Until the last heartbeat

Kapitel 25 - Unter dem Sternenhimmel

Mit den anderen Kriegern seines Dorfes befand Revali auf dem nach ihm benannten Platz. In Reih und Glied standen sie vor ihrem Häuptling Kumar, ihre Bögen dabei Stolz neben sich haltend. Kurz verstohlen zur Seite blickend, erkannte Revali, dass sich Raisa zu den anderen Zuschauern dazugesellte. Als einzige Hylianerin stach sie etwas hervor, doch wie er sie kannte, kümmerte sie dies kein bisschen. Das strahlte sie auch nach außen heraus, so wie sie gelassen gegen das Geländer lehnte und wie immer skeptisch die Arme vor der Brust verschränkte.

„Es ist mir eine große Freude, auch dieses Jahr die jungen Krieger dieses Dorfes zu unserem traditionellen Bogenschieß-Wettkampf willkommen zu heißen. Die Regeln haben sich nicht geändert, bis das letzte Ziel getroffen ist, tretet ihr gegeneinander an und sammelt Punkte. Feste Ziele bringen jeden von euch einen Punkt ein, fliegende drei. Wem die Pfeile ausgehen, kann sich seinen Köcher bei den bekannten Stationen auffüllen lassen. Disqualifiziert wird, wer andere Mitstreiter abschießt. Andere Blockaden oder Behinderungen sind gestattet. Ebenfalls zur Disqualifizierung führt jegliches Landen und Ausruhen, zeigt eure Stärke und überwindet eure Grenzen. Der Rekord unseres derzeitigen Titelverteidigers, Revali, liegt bei unglaublichen einhundertsiebenundneunzig Punkten. Sodann, bereitet euch vor, erwartet das Startsignal und gebt euer Bestes!"

Mit diesen Worten legten die Orni-Krieger ihre Bögen an und bereiteten sich zum Start vor. „Viel Erfolg", murmelte Raisa leise zu sich selbst. Glück sollte sie ihm ja keines wünschen, doch mit ihrer Variante würde er sich gewiss zufriedengeben. Ein weiterer Orni, neben dem Häuptling stehend, spannte einen Bombenpfeil in seinem Bogen und zielte gen Himmel. Die Explosion dieses Pfeils würde als Startsignal dienen.

Revali, im Gegensatz zu seinen Kontrahenten, bereitete sich nicht einfach nur vor, loszufliegen, sondern mit seiner einzigartigen Fähigkeit sofort gen Himmel empor zu steigen. Ein unglaublicher Vorteil, den er sich zurecht hart erarbeitet hatte. Das Startsignal ertönte und im selben Augenblick stieg er mit einem Aufwind in den Himmel auf. Mit einer schwungvollen Bewegung hatte er den Adlerbogen abgelegt, geworfen und mit seinen Klauen aufgefangen, damit er im rechten Moment sofort handeln konnte. Mit schnellen Blicken die Ziele erhaschend, stieg er noch etwas gen Himmel hinauf, ehe er seinen Bogen erneut warf und vier Pfeile aus seinem Köcher zog. Im selben Moment, in dem er seinen Bogen fing, spannte er die darauf perfekt ausgerichteten Pfeile, die kurz darauf ihre Ziele fanden.

Es gilt vier Ziele zu treffen, ohne zu zagen...

Raisa war wirklich erstaunt von dem, was sie sah. Vier Ziele in einem Augenblick zu treffen, war eine der Prüfungen, die Revali als Recke ablegen musste. Selbst als Levi war es ihm fast gelungen, diese anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen. Jetzt aber hatte er nicht einfach nur vier Ziele getroffen, es waren auch vier, die sich bewegten, indem sie von nicht-teilnehmenden Orni von weit oben aus den Lüften geworfen wurden. Selbst wenn er seinen Rekord nicht brechen würde, er hatte sich, was sein Können anging, gerade übertroffen.

„Unser Recke ist wirklich unglaublich."

„Ja, er erfüllt das ganze Dorf mit Stolz."

Raisa sah neben sich zwei Orni-Damen, die ebenfalls voller Erstaunen Revalis Flug verfolgten. Ihre Blicke trafen schließlich aufeinander, wobei... Raisa erkannte, dass die beiden eher auf ihren Schal sahen. „Ihr seid auch ein Recke, nicht wahr? Seid Ihr extra hierhergekommen, um dem großen Revali zuzusehen?", fragten sie neugierig. „Ich schätze, das kann ich weder mit Ja noch mit Nein beantworten. Ausschließlich hierfür kam ich nicht, aber... Ich kann nicht leugnen, dass ich etwas Spannendes zu sehen bekomme." Ihren eigenen Worten folgend, sah sie wieder in den Himmel. Doch von Revali fehlte jede Spur. Das Gebiet, in welchem der Wettkampf stattfand, war aber auch nicht gerade klein. Dass er früher oder später aus ihrem Sichtfeld verschwand, war zu erwarten gewesen. Aus diesem Grund wandte sie ihren Blick auch wieder vom Himmel ab. Zumal sie allmählich einen steifen Nacken davon bekam und bei allem, was recht war, sie hatte diese Region ihres Körpers in den vergangenen Tagen wirklich zur Genüge verletzt oder überstrapaziert.