[überarbeitet]
Ich hatte schon immer ein Talent dafür, mich in Sachen zu verwickeln, bei denen ich am Ende enttäuscht, traurig oder verletzt war. Ich könnte mich jedes Mal selbst schlagen, wenn soetwas geschieht. Es war vor einigen Tagen wieder dazu gekommen. Und jetzt sitz ich heulend in meinem Bett und bemerke, dass ich selbst dran Schuld bin. Nur weil ich nicht nein sagen konnte. Nicht zu ihm. Nicht zu Seijuro. Woran lag es? Lag es an der Begeisterung in seinen Augen oder an seinem charmanten Lächeln? An seiner rauen Stimme, die mir jedes mal, wenn er etwas sagte, Gänsehaut bereitet?
Komm schon, lass sie uns so richtig verarschen
Verdient hatten sie es ja, so wie sie uns immer mit "Ihr benehmt euch wie ein altes Ehepaar" aufgezogen haben.
Du hast keinen Freund, ich keine Freundin. Was steht uns im Weg. Oder hast du auf jemanden ein Auge geworfen?
Ich konnte es ihm ja schlecht sagen.
Na dann, Momo wird ausflippen. Der Kleine schwärmt seit Tagen nur davon, wie toll es doch wäre, wenn wir ein Paar wären.
Das hat er gemacht, weil er wusste, das ich seinen Bruder liebe.
Wir müssen das authentisch herüber bekommen, damit sie uns das abkaufen. Wir müssen verliebt sein, so als würden wir uns wirklich lieben.
Das war für mich wohl viel einfacher als für ihn.
Mein Bruder weiß, dass ich mich mit meinen bisherigen Freundinnen auch in der Öffentlichkeit nicht zurückhaltend war. Wir würden auffallen, wenn wir nur Händchen halten würden.
Elender Herzensbrecher.
Seine Worte hallten wieder und wieder nach. Die Worte die er nur sagte, wenn wir nicht alleine waren. Wenn jemand sie hören konnte
Ich liebe dich so sehr
Jedes mal, wenn ich sie in meinem Kopf wiederholte, brach mein Herz ein stück mehr.
Ich liebe dich noch mehr
Wäre doch nur ein Funken der Wahrheit meiner Worte, auch in seinen gewesen.
Dabei hatte es sich so echt angefühlt, als er mich geküsst, umarmt und geknuddelt hat. Ich hatte für ein paar Momente vergessen, dass das alles nur eine dumme Fakebeziehung war, um den anderen einen Streich zu spielen, hatte die Momente genossen, in denen ich seine Nähe gespürt hatte. Doch mittlerweile bereute ich es, denn das alles verschlimmerte den Schmerz in meinem Herzen. Ich bereut alles, seit dem Zeitpunkt, an dem ich nicht nein gesagt habe. Nur weil mein verdammtes Herz sich ihn ausgesucht hatte.
Wieso er und nicht jemand anderes!? Woran liegt es?
An seinem Lächeln?
An seinen schlechten Witzen?
An seinen Augen, deren Iris bernsteinfarbend ist?
An seinem Lippen, die sich so gut auf meinen angefüht haben?
Warum denke ich überhaupt noch darüber nach? Am Schluss werde ich nur wieder feststellen, dass Seijuro keinerlei Schuld trifft.Nachdem alles rausgekommen ist, nachdem Seijuro gesagt hat, das wir das Schwimmerteam der Samesuka nur verarscht haben und gar nicht zusammen sind, hatte ich krampfhaft versucht, nicht anzufangen zu heulen und weiterhin zu lächeln. Ich habe es jedoch nur knappe fünf Minuten ausgehalten, ehe ich mich verabschiedet habe und nach Hause gegangen bin. Das alles war vor wenigen Stunden. Ich hatte mittlerweile aufgehört zu weinen. Ich schaute auf mein Handy. 15 verpasste Anrufe von Momo, fünf von Rin und einen von Seijuro selbst. Ich musste hier raus. Raus aus diesem Zimmer, damit ich von der Versuchung entfernt bleibe, mich wieder unter meine Bettdecke zu verkriechen und weiter zu weinen.Meine Eltern waren diesen Abend bei Freunden eingeladen, weshalb ich ihnen einen Zettel schrieb, falls sie vor mir daheim sein würden. Ich zog meine Sportschuhe an, schnappte mir meine Schlüssel und verließ das Haus. Draußen war es dunkel. Ich fing an zu rennen. Die kühle Luft ließ mich wieder klar denken und ich rannte immer weiter, egal wie sehr meine Muskeln schmerzten. Ich rannte durch halb Iwatobi bis ich am Strand ankam. Erst als die salzige Luft meine Lungen füllte, stoppte ich. Ich setzte mich in den Sand und schaute auf das Meer, dass den Sternenhimmel spiegelte. Ich beobachtete die Spiegelung einige Minuten. Daraufhin zog ich meinen Kaputzenpulli aus, schmiss ihn mitsammt meinem Schlüssel in den Sand, stand auf und lief Richtung Wasser. Ich rannte ohne nachzudenken in das kühle Nasse. Ich tauchte unter und schrie den Frust heraus, der sich angesammelt hatte. Als ich auftauchte klebten meine (H/F) Haare an meiner Stirn und ich war außer Atem. Das Wasser floss über mein Gesicht und man konnte es nicht von den Tränen unterscheiden, die wieder angefangen hatten über meine Wangen zu laufen.
Nach einiger Zeit ging ich wieder aus dem Wasser. Mein T-shirt, dass ich noch anhatte, ebenso die Jeanshose klebten nun unangenehm an meiner Haut. Ich versuchte es so gut es ging zu ignorieren. Der Wind, den man vorhin kaum gemerkt hatte, ließ mich zittern und ich zog schnell meinen Pullover wieder an. Ich machte mich langsam wieder auf den Weg nach Hause. Auf halbem Wege blieb ich stehen. Ich habe den verdammten Schlüssel am Strand liegen gelassen. Ich lief zurück. Ich würde mir bestimmte eine Erkältung einfangen, ohne Zweifel. Den Schlüssel zu suchen war ohne Licht nicht leicht.Ich krabbelte auf dem Boden herum und tastete mich voran. Um ehrlich zu sein hatte ich ihn nach einer halben Stunde immer noch nicht. Ich warf mit Füchen und Ausdrücken um mich. "Kann man hier irgendwie helfen?",fragte eine bekannte Stimme von etwas weiter weg. Eine Stimme, die ich im Moment nicht hören wollte. Zu meinem Pech kam die Person weiter auf mich zu. Ich sagte nichts sondern suchte weiter nach meinem Schlüsselbund. Ich sah auf, als sich Licht einer Handy-Taschenlampe in mein Sichtfeld schlich.
"(D/N)?", fragte der rothaarige erschrocken. "Was machst du um diese Uhrzeit hier draußen", wollte er wissen. Meine Laune sank weiter. Ich versuchte meine Trauer mit einem Witz zu überspielen. "Ich suhle mich im Sand, was sonst? Ist ein gutes Peeling", sagte ich sarkastisch, stand auf und klopfte mir den Sand von der Hose. Ich konnte Seijuros Reaktion nicht wirklich sehen. Vielleicht konnte er erkennen, dass der Witz erzwungen war. "Nochmal. Was machst du hier?", fragte er ernst. "Das gleiche könnte ich dich fragen.", sagte ich ehe ich seufzte. "Ich habe meinen Hausschlüssel hier vergessen. Das alles wäre halb so wild, wenn meine Eltern nicht weg wären und-"-"Ich helfe dir suchen", unterbrach Seijuro mich und leuchtete auf den Boden. Ich zeigte ihm die Stelle an der ich gerade vorhin ungefähr war. Mir blieb nichts anderes übrig, neben ihm herzutrotten und ausschau zu halten. Schließlich hatte er die Taschenlampe. Es war peinlich Still. Momo hatte ihn wahrscheinlich aufgeklärt.
"Es tut mir Leid", sagte er irgendwann und starrte weiterhin auf den Boden. "Hätte ich gewusst, was du fühlst, hätte ich die ganze Scheiße nicht einmal abgezogen"
Ich bekam einen Klos im Hals, der es mir erschwerte zu schlucken. "Es ist nicht deine Schuld, du konntest es ja nicht wissen", sagte ich leise. Meine Sicht verschwamm langsam. "Ich mach mir trotzdem Vorwürfe", meinte er."Das brauchst du nicht, es ist in schon in Ordnung"
Ich sagte diese Worte einfach herunter. Doch ich wusste, dass sie nicht Stimmten. Nichts war in Ordnung. Doch ich schluckte die Tränen und den Klos in meinem Hals herunter und lächelte Seijuro herzlich an, dessen markantes Gesicht von den Schatten der Taschenlampe befleckt wurde.
"Wirklich, es ist alles in Ordnung"
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