„Es wird Zeit, dass du dir eine Wohnung suchst, Sky. Du bist jetzt zweiundzwanzig, und ich glaube, ich tue dir nicht gut. Das hat mir schon dein Alleingang damals gezeigt, als du bei diesem Typen geschlafen hast. Bitte, fang dein eigenes Leben an. Mom hätte das sicher auch so gewollt."
Mein Vater und ich sitzen am Tisch in unserer kleinen Wohnung, und ich nicke nur. Er hat Recht, doch woher soll ich bitte mal so eben eine Wohnung holen? Ich verdiene mit meinem Job bei der Bar zwar besser als gedacht, doch so einfach wird das nicht, schliesslich studiere ich ja noch.
„Ich weiss, was du denkst, Kleines." Und er weiss es wirklich. Mein Vater trinkt zwar sehr viel, doch durch den Tag ist er meistens nüchtern, und dann haben wir da diese Verbindung, die seit Mom's Tod entstanden ist. „Ich weiss nicht, wohin." Ich habe eigentlich schon viel früher damit gerechnet, dass mein Vater mit dieser Idee kommen würde, doch trotzdem bin ich völlig unvorbereitet. „Vielleicht lässt dich jemand aus der Uni vorübergehend bei sich wohnen oder so." Mein Vater schaut mich etwas ratlos an, und ich nicke nur. „Ich werde mal rumfragen. Ich muss dann auch los, Ace wartet sicher schon auf mich."
Mein Vater nickt mir gütig zu, und ich weiss, dass ich ihn heute nur noch mal betrunken sehen werde. So ist es immer. Ich gehe zur Arbeit, und wenn ich zurückkomme, kann ich mich gerade noch vor einer fliegenden Pfanne retten. Das geht schon seit zwei Jahren so, und langsam weiss ich nicht mehr, was ich noch tun soll. Ich habe schon mit unzähligen Leuten Gespräche geführt, doch nichts hat genützt. Bis vor einem Jahr hat mein Vater mich noch regelmässig geschlagen und auch tagsüber getrunken, doch seit ich zwei Tage bei Ashton war, hat sich wenigstens das etwas gebessert. Von dem habe ich übrigens nichts mehr gehört, doch es ist mir mittlerweile auch egal.
Ich nehme die letzten paar Treppenstufen in einem Satz, und stosse fast mit meiner Nachbarin zusammen. „Oh, Kind, brich dir bitte nichts!" Ich lächle ihr zu. „Nein, keine Angst. Einen schönen Tag noch!"
Ich laufe schnell weiter, und als ich draussen Ace erblicke, der geduldig neben seinem Motorrad wartet, setze ich einen entschuldigenden Blick auf. „Tut mir leid! Mein Vater hat mich aufgehalten." Ace umarmt mich zur Begrüssung, dann schaut er mich besorgt an. „Hat er etwa schon?" Ich schüttle den Kopf. „Nein, er ist noch nüchtern. Aber er findet es besser, wenn ich so bald wie möglich ausziehe. Ich weiss einfach nicht, wohin..."
Ace arbeitet mit mir zusammen in der Bar, und ich kenne ihn schon eine lange Zeit. Er hat mir den Job angeboten, und ich habe ihn sofort angenommen. Er ist der einzige meiner Freunde, der von meinem Vater weiss. Eigentlich ist er für mich quasi ein bester Freund, denn mit ihm kann ich immer über alles sprechen.
„Komm, sitz auf. Wir werden uns da sicher noch was überlegen." Ich nehme dankbar den Helm an, der mir Ace entgegenstreckt, und schwinge mich dann hinter ihn auf das Gefährt. Während der Fahrt lasse ich mir schon mal alle meine Freunde aus der Uni durch den Kopf gehen, die vielleicht ein Zimmer freihätten, doch mir fällt niemand ein. Auch in der WG von Ace hat es soweit ich weiss keinen Platz mehr, und ausserdem leben da nur Jungs.
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Ace wirft mir den Lappen zu, und ich fange ihn gekonnt auf. „Hast du dir schon mal überlegt, zu mir zu ziehen?" Ace fragt mich das, als wäre es das Beiläufigste der Welt. „Ich? Zu dir und deinen Jungs?" Ace lacht, als er meinen Gesichtsausdruck sieht, dann legt er den Kopf schief. „Ja, du zu mir und.. dem einen Jungen, der andere, Hunter, ist vor ein paar Wochen zu seiner Freundin gezogen. Demnach wäre ein Zimmer frei, und da wir uns die Miete zu dritt teilen, fällt sie dementsprechend auch günstiger aus. Und wir könnten jemanden gebrauchen." Ich möchte gerne glauben, dass Ace Witze macht, doch sein Gesicht sagt was Anderes. Also lasse ich es mir durch den Kopf gehen, während ich die Theke abschrubbe.
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Weglaufen ist keine Lösung
Teen FictionAshton Und Skylar kommen aus zwei Familien, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Während Ashton's Eltern ihm alles zahlen, kämpft Skylar mit ihrem Vater darum, die Miete für den nächsten Monat zahlen zu können, während sie ihren verschollenen Bru...