Sich murrend die Augen reibend, erwachte Raisa aus ihrem Schlummer, den sie viel zu spät begonnen und viel zu früh beendet hatte. Noch von der wohligen Wärme und Gemütlichkeit des Bettes umgeben, öffnete sie langsam ihre Augen. Unter einem Ächzen setzte sie sich auf und streckte dabei ihre müden Knochen, trotz der leichten Schmerzen ihrer Schultern. Dann wanderte ihr Blick umher, sie beobachtete fast schon neugierig die Umgebung. In der vergangenen Nacht war es zu dunkel und sie zu müde gewesen, als dass sich eine Gelegenheit dazu geboten hätte. Zu ihrer linken befand sich ein großes Fenster, durch welches sie die Hebra-Berge erblicken konnte. Aufgrund der enormen Höhe, in welcher sie sich befand, war ihr Blick über die Landschaft äußerst weitläufig. Auf der weit gezogenen Fensterbank lagen einige Gegenstände, die Raisa als Bogensehne, Schal und ein Gefäß mit der Aufschrift "Wachs" identifizierte. Viel mehr konnte sie vom Bett aus nicht erhaschen, sodass sie die verzierte Bettdecke zur Seite Schlug und ihre nackten Füße auf den hölzernen Boden setzte. Auf der rechten Seite des Bettes bot sich nicht viel Platz, ehe sie auf ein halbhohes Geländer traf, von welchem sie auf die untere Etage sehen konnte. An sich entsprach der Großteil dieses Hauses einer offenen Bauweise. Ein Stil, den sie überraschend ansehnlich fand.
Ihre Hand strich über das Geländer, während sie dieses entlang zu der Treppe schritt, die sie nach unten führte. Direkt an der Wand unterhalb der Erhöhung, von welcher sie gerade kam, prasselte ein leichtes Feuer im Kamin. Den Orni wurde nicht so schnell kalt, was Raisa vermuten ließ, dass es für sie Wärme spendete. Das würde auch erklären, warum sie, die nur in ihrem weißen Leinenhemd gekleidet war, nicht fror. Dem Kamin gegenüber befanden sich Sitzgarnituren auf einem großen, ausgelegten Teppich, der die üblichen Borten im Stil der Orni aufwies. Hinter diesen stand ein dunkler Esstisch.
Die Wände waren mit Malereien verziert, wobei sich der ein oder andere Bogen in seiner Halterung dort ebenfalls Platz verschaffte. Aber auch Bücher, die in Regalen aufgestellt waren, sowie die ein oder andere Pflanze fanden sich in dem großen Raum wieder. Er wirkte keineswegs leer, aber auch nicht so voll, dass man sich erdrückt fühlte. Gemütlich beschrieb sein Zuhause wohl am ehesten. Jetzt fehlte es nur noch an besagtem Herrn des Hauses, den sie nicht ausfindig machen konnte.
Raisa fuhr sich durch Gesicht und Haar, wobei zwei ihrer Strähnen, nach wie vor der Weise der Orni entsprechend, geflochten waren. Sie hätte ruhig noch etwas länger schlafen können, so lange wie sie in die Nacht hineingefeiert hatte... Bei diesen Gedanken stockte sie in ihrer Bewegung und blickte irritiert auf ihre Hände. Sie hatte in Ruhe und Frieden geschlafen...? Es war mittlerweile zu einer Gewohnheit geworden, dass Ganons Fluch ihren Schlaf und ihre Träume tyrannisierte; ihr auf diese Weise die Kräfte raubte. An den letzten Schlaf, der nicht grauenvoll war, konnte sie sich nicht einmal mehr erinnern. Doch hier stand sie nun, vielleicht nicht vollständig ausgeruht, aber...
„Wieder unter den Lebenden, wie mir scheint." Raisa drehte sich zu Revali, der soeben durch die Haustür eingetreten war. Ihre Blicke trafen kurz aufeinander, doch Revali gab beachtlich schnell nach und sah wieder fort. „Weil ich mich ja auch wie eine Tote verhalte", erwiderte sie augenrollend. „Du hast so tief geschlafen, dass sämtliche Versuche, dich zu wecken, fehlgeschlagen sind. Es gab einen Moment, in welchem ich wirklich dachte, du hättest das Zeitliche gesegnet." Seine Worte hinterließen ein Gefühl des Unbehagens bei ihr, gleichwohl konnte sie nicht einschätzen, was er darüber dachte. Er klang einerseits etwas verärgert, aber... Es erinnerte sie auch an das Gespräch auf der Schlossmauer, in welchem er Sorge ihr gegenüber signalisiert hatte.
„Vielleicht liegt das daran, dass ich seit langer Zeit nicht mehr richtig geschlafen habe...", erklärte sie vage und nahm auf der Sitzgarnitur Platz. Den Blick in das Feuer gerichtet und ihm den Rücken zugewandt, hatte sie diese Worte gesprochen. „Was willst du damit sagen?", fragte der Orni, dessen Blick sich förmlich in ihren Rücken brannte.
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Until the last heartbeat
RomanceJahrhunderte vergingen, seit die Recken im Kampf gegen die Verheerung fielen. In diesen Jahrhunderten herrschte nichts als Frieden, was den einstigen Kampf immer mehr in Vergessenheit geraten ließ. Bis zu dem Tag, an dem eine Weissagung die erneute...