Mit seinem Fall war Rongaras Tyrannei in Goronia, nein, im ganzen Umland des Todesberges vorbei. Für die Goronen, die nun ohne Führung waren, würde sich der neue Pfad in die Zukunft gewiss als schwierig erweisen, wäre es nicht an der Zeit, dass ihr großer Held, Daruk, zu ihnen zurückkehrte. Auf kein anderes Ziel würde Revali sich gerne konzentrieren, als seinem Kameraden die verlorenen Erinnerungen wiederzugeben, doch er war noch immer in diesem lästigen Käfig eingesperrt. Und Marek... Der Blick des Orni wanderte nach oben, wo er den Goronen durch den gitternden Boden nur schwer erkennen konnte. Doch nach einer Weile des Beobachtens erkannte er, dass der Gorone dort oben regungslos seine Hände besah.
So viele Fragen tauchten in Mareks Kopf auf, die er nicht beantworten konnte. Diese Stimme in seinem Hinterkopf... Und als wäre sie Erklärung genug gewesen, hatte er genau gewusst, wie er dieses orange Schild herbeirufen konnte. Was war das gewesen? Besaß er, der er nur ein unscheinbarer Schmied war, eine besondere Kraft, die sich sein ganzes Leben bisher nur nicht gezeigt hatte?
„Ich versichere dir, dass deine Fragen geklärt werden. Doch... Besäßest du nun die Güte, mich vorerst hier herauszuholen?", rief Revali fragend nach oben. Er ahnte, was dem Goronen durch den Kopf ging; es wäre ja auch durchaus ungewöhnlich, wenn jemand von herkömmlicher Abstammung plötzlich eine derartige Kraft entwickele. Dass Marek nicht gewöhnlich war, nun, das würde sich ihm gleich offenbaren. So hoffte Revali zumindest.
Marek stimmte dem Orni in Gedanken zu. Die Sicherheit seines Freundes genoss Vorrang, Antworten konnte er später immer noch erhalten. Unter Aufbringung seiner letzten Kraftreserven schleppte sich der Gorone zu der Verankerung im Boden. Doch er hielt inne und handelte nicht. Zweifel kamen in ihm auf, dass er in seinem geschwächten Zustand nicht genügend Kraft besaß. Wenn er die eigens mit Gewalt erstellte Vorrichtung mit der Kurbel nun löste und darin versagte, den Käfig hochzuziehen, wäre dies ohne Zweifel das Ende des jungen Mannes vom Volke der Orni.
„Gibt es ein Problem?", erkundigte sich Revali erneut, dessen Geduld allmählich das Ende erreichte. Konnte man es ihm denn verübeln? Vor ein paar Augenblicken hätte seine Gefangenschaft in diesem Käfig fast sein Todesurteil unterschrieben. Dass Revali seine Freiheit zurückforderte, war somit doch selbstverständlich. „Das ist mir jetzt ja echt peinlich", rief Marek und sah zu Revali nach unten, „aber ich glaube, ich habe nich' mehr genug Kraft in den Armen." Der Kampf, den er gegen Rongara geführt hatte, war hart gewesen. Und auch ein großer und starker Gorone traf irgendwann seine Grenzen. „Und ich glaube nich', dass du hier warten möchtest, bis Hilfe da ist", fügte Marek noch hinzu. Sein Blick galt dem verbogenen Metall. Lange würde diese Konstruktion nicht mehr halten. Er musste sich jetzt etwas einfallen lassen.
„Der Titan! Steig zu dem Titanen hinab und reaktiviere ihn. So kannst du mir helfen!", schlug Revali vor. Wenn alles funktionierte, dann war er aus dieser misslichen Lage befreit und Daruk war obendrein auch wieder zurückgekehrt. Immerhin... Gab es keinen Zweifel mehr, dass es sich bei Marek um Daruks Reinkarnation handelte.
„Der Titan, hm?" Natürlich wusste der Gorone, dass Revali den Titanen wieder aktivieren wollte und er hätte es auch nie gewagt, dem im Wege zu stehen, doch, wenn er ehrlich war, dann wusste er nicht, was er davon halten sollte. Seine Vorbehalte waren zudem gut begründet; seither wurde in seinem Volk erzählt, dass der Titan mit seinen göttlichen Kräften unmittelbar mit den Kriegen Hyrules in Verbindung stand; dass das Land Eldins wieder unter Ausbrüchen und Beben zu leiden hätte, würde sich diese Maschine wieder erheben. Nicht zu vergessen, starb auch der große Held der Goronen, Daruk, in eben diesem Titanen bei der letzten großen Schlacht vor ungezählten Jahren. Selbstredend war Rudania in Mareks Augen kein Symbol des Friedens – an Kriegsmaschinen bedarf es nur, wenn auch Krieg herrschte.
Jedoch schien es keinen anderen Ausweg zu geben, somit musste er seine Vorbehalte ignorieren. Zögerlich blickte er von dem Rande des Bodens nach unten, zu Vah Rudania. Er streckte seine Arme aus und tat es noch einmal: er wünschte sich nichts anderes, als seinem Kameraden zu helfen. Und als hätte diese Stimme, die ihm schon einmal Kraft geliehen hatte, erhört, erschien das Schild erneut. Seinen Mut fassend, sprang Marek hinab in die Tiefe und landete problemlos auf dem Titanen. Es war schon unglaublich, was die Shiekah erschaffen hatten. Vah Rudania sah aus, als wäre er in große Mitleidenschaft gezogen worden... Aber das Magma des Todesberges machte der maschinellen Echse rein gar nichts aus. Welche unmenschliche Kraft hatte diesen Titanen derart zugerichtet?
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Until the last heartbeat
Roman d'amourJahrhunderte vergingen, seit die Recken im Kampf gegen die Verheerung fielen. In diesen Jahrhunderten herrschte nichts als Frieden, was den einstigen Kampf immer mehr in Vergessenheit geraten ließ. Bis zu dem Tag, an dem eine Weissagung die erneute...