„Du hast dich gut geschlagen" sagt Kayden, der mit einem blauen Auge neben mir herläuft.
„Tut mir wirklich leid" entschuldige ich mich sicher zum sechsten Mal, doch ein Lachen kann ich mir nicht verkneifen. „Hey, es war Teil des Trainings. Hätte ich gewusst, dass deine Selbstverteidigung so gut ist, hätte ich besser aufgepasst." Ich setze einen selbstsicheren Blick auf und Kayden lacht.
„Wir sind gleich da" sagt er dann, und in der Ferne kann ich schon einen grossen, modernen Wohnblock ausmachen.
„Der wohnt doch nicht etwa dort?" frage ich erstaunt, und Kayden nickt. „Doch, genau dort. Im Penthouse." Ich pfeife anerkennend durch die Zähne, und Kayden lacht wieder.
Es ist mittlerweile schon lange nach Mitternacht, und ich spüre jeden einzelnen Muskel in mir. Das Training war hart, und Kayden ist wirklich streng, doch es hat sich gelohnt. Ich kann jetzt einigermassen gut mit einer Pistole umgehen, und die leichtesten Selbstverteidigungstricks kenne ich auch. Wenigstens kann ich mich so einigermassen über Wasser halten, wenn mich jemand angreift, und bin nicht direkt unterlegen.
„Weißt du, wann Fabio wieder zuschlägt?" frage ich, und Kayden schüttelt den Kopf.
„Das wäre ja auch zu schön. Natürlich verrät er uns das nicht, es ist ja kein offiziell geplantes Aufeinandertreffen. Er will den Überraschungseffekt auf seiner Seite, und das geht nur, wenn er uns – wie das Wort schon sagt – überrascht und vor allem überrumpelt, damit wir nicht genug Zeit haben, uns zu wehren. Deshalb müssen wir seit heute auch eine Waffe auf uns tragen und immer in Alarmbereitschaft sein. Alle Lager werden durch speziell geschulte Leute von uns bewacht, und das Penthouse ist mit mindestens zehn verschiedenen Alarmanlagen ausgestattet, auf dem Parkgelände fängt es an. Sobald jemand es betritt und in den Winkel der Kameras kommt, senden diese ein Foto zu uns hoch, und wir können die Person sehen und uns allenfalls vorbereiten, bis der Lift oben angekommen ist. Weißt du Sky, das Leben in einer Mafia-ähnlichen Gang ist nicht so, wie es in den Büchern steht. Das hier ist die Realität, und jeder von uns könnte jederzeit sein Leben verlieren. Das hier ist nicht die heile Welt, und man hat auch nicht immer jemanden um sich, der einen retten kann. Wenn du alleine bist und einen Schuss in den Kopf oder in die Brust kassierst, kommt meistens auch nicht zufällig ein Held vorbei, der dich heilt und den anderen verprügelt. Nein, meistens verblutest du auf der Stelle und wirst erst später gefunden. Deshalb bewegen wir uns mindestens zu zweit, damit einer Alarm schlagen kann. Wenn wir jemanden verlieren, den Täter aber haben, ist es eine Sache. Wenn wir aber jemanden verlieren und der Täter anonym bleibt, ist das eine ganz andere – denn da kann er jederzeit wieder zuschlagen, und keiner von uns weiss, wann und wo. So sieht das Leben in dieser Gang aus, Sky."
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„Und da hast du ihn wirklich ins Gesicht geschlagen?"
Immer noch ungläubig starren mich alle Jungs an, während Kayden immer röter wird.
„Aber klar doch. Er hat gesagt es ist ein realistischer Kampf, also habe ich mich auch realistisch gewehrt."
Ash prustet los, und Ace lacht ebenfalls.
„Die Kleine hat Feuer unterm Arsch, das muss man ihr lassen" keucht Levis, und Milan stimmt seinem Zwilling zu.
„Es war eine gute Idee, sie ins Team zu holen" grinst Mason, und Jace kommt zu mir.
„Das ist meine kleine Schwester" lacht er, und ich hebe drohend meinen Zeigefinger. „Pass auf, dass du mein Revier nicht betrittst, sonst wirst du auch noch von einem Mädchen erledigt." Jace hält die Hände hoch und nimmt ein paar Schritte Abstand von mir, und ich lache.
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Weglaufen ist keine Lösung
Novela JuvenilAshton Und Skylar kommen aus zwei Familien, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Während Ashton's Eltern ihm alles zahlen, kämpft Skylar mit ihrem Vater darum, die Miete für den nächsten Monat zahlen zu können, während sie ihren verschollenen Bru...