."

"Es wäre mir eine Ehre, dich zu betreuen." Dr. Ward gab Gilbert die Hand. Marie grinste vor sich hin, als sie sah, wie Gilbert Erwachsener und reifer wurde. Sie wusste, dass sein Vater sehr stolz auf ihn wäre. "Ich dachte schon daran, meine Praxis eines Tages zu teilen."

"Ah. Erledigt." Sebastian grinste und rutschte vom Stuhl. Marie packte ihn am Arm und überprüfte, dass er wieder sicher auf den Beinen war. "Gehen wir in den Sumpf."

"Niemand den ich kenne wollte so eilig in einen Slam." Dr. Ward warf Gilbert einen verwirrten Blick zu.

"Ich stelle mir vor, es ist eine schöner Ort, wo Schwarze fröhlich im Schnee tanzen." Sebastian lachte und richtete seinen Mantel.

"Was haben Sie ihm gegeben?" Marie starrte den Arzt geschockt an, verwirrt von dem plötzlichen Verhalten ihres Freundes.

"Ihm geht's gut. Liegt am Laudanum." Beruhigte sie Dr. Ward.

"Was schulde ich Ihnen, Doktor?" Sebastian suchte nach seinem Geld.

"Kostenfrei. Wenn Gilbert hier aufräumt." Bot Dr. Ward an. "Ich habe noch etwas Zeit, wir könnten schon das wichtigste besprechen."

"Könnten wir uns hier in einer Stunde treffen?" Gilbert sah zu seiner Verlobten und seinem Freund hinüber.

"Du kannst mich abholen." Sebastian lachte. "Wenn du mich findest. Ich werde mich anpassen."

"Mach dir keine Sorgen, ich werde ein Auge auf ihn haben." Marie seufzte, trat vor und küsste Gilberts Wange. "Wir sehen uns in einer Stunde. Au revoir."

Marie rannte dem stolperndem Mann nach, ihr Kleid tanzte um ihre Beine, als sie sich bewegte. Sie seufzte, als sie einen Arm um ihren Freund schlang und ihm in den Sumpf folgte. Sie fürchtete, was sie erwarten würde.

Snowy Days ∆ Gilbert Blythe  german translationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt