Kapitel 5 - Des Schwertes Name

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„Eine sehr weise Entscheidung, Rina." Prinzessin Zelda legte ihr Silberbesteck beiseite und sah zu der Frau, die neben ihr an dem großen Holztisch Platz genommen hatte. So eben hatte Rina der Prinzessin ihre Entscheidung übermittelt, dass sie dem Pfad des Recken folgen würde. Den Fakt, dass sie fast keine andere Wahl hatte, ließ die Braunhaarige aber bewusst weg. Es gab eben Dinge, die man unausgesprochen ließ.

„Ehrlich gesagt, bin ich erfreut darüber", sagte die blondhaarige Prinzessin und faltete die Hände auf dem Schoß. „Ach so?", erwiderte Rina, nicht wissend, ob das nun etwas Gutes für sie verheißen würde oder nicht. „Es ist nie von Nachteil ein Ass im Ärmel zu haben, nicht wahr?", fragte Zelda, die sich nun doch wieder ihrem Essen zugewandt hat. Dieses Kind trieb Rina noch in den Wahnsinn.
„Ihr fragt Euch, was sich alles ändern wird?" Zeldas und Rinas Blick trafen sich. Die Prinzessin kam daraufhin nicht um ein kleines triumphierendes Grinsen herum. „Das kann ich Euch an der Nasenspitze ansehen. Ich muss schon sagen, Raisa würde sich nicht so einfach durchschauen lassen." Schon wieder wurde sie mit dieser Frau verglichen. Langsam ging ihr das wirklich gegen den Strich.
„Verzeiht Hoheit, dass ich keine emotionslose Maschine bin", sagte Rina und zwang sich, nicht mit den Zähnen zu knirschen.

„Emotionslos? Es heißt, dass die werte Raisa eine ganz besondere Beziehung zu dem Recken der Orni hatte." Offensichtlich schien die junge Prinzessin sehr amüsiert von diesem Gerücht zu sein. Als wüsste sie etwas, was sonst keine wusste. „Eine Maschine bleibt sie trotzdem", beteuerte die Braunhaarige. „Einer Maschine gibt man Befehle, die dann ohne Probleme erfüllt werden. Den Geschichten allerdings zufolge war Raisa sehr, nun, eigenwillig", erwiderte Zelda. Konnte diese Göre endlich aufhören ihr immer wieder zu widersprechen? „So wie Ihr", fügte die Blondhaarige noch hinzu. Nun, dass mit der Eigenwilligkeit konnte Rina nicht bestreiten.

„Sobald ich fertig bin, würde ich Euch gerne etwas zeigen, Rina." Was auch immer es sein mochte, es würde definitiv spannender werden, als Zelda beim Essen zuzusehen. „Und was?" Nichtsdestotrotz klang Rina ein wenig desinteressiert. Wahrscheinlich handelte es sich wieder um etwas aus jener Zeit. Da war sie sich sogar ziemlich sicher. „Es handelt sich um Relikte. Nicht etwa wie die Titanen, aber dennoch sehenswert", erwiderte Zelda. Die Prinzessin beobachtete Rina im Augenwinkel. Den eigentlichen Gedanken dabei wollte sie der Braunhaarigen noch nicht verraten.

So kam es, dass Rina sich nach etwa einer Viertelstunde endlich von ihrem Platz erheben konnte. Aber auch nur, um der kleinen Göre durch ihr riesiges Zuhause zu folgen. Und der Weg schien kein Ende zu nehmen. Durch unzählige Korridore kam sie dann mit der Prinzessin zu einer großen Wendeltreppe, die hinauf in einen der Türme des Schlosses führte. Zelda hob den Stoff ihres Kleides an und ging die Stufen hinauf, während Rina einen Moment lang noch skeptisch wartete. Jedoch folgte sie der jungen Prinzessin nach kurzer Zeit. Der Raum, den sie am Ende der Treppe erreichte, war voll gestellt mit den seltsamsten Dingen, die zudem auch alle ziemlich alt aussahen. Dies waren also Zeldas sogenannten Relikte. „Faszinierend", heuchelte die Braunhaarige gespieltes Interesse vor. Zelda, trotz dessen, dass sie noch so jung war, hörte jedoch genau heraus, dass Rina es nicht ernst meinte.

„Ich kann nur immer wieder betonen, wie ähnlich Ihr doch jemand ganz bestimmtem seid", sagte die Prinzessin, wohl wissend, dass dies Rina ziemlich auf den Zeiger ging. „Das Meiste hiervon brauch Euch auch gar nicht zu interessieren." Zelda trat an eine Wand heran, an der ganz bestimmte Reliktee hingen. „Die ehemaligen Waffen der Recken. Jede davon ist ein Meisterwerk, welche die Zeit bis heute überdauert haben. Kein Abnutzen, nichts..." Nun war Rinas Interesse doch ein wenig geweckt. Zwar konnte sie mit nichts davon umgehen, doch zu sehen, mit was die Recken einst in ihrem final Kampf gekämpft haben, war doch ganz sehenswert.

„Revalis Adlerbogen, Urbosas Schatzschild- und Schwert, Daruks Bergspalter, Miphas Lichtschuppenlanze und zu guter Letzt..." Zelda stoppte, während Rina wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen wären. Dieses Schwert kannte sie! Das Schwert mit der fast weiß schimmernden Klinge. Sie hatte es gesehen, als sie im Titanen Vah Inazuma diese Bilder plötzlich gesehen hatte.
„Das Schwert von Raisa. Leider kennen wir die Bezeichnung nicht. Es steht jedoch außer Frage, dass dieses Schwert in irgendeinem Punkt schlechter als die anderen Waffen ist", erzählte Zelda. Rina nickte daraufhin und besah sich noch einmal die Waffen, jedoch fiel ihr Blick schnell wieder auf das Schwert.

„Wollt Ihr es mal halten?", fragte die Prinzessin, die den Blick Rinas bemerkt hatte. „Wieso nicht?", erwiderte die Braunhaarige. Mit Vorsicht und Bedacht nahm Zelda das Schwert aus der Wandhalterung und reichte es Rina. Kaum hatte diese es berührt, geschah etwas Seltsames. Zelda war nicht mehr bei ihr und sie war auch nicht mehr in dem Turm im Schloss von Hyrule.

Doch das Schloss Hyrule sah sie noch, auch wenn es jetzt anders aussah, als sie es kannte. Auch Hyrule Stadt in der Ferne sah ganz anders aus. Mittlerweile wusste sie wenigstens, wo sie sich befand. Sie stand in Mitten der Ebene von Hyrule. Auch wenn sie nicht ganz verstand, was vor sich ging, beschloss sie erstmal Ruhe zu bewahren. Jedoch hatte ein Blick nach hinten ihren guten Vorsatz mit einem Schlag zerstört. Da ging er – der Titan! Vah Inazuma! Und er war vollkommen funktionstüchtig, sah weder alt noch ranzig aus. „Was im Namen der drei Göttinnen..." Rina unterbrach sich selbst, als sie Stimmen wahrnahm. Nicht weit entfernt, mit dem Blick zum Schloss gerichtet, standen... Sie glaubte ihren Augen kaum. Das Aussehen und die beiden blauen Schäle sprachen jedoch für sich. Raisa und Revali – Hyrules Recken, lebendig und in einem Stück.

Until the last heartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt