Kapitel 20

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Die ganze Sache stimmte mich immernoch nachdenklich. Ich wusste irgendwie gar nicht mehr weiter. Zwischen uns war ein hin und her. Ich konnte nicht mehr, war einfach am Ende. Ich hatte mich auf mein Bett fallen lassen. Ich lag auf dem Rücken und schaute an die Decke.

Warum nur bin ich so geworden? Die Gedanken quälten mich. In mir spürte ich eine tiefe Leere, es war schrecklich. Ich wollte das es aufhört. Ich wollte das alles aufhört. Doch im nächsten Moment möchte ich das alles bleibt wie früher und sich nichts ändert.

Ich drehte mich auf die linke Seite, hatte freie Sicht auf meinen Computerbildschirm, welcher noch an war. Ich umklammerte das Kissen neben mir. Es ist so viel passiert und so viel kaputt gegangen. Ich habe so viel kaputt gemacht. Meine Familie ist enttäuscht von mir, sie hassen mich. Sogar mein Achtjähriger Cousin denkt ich bin ein Arsch. Und daran bin ich alleine Schuld. Sie hassen mich dich alle. Nichts ist schlimmer als die Eltern zu enttäuschen, ich hatte es geschafft. Und das mehr als nötig. Ich bereite ihnen nur sorgen und Probleme, wieso musste ich mich auch ihnen gegenüber so verhalten?

Ich drehte mich zurück auf die rechte Seite. Das Kissen nicht loslassend. Mein Blick lag auf dem großen Spiegel am Schrank. Armselig... dachte ich.

Gab es einen Grund für all das? Gab es überhaupt einen Grund für den Streit und diesen Krieg? Wenn ja dann wusste ich ihn nicht. Ich will es aber. Grundlos weiter kämpfen und an der Angst oder der Sturheit ersticken, nein. Nein das geht nicht. Ich bin einfach verloren gegangen, mit der Zeit zusammen.

Ich ignorierte das Klingeln meines Handy einfach. Drehte mich lieber auf den Bauch und drückte meinen Kopf in das Kissen. Ich brauchte endlich Ruhe. Noch Ewigkeiten wälzte ich mich hin und her. Mir war heiß und unwohl. Krank war ich nicht, mich beschäftigte nur zu viel. Doch irgendwann, trotzdem es erst Nachmittag war, schlief ich ein. Diese Unruhe und der Streit mit mir selbst machen mich fertig. Sie rauben mir jede Energie.

...

"Warum machst du das überhaupt?" Brüllte ich und war bereit auf den Neuntklässler loszugehen. Manuel schaute mich nur unbeeindruckt an. Er war mir ein Rätsel. Warum muss er mich nur die ganze Zeit beleidigen? Ich spürte die Wut die in mir aufkeimte gleichzeitig die Angst. Noch nie hatte ich so heftig mit jemandem gestritten, ich wusste nicht das das ginge. In meinen vierzehn Lebensjahren hatte ich mich immer mit allen verstanden. Und dann taucht er auf.

"Das geht dich doch nichts an!" Rief er und verschränkte die Arme. War ja klar. Wenn er schon streiten will, dann soll er wenigstens sagen warum!

"Du bist echt ein Idiot." Sagte ich daraufhin nur. Ich blendete unsere Freunde aus, hatte nahezu nur ihn vor meinen Augen. Wut wie ich sie noch nie gespürt hatte. Gleich mit dem Gefühl von Glück und Freude. Ich fühlte mich frei, nicht mehr eingeengt oder gestresst, hatte zum ersten mal das Gefühl das ich tun uns lassen konnte was ich wollte. Gott war das schön. Niemand könnte mehr über mich bestimmen. Wenn ich nicht wollte, dann schaffte das keiner. In meinen Herz loderte Leidenschaft.

"Jungs Bitte! Patrick, Manuel wie oft noch keine Streitereien auf den Schulhof." Bockig verschränkte ich ebenfalls die Arme. Jetzt könnte ich anfangen. Ich könnte alles ändern. Mut beweisen. Manuel zeigen daß ich besser war als er. Kurz schaute ich zu ihm herüber. Abwartend schaute er mich an. Seine Augen trotzten vor Hass und Kälte.

"Ich will aber! Sie haben mir gar nichts zu sagen!" Rief ich wutentbrannt Richtung Lehrerin. Hatte danach Angst es ginge nach hinten los, wollte schon einen Rückzieher machen und mich entschuldigen. Doch dann sah ich wieder seine Augen. Nicht nur die Kälte und der Hass. Auch etwas anderes war zu ihnen gestoßen. Anerkennung. Er war überrascht, hätte wohl nicht damit gerechnet ich würde das tun. Ich fühlte den Triumph. Schon gleich fand ich die Situation toll.

"Patrick! Du weißt das das eine Strafe gibt!" Sagte die Lehrerin noch immer komplett perplex und durcheinander. Sie hatte wahrscheinlich noch nie so etwas, von einem jungen Schüler wie mir, gehört. So rebellisch war keiner in dem Alter, die meisten protestierten zwar, aber hielten sich dennoch an die Regeln. Ich begann ab jetzt, ab heute, die Ganzen zu überschreiten, testete meine eigenen aus nur um festzustellen, das ich keine fand.

"Machen sie doch. Ist mir scheiß egal." Erwiderte ich und lief einfach weg. Beeindruckt folgten Sebastian und Felix mir.

...

Ich wachte auf. Erinnerte mich genau an den Traum. Das war vielleicht zwei Wochen nachdem ich Manuel zum ersten mal gesehen hatte. Ich erinnerte mich an das Gefühl welches ich hatte, wusste genau, das war der Moment, der alles geändert hatte. Ich konnte nicht Recht sagen was wohl gewesen wäre, wenn ich einfach auf die Lehrerin gehört hätte, wenn ich in dem Moment nicht in seine Augen geschaut hätte. Das Gefühl was ich bei ihm sah, löste in mir ein anderes aus. Ich glaube ich war einfach überrumpelt von dem Triumph. Ich hatte gesehen das ich den kühlen Jungen, der beschlossen hatte mich zu hassen, auch beeindrucken konnte. Hatte ich deshalb damit angefangen? Weil ich ihm zeigen wollte, ich bin genauso gut wie er? Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf.

Die verzweiflung trieb mich echt in den Wahnsinn. Alles geht hin und her und nichts ist wie es sein sollte. Ich wollte nur Ruhe, einfach weg. Ich hätte nichts dagegen wenn meine Eltern jetzt durch die Tür kämen und sagen wir ziehen in ein anders Land. Dann könnte ich all den Scheiß vielleicht hinter mir lassen. Ich wusste genau ich habe mich selbst kaputt gemacht. Und ob ich mich selbst wieder aufbauen könnte, war fragwürdig. Momentan belastete mich einfach nur alles und ich habe keine Möglichkeit den Gedanken und den Gefühlen zu entfliehen.

Never perfekt // KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt