Ein Regentropfen fällt auf die Frontscheibe meines Autos, und etwas ungeduldig schaue ich auf meine Uhr.
Sky ist jetzt schon eine Dreiviertelstunde da drin, und langsam frage ich mich, ob alles okay ist. Was, wenn Sky da heulend zusammengebrochen ist? Wenn sie wieder so eine Panikattacke hat?
Nervös trommle ich auf dem Steuer rum, während ich den Eingang nicht aus den Augen lasse. Wieso mache ich mir eigentlich solche Sorgen? Es geht Sky bestimmt gut. Sie ist schon mit vielem klargekommen, wenn ich in meinem Kopf aufliste, was in ihrem Leben alles schon passiert ist. Ich glaube nicht, dass man schnell so eine starke Person findet.
Ich lasse mir nochmal langsam durch den Kopf gehen, was Sky über ihren Vater erzählt hat. Das tue ich jetzt ungefähr zum fünften Mal, und jedes Mal komme ich zum gleichen Schluss:
Er ist ein Arschloch, das solche Kinder nicht verdient hat. Und leider ist er nicht der einzige, der Leute schlecht behandelt, die nicht hetero sind. Davon gibt es genug, mehr als genug sogar.
Der Regen wird stärker, und mein ungutes Gefühl breitet sich ebenfalls weiter in mir aus, bis ich es nicht mehr aushalte. Ich steige aus, schliesse den Wagen und sprinte zum Eingang, um nicht allzu nass zu werden.
Auf die Glastüren sind einige Regenbögen mit Fensterfarbe gemalt worden, und es hängen auch ein paar Fotos von Leuten an der Scheibe, die ich mal als Mitglieder des Centers vermute.
Ich stosse die Türen auf und trete in einen hellen Raum, der mit Sofas, Sitzkissen und vielen Bildern ausgestattet ist. Hier kann man es sich richtig gemütlich machen, und ich frage mich, wie viele Mitglieder das Center wohl hat.
„Kann ich Ihnen helfen?"
Vor mir steht eine kleine Frau, die ich etwa auf dreissig schätze. Ihre blonden Haare hat sie zu einem losen Dutt gebunden, und ihre fast gelblichen Augen strahlen mir entgegen.
„Ähm, ich warte nur auf Sky." Die Frau schaut mich kurz prüfend an, dann streckt sie mir die Hand hin. „Ich bin Zoe, ich habe Sky hierhin bestellt. Und du bist?" Ich schüttle ihre Hand kurz, und stelle mich vor. „Ich bin Ash, Sky's Mitbewohner. Ich habe sie nur hergefahren."
Zoe mustert mich verhalten, dann nickt sie. „Okay, dann kannst du dich gerne irgendwo hinsetzen. Falls du was brauchst, frag einfach in den nächsten Räumen die Leute nach mir." Ich nicke, und Zoe verschwindet hinter einer Türe, auf der „Gemeinschaftsräume" steht. Ich lehne mich an eine Wand und schlage die Beine übereinander. Das ist nicht das erste Mal, dass ich in diesem Center stehe. Micah hat früher hier gearbeitet, und ich habe sie regelmässig hergefahren.
Aber Zoe sehe ich heute zum ersten Mal, obwohl sie laut Micahs Erzählungen auch früher schon hier arbeitete. Ich verliere mich wieder etwas in den Gedanken an Micah, als plötzlich eine Tür geöffnet wird. Ich fahre herum und sehe, wie Sky herauskommt – völlig erschöpft.
Schnell laufe ich auf sie zu, und als sie den Kopf hebt, erschrecke ich. Sie hat geheult, und das nicht wenig.
Ich bleibe stehen und warte eigentlich darauf, dass Sky mich fragt, was ich hier mache, doch stattdessen läuft sie geradewegs in mich hinein, drückt ihr Gesicht an meine Schulter und schlingt ihre Arme um meinen Hals.
Kurz stehe ich erstarrt da, doch dann lege ich meine Arme um sie und drücke sie fest an mich.
„Was auch immer passiert ist, du musst nicht darüber reden."
Sky nickt nur leicht, und ich spüre, dass sie wieder angefangen hat zu weinen. Ich streiche ihr sanft über den Rücken und über den Kopf, und hoffe, dass ich sie so wenigstens etwas beruhigen kann. Ich hoffe, dass ich ihr gerade das geben kann, was sie braucht. Das Beben ihrer Schultern wird stärker, und irgendwann geben ihre Knie nach. Ohne sie loszulassen lasse ich mich langsam mit ihr auf den Boden sinken, und sorge dafür, dass sie eine einigermassen angenehme Position einnimmt, immer darauf bedacht, sie fest an meine Brust zu pressen. Ich spüre, wie sich ihre Hände in mein Shirt krallen, und ich überhöre auch nicht die unterdrückten und abgedämpften Schluchzer.
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Weglaufen ist keine Lösung
Teen FictionAshton Und Skylar kommen aus zwei Familien, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Während Ashton's Eltern ihm alles zahlen, kämpft Skylar mit ihrem Vater darum, die Miete für den nächsten Monat zahlen zu können, während sie ihren verschollenen Bru...