Noch an demselben Tag, an dem Raisa Revali von ihrem Gespräch mit Koga berichtet hatte, waren die beiden Recken den Rückweg nach Hyrule angetreten. Trotz vieler Unannehmlichkeiten, wie dem nächtlichen Reisen und einer starken Müdigkeit, die sich bei den beiden Recken allmählich abzeichnete, zogen sie ihre Heimreise unter den nötigsten Pausen durch. Zu wichtig war, was Koga ihnen verraten hatte. Ein neuer Feind – oder eher ein unbekannter Feind – der bereits allgegenwärtig war, konnte nicht ignoriert werden.
Eine lange und zähe Reise lag hinter den beiden Recken, als sie bei Anbruch eines neuen Tages das Schloss Hyrule betraten und Prinzessin Zelda in Kenntnis gesetzt hatten. Die frühsten Morgenstunden zeichneten sich derweilen am schwindenden Nachthimmel ab, als die Prinzessin, geweckt von dem Auftauchen der Recken, Eilboten in alle Richtungen Hyrules aussandte. In der Zwischenzeit konnten sich Raisa und Revali in einem Gesellschaftszimmer des Schlosses ausruhen. Ein Angebot, welches sie ohne zu zögern angenommen hatten. Revali lag derweilen auf einem Sofa und einen seiner Flügel über sein Gesicht gelegt, während Raisa unweit von ihm auf seinem Sessel Platz genommen hatte. Sie hielt die Augen geschlossen, doch schlief sie nicht. Das konnte sie hier nicht...
Es dauerte nicht lang, da wurde die Tür zu dem Gesellschaftszimmer geöffnet. Ohne ihre Augen öffnen zu müssen, erkannte Raisa an dem Geräusch der Absätze, dass es Urbosa war, die eingetreten war. Sie war der einzige Recke, der zurzeit in Schloss Hyrule residierte und nicht in seine Heimat zurückgekehrt war. Unter den Umständen war das ein glücklicher Zufall, sodass nur Mipha und Daruk mittels der Eilboten gerufen werden mussten.
„Du scheinst nicht zu schlafen", stellte die Gerudo fest, nachdem sie Raisa eine Weile beobachtet hatte. Schließlich nahm sie auf einem weiteren Sofa neben Raisa Platz und überschlug ihre Beine. „Ich denke mit geschlossenen Augen nach", erklärte die Hylianerin ruhig, ehe sie ihre goldenen Augen dann doch langsam öffnete. Zuerst erblickte sie Revali, der wie kein Zweiter schlief. Das war wenig verwunderlich, denn für ihn war der Heimweg überhaupt kein Zuckerschlecken gewesen. Er hatte den ganzen Weg aus eigener Kraft fliegen müssen und das ohne nennenswerte Pausen. Sie selbst war von ihrem Ritt auch erschöpft, doch Raisa war sich sicher, dass er bei weitem den Kürzeren gezogen hatte.
„Ich habe bereits von deinem kleinen Abenteuer gehört. Du bist also auf Koga gestoßen und dem Rest, der von der Yiga-Bande übriggeblieben ist?", fragte Urbosa etwas angespannt. Dass diese Bande überlebt hatte, war in den Augen der Gerudo schon unerfreulich genug. Dass Raisa jedoch auf diese gestoßen war, empfand sie als besorgniserregend. Würden sie irgendwo im Exil abgeschieden und geheim vor sich hin existieren, wäre das eine Sache, doch sie hatten es darauf angelegt, wieder aufzutauchen. „Ich kann deinen Ärger verstehen, Urbosa, die Yiga haben deinem Volk mehr Ärger bereitet, als jedem von uns zusammen. Doch ich bin von der Richtigkeit von Kogas Worten überzeugt. Er hat fast alles verloren; ein solcher Mann kann es sich nicht erlauben, noch mehr Feinde um sich zu scharen. Es würde ihm auch überhaupt nichts einbringen, sollten seine Worte gelogen sein." Koga einzuschätzen, war die größte Herausforderung, vor der man sie seit langem gestellt habe. Dies war das beste Bild, welches sie von dem komplexen Anführer der Bande anzufertigen imstande war. „Davon abgesehen... Der gesamte Saal war von Yiga gefüllt. Ganz gleich, wie begabt ich auch sein mag, wenn er mich hätte töten wollen, dann hätte er das sicherlich geschafft." Sie mochte vielleicht ein Recke gewesen sein, doch allmächtig war sie mit Gewissheit nicht.
Während ihrer Heimreise hatte sie das Gespräch dutzende Male Revue passieren lassen. Anfangs war sie noch skeptisch gewesen, immerhin ging es um etwas, das Koga ihr gesagt hatte. Doch nun hegte sie keine Zweifel mehr. Allein deshalb, da es dem Anführer der Yiga nur gelegen käme, wenn ihr gemeinsamer Feind ausgelöscht werden würde. Um seine Haut und die seiner Leute zu retten.
„Wie ich dich kenne, weiß ich, dass du so etwas niemals grundlos sagen würdest. Ich vertraue den Yiga nicht, doch ich vertraue dir und deinem Urteil, Raisa. Ich kann nur hoffen, dass sie uns nicht erneut in den Rücken fallen...", seufzte die Gerudo gedehnt. Raisa hatte auch das Bedürfnis zu seufzen, doch das unterdrückte sie... Dass Urbosa Vertrauen in sie legte, ging damit einher, dass die Hylianerin auch Verantwortung übernehmen musste, wenn sich ihr Urteil als falsch herausstellen sollte.
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Until the last heartbeat
RomansaJahrhunderte vergingen, seit die Recken im Kampf gegen die Verheerung fielen. In diesen Jahrhunderten herrschte nichts als Frieden, was den einstigen Kampf immer mehr in Vergessenheit geraten ließ. Bis zu dem Tag, an dem eine Weissagung die erneute...