Kapitel 2 - Ashton (ü)

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Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, als ich diese Nachricht lese. Ace bringt weibliche Gesellschaft mit – es ist Monate her, seit das das letzte Mal passiert ist.

Ich lehne mich auf unserem eher alten Sofa zurück und schiebe mir den eben angefangenen Joint wieder zwischen die Lippen.

Wie einfach das Leben doch sein kann.

Ich stehe auf und laufe in die Küche, doch der Kühlschrank ist abgesehen von einer Tafel Schokolade und einem Beutel Milch völlig leer. Verwirrt schaue ich auf den Kalender und stelle fest, dass ich heute hätte einkaufen gehen müssen.

Genervt nehme ich einen weiteren Zug von meinem Joint, doch irgendwie ist mir die Lust vergangen. Also lege ich ihn einfach auf die Küchentheke und schnappe mir mein Handy, um die nächste Tankstelle ausfindig zu machen. Um diese Zeit hat sicherlich kein Supermarkt mehr geöffnet.

Gerade als ich eine Tankstelle gefunden habe, höre ich, wie sich der Schlüssel im Schloss dreht. Neugierig stecke ich meinen Kopf aus der Küche, um einen Blick auf das Mädel zu werfen, das Ace heute mitbringt. Ich höre jedoch nur seine Stimme, mehr nicht, also beschliesse ich, nach vorne zu gehen. Ich muss eh gleich noch raus um das nötigste einzukaufen.

„Ash, bist du hier?" ruft Ace, und ich trete genau in dem Moment in den Flur. „Klar, was dachtest du denn?" Ace grinst mich an, und ich grinse zurück, dann tritt er zur Seite, um ein zierliches Mädchen durchzulassen. Ich erkenne ihr Gesicht nicht, doch ich muss sagen: Bisher kann sich das ganz gut zeigen lassen. Zwischen Ace und dem Mädchen herrscht jedoch eine etwas gespannte Stimmung, was mich wundert – Ace ist schliesslich der, der hier immer gute Laune macht. Er kommt zu mir und legt mir die Hand auf die Schulter. „Es ist nicht so wie du denkst. Sie ist eine gute Freundin von mir, und sie kann momentan nicht nach Hause. Sie wird hier vorübergehend im alten Zimmer von Hunter wohnen."

Ich fahre fast aus der Haut. „Wie, sie wird hier wohnen? Ist das jetzt neuerdings nur deine Entscheidung? Und wieso kann sie nicht nach Hause? Bestimmt nur, weil Mami und Papi ihr keinen Welpen kaufen wollen oder so einen Schwachsinn. Du bringst immer solche Püppchen mit, die eigentlich stinkreich sind und sich eine eigene Villa kaufen können, wenn sie wollten."

Ace stiert mich an, und ich schaue zurück. Plötzlich räuspert sich jemand, und ich drehe mich halbwegs zu der Person. „Ich kann euch hören."

Ace schaut entschuldigend zu ihr, dann wendet er sich weniger erfreut zu mir. „Sie heisst Skylar. Aber wehe du nennst sie so – für dich ist das Sky." Skylar... Sky... dieser Name kommt mir bekannt vor. Ich schaue das Mädchen diesmal richtig an, und tatsächlich – es ist sie. Das Mädchen mit den langen, braunen Haaren und den eisblauen Augen, das ich vor einem guten Jahr bei mir und meinen Eltern habe wohnen lassen. Ich erkenne sie sofort.

„Sky" murmle ich, und Skylar schaut mich wohl ebenso verdutzt an. „Ash? Du?" ich nicke, und kurze Zeit starren wir uns einfach nur an. Dann schnappe ich mir meine Schlüssel und drücke mich an Sky vorbei.

„Wo gehst du hin?" höre ich Ace rufen, und ich schaue kurz zurück. „Schau in den Kühlschrank, dann erkennst du das von selbst." Mit diesen Worten werfe ich die Türe hinter mir zu, laufe die Stufen runter und bleibe vor der Türe stehen. Skylar ist jetzt hier, und sie wird wohl auch bleiben.

Seitdem sie letztes Jahr bei mir gepennt hat, haben wir uns beide nicht mehr gemeldet, und ich dachte eigentlich, sie hätte mich längst vergessen. Doch ich habe das nicht getan.

Meine Mutter hat mir einen langen Vortrag darüber gehalten, wie gut es doch wäre, wenn Skylar nie mehr in meinem Leben auftauchen würde, weil sie aus einer „tieferen Gesellschaft" kommt, und das erste Mal habe ich mich wirklich darüber aufgeregt, wie meine Mutter über andere Menschen spricht. Ganz zu schweigen von meinem Vater, der Sky hinter ihrem Rücken mit so viel Verachtung gemustert hat, wie es eben möglich ist. Und ich bin mir sicher, dass ihr das nicht entgangen ist. Und deshalb ist es für sie wirklich besser, wenn wir nicht so viel miteinander zu tun haben, denn ich bin mit meiner Familie nur Gift für sie.

Weglaufen ist keine LösungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt