Kapitel 19

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>>Patrick<<

Er sah wirklich blass aus. Ich weiß nicht was, aber irgendwas muss doch wieder passiert sein. Ich sah sofort das er nicht reden wollte, aber ihn belastete etwas.

"Hey was ist denn passiert Manu?" Fragte ich sanft zum wiederholten male. Er schaute mich nur ausdruckslos an und wartete. Er schien zu überlegen was er sagen wollte. 

"Eigentlich nichts." Ein kaum hörbares seuftzen meinerseits. Eigentlich. Ja eigentlich ist nichts passiert.

"Also doch was." Ich rutschte auf dem Tisch ein Stück weiter nach hinten, sodass meine Kniekehlen an die Kante stießen und ich meine Arme einfach gerade neben meinen Körper stützte. Ich schaute ihn weiterhin schief an und spürte sogar etwas Besorgnis die durch mich schoss. Noch immer verstand ich mich selbst nicht, aber ich würde nicht weiter dagegen ankämpfen und Versuchen die Situation von früher aufrechtzuerhalten. Dieses vorhabe ist der reinste Schwachsinn. Wir sind beide gebrochen und haben ein paar Sachen durchgemacht. Ihn scheint es besonders mitzunehmen, diese Streitereien dürften es nicht besser machen. Es fühlte sich einfach so komisch an, nicht so wütend zu sein. Ich war es doch immer gewesen. Nein nicht immer, aber eine ganz lange Zeit. Ich war verwirrt. Vielleicht sogar verzweifelt. Auch das konnte ich nicht gerade gut beurteilen. Aber ich denke mal, das gehört nunmal zum Erwachsen werden dazu. Ich muss herausfinden was ich will.

"Mehr oder weniger." Antwortete mein Gegenüber. Er lehnte sich im Stuhl zurück und Atmete tief durch. Kurz schloss er die Augen und als er sie öffnete war ich wirklich erstaunt.

"Du kannst das viel zu gut." Sagte ich und meinte es nicht wirklich als Kompliment. Es war doch eher besorgniserregend. Mit einem kurzen Blinzeln und Konzentrieren hatte er alle seine Gefühle versteckt. Gerade konnte ich aus ihm wie ein Buch lesen, seine grünen Augen hatten alles widergespiegelt was er fühlte. Aber jetzt war es normal, nichts, einfach nur ein Schutzschild.

"Muss ich auch." Diese knappen antworten bringen mich glatt noch um. So monoton und kurz. Einfach... Ich halt das nicht lange durch.

"Bitte antworte richtig. Rede mit mir, ich seh doch das was nicht stimmt." Sagte ich und versuchte nicht zu sehr aus mir herauszukommen. Aber man sah meine Energie und die Zweifel deutlich an meinem Auftreten. Manus Miene änderte sich.

"Ich muss nicht mit dir reden. Seit wann sind wir bitte beste Freunde geworden die sich jedes kleinste Problem beichten?" Sagte er. Ich stockte. Was war nun? Aber hatten wir nicht, hatte er nicht gesagt, wollten wir nicht... Was zum Teufel sagt er da? Ich war plötzlich so perplex das ich erstmal gar nichts mehr sagte, es war still.

"Aber wir wollten doch aufhören uns so anzugehen und woll-" setzte ich dann doch an, aber zuende sprechen ließ er mich natürlich nicht.

"Ja ich weiß, tun wir doch, wir haben doch aufgehört. Aber das heißt doch nicht das wir deswegen einen auf beste Kumpels machen." Sagte er und schaute zur Seite. Ich wollte ihm in die Augen schauen aber er ließ das nicht zu, mied meinen Blick um jeden Preis. Das meint er doch nicht ernst. Mir schossen die Bilder, wie wir lachend durch die Gänge gerannt sind, wieder in den Kopf. Er kann nicht leugnen, das wir uns eigentlich besser verstehen als wir beide dachten. Und er hat irgendwas, gerade eben ließ er sich noch ohne Widerworte in das Klassenzimmer zerren und ließ die Fragen über sich ergehen. Und dann? Er versteckte sich vor sich selbst.

"Guck mich an." Sagte ich monoton so wie er. Genau in der gleichen Stimmlage. Ich sah wie seine Muskeln sich anspannen und er kurz zuckte. Aber Manu behielt seinen Blick starr nach rechts zu den Fenstern gerichtet.

"Schau mich an habe ich gesagt." Sagte ich nocheinmal mit mehr Unterdruck in der Stimme. Tatsächlich kam er der Aufforderung nach. "Jetzt kannst du das ganze nochmal sagen." Sein Gesicht sah so aus als entglitten diesem alle Züge, er hatte nicht damit gerechnet das ich dies sagten würde. Sein Mund öffnete sich, und Sekunden später schloss er ihn auch wieder. Ich wusste es. Er meinte es in keinster Weise ernst. Er log einfach nur ziemlich gut, allerdings konnte er mir nicht direkt in die Augen schauen und Lügen. Ich wusste nicht ob er dies nur nicht konnte, oder einfach nicht wollte. Ich gab nur ein seuftzen von mir und musterte den Jungen vor mir kurz. Wieder dieser Hilflose Blick. Die grünen Augen die mich unsicher anfunkelten und die langen Haare die bis kurz unter sein Kinn hingen. Irgendwo hatte er schon eine besondere Ausstrahlung. Als ich gerade was sagen wollte, hörte ich das Laute Klingeln durchs Haus schallen. Der Brünette war sofort aufgesprungen.

"Ich sollte wohl in den Unterricht!" Rief er und in Lichtgeschwindigkeit hatte er den Klassenraum verlassen. Mich ließ er nachdenklich und unbeholfen hier zurück. Ich schaute noch einen Moment zur Tür, bevor ein weiteres seuftzten über meine Lippen glitt. Ich sollte auch zurück gehen. Bis zum zweiten Klingeln habe ich nicht mehr viel Zeit. Also schob ich mich vom Tisch runter und verließ den Raum. Er hätte doch reden können. Vielleicht hätte ich helfen können... Oder so. Ich merkte wie ein paar der alten Züge sich durch meinen Charakter quetschten. Die ständige Besorgnis und die Hilfsbereitschaft. Ich schüttelte meinen Kopf und so auch die Gefühle davon.

...

"Na Palle, kommste noch mit? Wir wollen die anderen bei Felix treffen. Vielleicht Team gegen Team paar Bälle kicken." In meinen Gedanken versunken schloss ich gerade mein Fahrrad ab, als mich jemand an der Schulter antippte. Freddy stand hinter mir und erwartungsvoll schaute er mich an.

"Sorry. Kann heute nicht." Sagte ich knapp und schmiss das Schloss in meine Tasche.

"Das ist auch mal was neues. Was machst du denn?" Erstaunt darüber daß ich seine Einladung scheinbar abgelehnt hatte, schaute er mich weiterhin an. Er gab wohl nicht auf. Kurz musste ich überlegen.

"Treffe mich mit Denno." Sagte ich schnell. Ich wusste nicht ob das eventuell ein Fehler war, denn die Möglichkeit bestand das dieser schon mit der Gruppe verabredet ist.

"Stimmt den haben wir noch gar nicht gefragt. Kommt doch einfach gemeinsam mit. Ist doch lustiger." Freddy grinste. Ich verkniff mir das Augenrollen einfach mal. Obwohl, angebracht wäre dieses ja jetzt. Ich will doch nur nach Hause. Außerdem ist Finnley da. Ich wollte versuchen nocheinmal mit ihm zu reden.

"Äh ne. Wir machen schon was anderes. Ich muss jetzt echt los." Ich setzte ein falsches lächeln auf und fuhr einfach an ihm vorbei. Nicht sonderlich nett. Aber wann war ich das denn schoneinmal? Ich hatte keine Lust mehr auf die Fragerei. Der Fahrtwind war kühl und angenehm. Ich wusste warum ich so gerne Fahrrad fuhr, man konnte einfach alles vergessen. Naja, nicht alles, aber für den Moment hatte man was anderes zu tun.

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Sitze im Bus nach Prag wegen Ferienlager und so.... Langeweile lebt. Aber immerhin ich habe ein paar neue Kapitel schreiben können xD

Never perfekt // KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt