Der Junge von eben sah mich grinsend an.
" Nichts!", sagte ich abwehrend und wollte meine Sachen zurück in den Rucksack packen. Dabei fiel mir leider mein Sketchbook auf den Boden. Genau vor die Füße des Jungen. Er hob das Buch auf und schaute es sich an. Und genau die Seite war aufgeschlagen. Er musterte die Zeichnung von sich selbst.
" Bin das ich?", fragte er grinsend.
" Möglicherweise.", sagte ich feindselig und nahm mein Sketchbook wieder an mich. Ich packte es in den Rucksack und stand auf.
" Ich heiße übrigens Taddl.", meinte der Junge. "Und du?"
" Ich nicht.", sagte ich forsch.
Ich stapfte die Treppen der Domplatte hinunter.
" Hey warte doch mal.", meinte dieser Taddl. " Was machst du so spät eigentlich noch hier?", rief er mir hinterher. Doch ich war schon längst auf mein Longboard gestiegen und losgefahren.
Was ich so spät noch hier machte?
Alle anderen in meinem Alter lagen Zuhause in ihrem Bett und schliefen. Und morgen würden sie aufwachen und mit ihrer Familie zusammen frühstücken.
Bei mir war das anders.
Ich hatte kein Zuhause, in dem ich wohnte.
Ich hatte kein Bett, in dem ich schlafen könnte.
Ich hatte keine Familie die Morgens mit mir frühstücken würde.
Wie lange das schon so ging? Keine Ahnung. Vielleicht ein halbes Jahr. Kurz bevor ich mein Abi hatte. Ich hatte vorgehabt mit 18 auszuziehen. Aber da hatte ich die Rechnung ohne meine Eltern gemacht. Sie ließen mich nicht gehen. Also bin ich abgehauen. Es tat mir gut.
Denn ich war frei.
Ich schaute auf meine Hand. Eine lange Narbe zog sich darüber. Sie war einer der ältesten, die meinen Körper zierten. Mein Gesicht war einigermaßen verschont geblieben. Außer eine kleine Narbe unter meinem Auge war in meinem Gesicht alles okay. Ab und zu hatte ich früher ein blaues Auge gehabt. Aber davon sah man jetzt nichts mehr.
Warum?
Mein Vater war Alkoholiker, genau wie meine Mutter. Zuhause wurde ich nur geschlagen, niemand hat sich um mich gekümmert. Bis ich 8 Jahre alt war, hatte ich noch Essen von ihnen bekommen. Ab dann hatte ich für mich selbst sorgen müssen. Das war viel zu viel für mich gewesen. Ich war unterernährt. Ich wog so viel wie ein 6 Jähriges Kind als ich 10 war. Aber dann hatte ich gelernt zu kämpfen. Ich bin wieder aufgestanden und habe versucht zu leben. Und es hat funktioniert. Sonst würde ich jetzt nicht hier sein. Auch wenn mein Leben nicht das aller schönste war, ich war am Leben und das war ein großes Geschenk, wenn man einen Blick auf meine Vergangenheit wirft.
Ich hielt nach 20 Minuten an. Ich war an einem kleinen Platz am Rhein. Es war perfekt hier. Für zwei Stunden würde ich hier schlafen können. Das musste mir reichen, denn dann musste ich weiter. Ich stellte meinen Handywecker auf 6 Uhr morgens. Dann stellte ich mein Longboard hin und legte meinen Rucksack drauf. Die Gitarre nahm ich hinunter und legte sie neben mich. Dann benutzte ich den Rucksack auf meinem Longboard als Kissen und versuchte einzuschlafen...
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~YouTube OneShots~
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