Kapitel 42

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Patrick

Eine Weile schon lag ich einfach nur Wach im Bett. In der Nacht schien sich Manu so gedreht zu haben, das er nun zur Hälfte auf meiner Brust lag. Ich lächelte  nur als ich das sah. Mein Herz schlug schneller und mir war so warm. Ich atmete tief durch und wie von ganz alleine begann ich ihm durch die Haare zu streichen. Er wirkte so verletzlich. Ich hatte das Gefühl, das ich ihn beschützen müsse und an seiner Seite bleiben sollte. Alles kribbelte und wieder einmal war ich erstaunt, welche Wirkung der Junge auf mich hatte. Was können Gefühle nur mit einem anstellen? Mit einer Hand griff ich wieder zu meinem Handy. Maurice und Sebastian hatten mir geschrieben das alles klar ging. Nachdem Manu und ich gestern schlafen wollte, hatte er mir alles erzählt gehabt. Alles was ihn bedrückt hatte und was los gewesen war. Er ist komplett zusammengebrochen und hat erst aufgehört zu weinen als er dann in meiner Umarmung eingeschlafen ist. Ich dachte es wäre besser, wenn er Zuhause bliebe. Das habe ich auch den anderen gesagt, diese würden einfach den Lehrern beiläufig sagen, daß wir krank seien.

Ich seuftzte und richtete den Blick wieder auf den Brünetten. Jetzt schien er so friedlich. Doch ich habe keine Ahnung was wird, wenn er wieder wach ist. Irgendwie genoss ich es, das er hier bei mir war. Das ich ihn anschauen konnte und ihm durch die Haare streichen konnte. Mein Blick wurde traurig. Warum tuen Gefühle zur gleichen Zeit so gut und tun dennoch so schrecklich weh?

"Hey Guten Morgen." Sagte ich und lächelte sanft als Manu sich bewegte. Ich nahm den Arm weg damit er sich aufsetzten konnte. Verschlafen strich er sich die Haare hinter das Ohr und schaute mich aus müden Augen an.

"Morgen..." Nuschelte er und gähnte. Es sah einfach nur süß aus. Er schaute sich um. Ließ seinen Blick durch den Raum streifen und endete bei mir.

"Tut mir Leid wegen gestern." Beschämt sah er weg und ich glaubte dass er leicht rot wurde. Er verbarg das Gesicht in seinen Händen und ich merkte wie er schneller atmete.

"Schon okay. Geht's dir besser?" Auch ich setzte mich auf und behielt den Blick ganz genau auf ihn gerichtet.

"Weiß nicht so Recht. Ein wenig schon." Er nahm die Hände weg und lächelte schwach. "Fuck haben wir nicht Schule?" Er erschrak plötzlich und bevor er aufspringen konnte, zog ich ihn am Handgelenk zurück ins Bett.

"Ich hab Maurice und Sebastian bescheid gesagt, sie melden uns Krank." Sagte ich nur und er schien sich zu beruhigen.

"Warum?" Er schaute mich zwar kurz an, aber vermied direkten Blickkontakt.

"Weil ich dachte, nach deinem Zusammenbruch gestern Abend, hättest du lieber noch ein wenig Ruhe." Erklärte ich also und streckte mich. Ich bemerkte wie er nickte und den Blick auf die Hände gerichtet behielt. "Hast du Hunger?" Ich quälte mich aus dem weichen Bett und zog aus dem Schrank ein T-Shirt. Ich spürte den Blick auf meinem Rücken, dachte mir aber nichts weiter dabei.

"Ein wenig." Nuschelte Manu. Ich zog mir das T-Shirt über den Kopf und drehte mich lächelnd zu ihm um. Ich lief näher und hielt ihm meine Hand hin.

"Dann gehen wir uns mal was zum Frühstück suchen." Grinste ich. Leicht lächelnd zog er sich an meiner Hand hoch und folgte mir die Treppen nach unten.

"Was möchtest du denn? Brötchen oder eher sowas wie Müsli?" Fragte ich und drehte mich um. Schulterzuckend schaute er mich an.

"Eigentlich ist mir Müsli lieber." Sagte er und lächelte unschuldig. Ich grinste und holte zwei Schüsseln heraus. Das Müsli vom Schrank, die Milch aus dem Kühlschrank und so liefen wir ins Wohnzimmer. Manu nahm die Milch und schüttete sie in seine Leere schale.

"Wer macht denn bitte die Milch zuerst rein?" Fragte ich und unverständnisvoll beobachtetep ich ihn dabei. In die Milch schüttete er unbeirrt das Müsli.

"Hä? Machst du es denn nicht so? Milch zu erst ist doch normal." Sagte er und schaute nun auch mich an. Das einzige was ich tat war den Kopf zu schütteln und ihm die Packung aus der Hand zu nehmen.

"Das Müsli zuerst und dann die Milch." Sagte ich und machte es auch so. Wir beide schauten uns nur an. Ich wüsste ehrlich nicht warum man die Milch zuerst darein schüttet. Dann wusste man doch überhaupt nicht, wie viel gebraucht wird. Als wir uns noch ein Weilchen länger anschauten, lachte ich einfach ein wenig und Manu tat es mir gleich.

"Ich mache es halt andersherum." Meinte er nun lockerer als vorher und begann zu essen. Ich hatte durchgehend ein Grinsen auf den Lippen. Während wir aßen, hatte ich einfach den Fernseher laufen lassen. Jetzt früh kam zwar überhaupt nichts gescheites, aber dennoch konnte man über das ein oder andere lachen. Die Stimmung zwischen uns beiden wurde zunehmend lockerer. Es beruhigte mich das anscheinend alles wieder gut zwischen uns schien. Und dennoch konnte ich mein Herzklopfen nicht ignorieren. Immer wenn er lächelnd zu mir sah, da schlug es schneller. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie lange das gut gehen sollte. Aber darum wollte ich mir jetzt keine Sorgen machen.

Den gesamten restlichen Tag, saßen wir einfach nur hier herum, haben ein bisschen quatsch gemacht oder einfach nur Filme geschaut. Es war Entspannend und ich denke wir beide konnten mal ganz gut abschalten. Der Tag war so schön ruhig und entspannend. Ich hoffte nur, das es Manuel wirklich ein wenig besser ging. Aber es schien so.

"Palle?" Wir standen in der Tür und er schaute mich mit großen Augen an. Ich lächelte und wartete bis er weiter sprach. Er hatte noch einen Pulli von mir an, was ziemlich süß wirkte. Er war ihm ein wenig zu groß, mir ja auch, aber bei ihm sah es viel süßer aus als bei mir. "Danke das du auf mich aufgepasst hast." Murmelte er und kam wieder einen Schritt näher. Ich legte meine Arme um seinen Körper als er mich umarmte. Seine Hände an meinem Rücken und sein Kopf auf meiner Schulter. Ich drückte ihn etwas fester an mich. Mein Puls verdoppelte sich, aber ich spürte auch sein Herz, wie es schnell und laut schlug. "Und danke das ich mit dir reden konnte." Nuschelte er in meine Schulter und wieder grinste ich.

"Immer doch. Und wenn noch was ist, sag einfach bescheid okay?" Ich strich ihm über den Rücken und hatte das Gefühl, das es das erste mal war, wo wir einen Moment ohne jegliche Sorge beisammen waren und uns umarmten. Ohne zwang und ohne Grund. Irgendwie waren wir bessere Freunde geworden, als wir es beide jemals gedacht hätten. Wir sorgten und eben umeinander.

"Ja." Hauchte er und löste sich. Er stand nun mit dem Rücken zu mir und während er loslief hörte ich ihn noch sagen: "Patrick. Ich vertraue dir." Mein Herz blieb stehen und ich schaute ihm einfach nur hinterher. Ich lächelte und die Wärme strömte durch meinen Körper. Jetzt war ich glücklich. Und zwar so richtig. Alles fühlte sich so befreit an, gerade war da keine Last, nichts was mich bedrückte oder runter zog.

Never perfekt // KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt