Mein Handywecker riss mich aus dem Schlaf. Ich stoppte den Alarm und stand schnell auf. Ich nahm den Rucksack von meinem Longboard und öffnete ihn. Ich zog meine kleine Haarbürste heraus, die ich von Zuhause mitgenommen hatte. Genauso wie das IPhone. Es hatte meinen Vater gehört, aber er hatte es überhaupt nicht benutzt. Er hatte sich nur seinem Alkohol hingegeben. Mein Vater war mal ein reicher Geschäftsmann, bis er dann zu dem Wrack wurde was er heute ist.
Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken an meine Eltern zu verscheuchen.
Ich machte meine Haare zu einem geflochtenen Seitenzopf und befestigte sie mit einer kleinen Schnur aus Leder.
Ich sah nicht aus wie jemand, der auf der Straße lebte. Ich sah normal aus. Ich wollte eigentlich auch nicht wahrhaben dass ich hier lebte. Aber ich tat es. Aber mir ging es hier besser als damals zuhause.
Ich packte die Haarbürste weg und schloss den Rucksack. Dann setzte ich mich auf mein Longboard und nahm mir meine Gitarre. Ich begann zu spielen. Nach einiger Zeit begann ich mit zu singen.
" Es gibt nichts was mich hält. Au Revoir. Vergesst wer ich war, vergesst meinen Nam'. Es wird nie mehr sein wie es war. Ich bin weg. Au Au. Au Au. Au Revoir. "
Gitarre spielen, zeichnen, longboarden.
So ungefähr das war mein Tagesablauf. Es war okay so.
Ich hatte keine Angst, dass jetzt jemand kommen würde. Es war kurz nach 6 am Morgen. Wer war jetzt am Rhein? Außer mir natürlich niemand.
Plötzlich knirschen die Steine auf dem Boden hinter mir. Ich drehte mich schnell um. Es war der Junge von gestern. Dieser...Taddl!
" Wieso bist du hier?", fragte ich ihn wütend.
" Wieso nicht?", fragte er amüsiert.
" Wieso bist du mir gefolgt?!?!", fragte ich noch wütender.
" Ich wollte wissen wo du wohnst."
Scheiße. Er wusste jetzt also, dass ich kein Zuhause hatte. Ganz toll Kathy!
" Wie heißt du jetzt eigentlich?", fragte mich 'Taddl'.
" Was geht dich das an?"
"Ich würde gerne wissen welcher Name zu diesem hübschen Gesicht gehört."
"So nen billigen Anmachspruch hab ich schon lange nicht mehr gehört. Zieh Leine."
"Das war mein voller Ernst. Bitte sag deinen Namen. Du kennst meinen ja auch."
"Kathy.", murrte ich.
" Schöner Name."
"Kann sein. "
"Würdest du ne Runde mit mir longboarden?", fragte Taddl mich plötzlich.
" Wieso das?", fragte ich verwundert.
" Du fährst gut.", sagte er grinsend und setzte sich neben mich auf mein Longboard.
Irgendwie gefiel mir dieser Typ. Aber nur ein bisschen! Ein ganz kleines bisschen.
Aber mit ihm longboarden? Ich war ein Einzelgänger. Ich mochte Menschen nicht gerne, aber dieser hier war netter als erwartet. Ich schätzte die Auswirkungen einer Runde Longboard mit ihm ab.
Negativ: Ich verschwendete wertvolle Energie.
Positiv: Ich hatte nach Ewigkeiten endlich mal wieder einen Gesprächspartner.
Letztendlich entschloss ich mich dafür.
" Ich komm mit!", sagte ich und stand von meinem Longboard auf.
" Cool.", meinte Taddl und stand ebenfalls auf. Ich schnallte meine Gitarre auf meinem Rucksack und schulterte diesen. Taddl grinste mich nur an.
Ich ging von dem kleinen Kiesstrand hinunter, gefolgt von Taddl. Ich nahm mein Board und legte es vor mir auf die Straße. Taddl hatte seins ebenfalls vor sich platziert.
" Anfangen?", fragte er grinsend.
" Ja.", sagte ich knapp und holte Schwung. Taddl stieß sich ebenfalls ab und fuhr neben mir her.
" Wo wohnst du?", fragte er mich.
Ich atmete scharf ein. Sollte ich es ihm sagen? Früher oder später würde er es sowieso erfahren wenn ich längere Zeit mit ihm verbringen würde.
" Nirgends.", antwortete ich also.
" Nirgends? ", fragte er verwundert.
"Nirgends.", bestätigte ich
"Und wo schläfst du bitte?", fragte er.
" Ich schlafe nicht viel, aber wenn ja, dann da wo es sicher scheint."
"Sicher vor was?"
"Sicher vor anderen Menschen."
" Wie lange ziehst du das schon durch?"
Ich wusste nicht warum ich Taddl diese ganzen Fragen beantwortete. Ich hatte vor ihm noch nie jemanden vertraut. Aber bei ihm hatte ich ein sicheres Gefühl.
" Ein halbes Jahr oder so.", sagte ich also leise.
Ich hörte Taddl schlucken.
" Darf ich auch was über dich wissen?", fragte ich als er nichts mehr sagte.
" Ich heiß' Taddl Tjarks. Bin 20 Jahre alt. Ich bin YouTuber."
Ich kannte YouTube. Aber keine bestimmten YouTuber. Ich hörte höchstens Musik auf YouTube. Ich hatte schließlich niemanden der mir sagen hätte können, dass es da draußen 'YouTuber' gab, die wohl regelmäßig YouTube nutzten.
" Du hast übrigens sehr schön gesungen.", grinste Taddl mich plötzlich an...
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~YouTube OneShots~
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