Kapitel 20

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Seit gestern bin ich nun endlich wieder zu Hause. Der Arzt im Krankenhaus hat mir gesagt, das ich eine weitere Woche Bettruhe einhalten soll, bevor ich wieder anfange etwas zu machen.
Michael nimmt das sehr wörtlich, vielleicht etwas zu sehr.
Meiner Meinung nach geht es mir gut genug um wenigstens drei Schritte zur Toilette zu laufen.
Jedoch besteht Michael und sogar die Haushälterin darauf, das ich ausschließlich im Bett liegen bleibe oder, wenn ich zum Beispiel auf die Toilette muss, mit dem Rollstuhl dort hin fahre.
Seine Haushälterin Mrs. Jones bringt mir nun jeden Morgen, Mittag und Abend das Essen an mein Bett.
Sie ist wirklich eine äußerst nette Person, aber für meinen Geschmack redet sie ein wenig zu viel.
Apropos...
Mit einem kleinem Blick auf die Uhr bestätigte sich meine Vermutung.
Es ist Punkt 12 Uhr.
Das bedeutet das sie jeden Moment hier rein platzt und mir etwas zum essen bringt.
Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, klopfte es auch schon an der Tür, welche kurz darauf schwungvoll aufging.
„Ich bringe Ihnen Ihr Mittagessen Mrs. Fernández."
Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger, sagte aber so freundlich wie möglich: „Vielen Dank. Eine Frage hätte ich noch. Wo ist Michael? Ich habe ihn vorhin gerufen, er hat jedoch nicht geantwortet."
„Oh, ja Mr. Jackson hatte noch einen wichtigen Termin, den er unbedingt erledigen muss."
Normalerweise sagt er mir wenn er irgendwo hin geht.
„Was für ein Termin ist es? Bitte sagen Sie mir die Wahrheit. Er war schon den ganzen Morgen sehr komisch, wenn ich da recht darüber nachdenke."
Mrs. Jones seufzte kurz, setzte sich jedoch anschließend auf den Bettrand und erzählte mir was los war.
„Mr. Jackson hat einen Termin bei seiner Plattenfirma. Der heutige Termin dient zur Festlegung der kommenden Tour inklusive Terminen für ausgewählte Städte. Hat er Ihnen davon nicht's gesagt?"
„Nein hat er nicht. Ich werde mit ihm reden sobald er wieder da ist."
Sie lächelte mich für einen kurzen Moment mitleidig an, erhob sich anschließend von dem Bettrand und verließ das Zimmer.
Mir war schon klar, dass Michael früher oder später auf eine Tour oder Tournee gehen wird, jedoch hätte ich nicht gedacht das es so bald sein wird.
Denn so wie Mrs. Jones gerade geredet hat, klang es so, als würde es recht bald losgehen.
Die einzigen Fragen die sich mir gerade stellen sind:
Seit wann weiß er es?
und
Warum sagt er mir davon nicht's?
Jetzt heißt es erst einmal warten, bis er wieder zurück kommt.
Zwei Stunden später war er immer noch nicht wieder da, was mich ungeduldig werden lies.
Schon einige Male in den vergangenen Stunden, hätte ich mich dem Drang widersetzt, aufzustehen und durch die Gegend zu laufen.
Doch mittlerweile konnte ich diesem Drang nicht mehr widerstehen.
Vorsichtig schwang ich die Bettdecke von meinen Beinen, nur um sie anschließend mit großem Entsetzen anzustarren.
Meine Oberschenkel und Waden waren sehr viel schmaler geworden, als sie es noch vor dem Unfall gewesen sind.
Mal ganz davon abgesehen waren sie so Weiß wie eine Wand.
Mit aller Kraft schaffte ich es mich wie vorhin Mrs. Jones, auf den Bettrand zu setzen.
Glücklicherweise stand der gemietete Rollstuhl nicht weit weg.
Ich zog ihn zu mir heran, machte die Bremse rein und wagte anschließend den ersten Versuch aufzustehen.
Entgegen meiner Erwartungen funktionierte es nicht.
Jedoch konnte ich spüren wie das Blut in meine Beine floss, und diese endlich wieder zum Leben erweckte.
Nach kurzer entschloss ich mich einen weiteren Versuch zu wagen.
Meine Beine waren schon immer sehr dünn gewesen, weshalb sie nun umso schneller die Muskeln abbauten.
Bei meinem nun zweiten Versuch gelang es mir zum Glück mich wenigstens hinzustellen.
Des Weiteren war es gut, dass der Rollstuhl genau vor mir stand, sonst wäre ich höchstwahrscheinlich hingefallen.
Wenn Michael das herausfinden sollte, wird er sicherlich ziemlich wütend werden.
Aber das Risiko gehe ich ein, um nur ein paar Schritte gehen zu gehen.
Es tat so verdammt gut, sich wieder bewegen zu können.
Nun löste ich die Bremse des Rollstuhles, damit es losgehen kann.
Die ersten Schritte waren sehr schwer, doch dann wurde es leichter.
Ich hatte schon fast das Fenster erreicht, aus dem ich sehen wollte, als ich mein Spiegelbild in dem riesigen Spiegel an der Wand entdeckte.
Es ekelte mich an das ich so aussah, immerhin erinnerte ich mich selber an jemanden der Magersüchtig ist.
Wie von alleine ließ ich den Rollstuhl los und stellte mich vor den Spiegel, sodass ich mich betraten konnte.
Zur Zeit trug ich dasselbe Nachthemd wie damals, als Michael bei mir zu Besuch war.
Zu dieser Zeit lag es mir zwar locker auf den Hüften, aber meine Kurven kamen sehr gut zur Geltung.
Mittlerweile, nur ein paar Wochen später, war es mir etwas zu groß und man konnte meine Hüftknochen hervorstechen sehen.
In den letzten 1 1/2 Wochen habe ich so schon nicht wirklich etwas zu mir genommen, was zur Folge hatte, dass mein so schon dünner Körper, noch viel dünner wurde.
Mit den Fingern berührte ich die glatte Oberfläche des Spiegels und im selben Moment rollte mir die erste Träne über die Wange.
Mir gefiel mein eigener Anblick nicht mehr.
Immer mehr Tränen bahnten sich nach draußen, was mir das Gefühl gab, in der Traurigkeit die mich umgab, zu versinken.
Plötzlich ging die Tür mit einem Ruck auf und Michael stand in der Türschwelle.
Mein Herz fing an wie wild zu pochen, als er mich so entsetzt anstarrte.
„Was machst du da? Du sollst dich doch nicht aus dem Bett bewegen!"
„Ich konnte nicht anders, ich musste mich einfach bewegen! Sie mich doch nur an! Nach 1 1/2 Wochen in denen ich mich nicht bewegt habe, sehe ich nun aus wie eine Magersüchtige!"
Um ihm zu zeigen was ich meine, raffte ich das Nachthemd bis unter die Brust nach oben.
Erst jetzt bemerkte ich, dass man auch meine Rippen sehen konnte.
Wahrscheinlich merkte Michael jetzt zum ersten Mal, das ich wirklich SO dünn bin.
Mit einigen großen Schritten durchquerte er den Raum und stand dann wenige Zentimeter vor mir.
„Es tut mir leid, ich habe das wirklich nicht mitbekommen. Ich kann nun verstehen warum du unbedingt laufen wolltest."
Nach wie vor rollten mir unaufhörlich die Tränen über die Wange.
Vorsichtig nahm er mich in die Arme, um mich zu beruhigen.
Langsam kam ich nun endlich wieder zur Ruhe, was mich jedoch nun den Schmerz der Wunde fühlen ließ.
„Michael, es tut so weh!"
Natürlich wusste er sofort was ich meinte.
Sofort hob er mich hoch und trug mich hinüber auf das Bett, wo er mich sanft ablegte.
„Soll ich den Arzt holen?"
Langsam aber sicher nickte ich ihm entgegen, woraufhin er Mrs. Jones rief und ihr kurz und knapp erzählte, was los war.
„Ich möchte aber nicht wieder in das Krankenhaus!"
„Keine Sorge Bella, du bleibst hier zu Hause und ich passe auf dich auf, versprochen."
Dann fiel mir wieder ein, über was ich mit ihm unbedingt reden wollte, weil es mir so auf der Seele brannte.
„Kann ich mit dir über etwas reden? Mrs. Jones hat mir erzählt, dass du bald auf Tour gehen wirst."
Mit seinem Daumen und Zeigefinger massierte er sich die Nasenwurzel, bevor er mir antwortete: „Ja das stimmt. Es ist schon eine Weile geplant. Die Tour wird in zwei Wochen starten."
Schon wieder schossen mir die Tränen in die Augen.
„Warum sagst du mir so etwas denn nicht? Denkst du ich verstehe das nicht?"
Er seufzte: „Ich hatte einfach Angst davor dir das zu sagen, weil ich nicht wusste, wie du reagieren würdest. Eine noch schlechtere Nachricht ist, das diese Tour zwei Monate dauern wird. Aber keine Sorge, ich werde zwischen den Konzerten hier sein."
„Dann lasse nichtig dir kommen Michael."
„Das würde ich gerne, meine süße Bella, aber es geht nicht. Das ist extrem stressig und du brauchst nun erst einmal Ruhe."
Nun war ich diejenige, die seufzte.
„Dann komme wenigstens so oft wie möglich nach Hause um mich zu besuchen!"
Mit einem traurig wirkenden Gesichtsausdruck auf den Lippen, nickte er mir zustimmend zu.
Kurz darauf kam Mrs. Jones in das Schlafzimmer.
Wir waren beide so ineinander vertieft, dass wir sie erst bemerkten als sie sich räusperte.
„Der Arzt ist unten Mr. Jackson."
Kurz angebunden sagte Michael: „Vielen Dank. Bringen Sie ihn nach oben."
Es dauerte keine fünf Minuten bis ein Arzt in der Türschwelle stand.
„Guten Tag, was gibt es für Probleme?"
Warum auch immer übernahm Michael für mich das reden und erzählte was passiert war.
Nach den Erklärungen trat der Arzt näher und ich bemerkte, dass er noch sehr jung war.
Er sah aus als wäre er gerade aus dem Bett gefallen und hätte sich dann entschlossen Arzt zu werden.
Seine bernsteinfarbenen Augen beobachteten mich für meinen Geschmack etwas zu lang.
Dieser Mann hätte genau so gut Model und nicht Arzt sein können.
„Ich werde als erstes ihr Herz und die Lunge abhorchen, um sicherzugehen das beide ihre Arbeit erledigen. Ziehen sie dafür bitte die Bettdecke bis zum Bauch nach unten."
Natürlich machte ich was er sagte, auch wenn es mir etwas unangenehm war, da ich die Decke nicht so weit herunter ziehen wollte.
Immerhin trug ich nur ein seidenes Nachthemd und darunter nicht mal einen BH, lediglich einen Slip.
Ich war mir zu 100% sicher, dass der Arzt lüstern grinste, da er auch bemerkt hatte das ich nicht's darunter an hatte.
Zügig machte er sich jedoch an die Arbeit mein Herz und die Lunge abzuhorchen.
Zum Glück konnte er dies tun, ohne das ich mein Nachthemd ausziehen musste.
Dann jedoch sagte er: „Mit Ihrem Herz und der Atmung ist alles in Ordnung. Ich würde sie nun bitten, ihr Nachthemd nach oben zu ziehen, sodass ich ihre Wunde anschauen kann um mich zu vergewissern, dass alles gut verheilt."
Jetzt machte Michael große Augen.
Er hatte auch mitbekommen das der Arzt mich am Anfang etwas länger angesehen hatte als nötig.
„Moment mal. Meine Freundin wird sich jetzt garantiert nicht das Nachthemd ausziehen, nur damit sie was zu glotzen haben. Sie kann genau so gut auch nur die Träger nach unten machen. So kommen Sie auch an die Wunde heran."
Der Arzt schaute Michael leicht säuerlich an, stimmte ihm dann jedoch zu.
Fast augenblicklich konnte ich mich wieder etwas entspannen und ließ den Rest über mich ergehen.
Ungefähr eine viertel Stunde später war dann alles schon wieder vorbei.
„Im Moment kann ich keine Veränderungen an Ihnen feststellen. Meiner Meinung könnten Sie sich etwas zu sehr angestrengt oder gestresst haben, was diese Schmerzen ausgelöst hat."
Schnell bedankte und verabschiedete ich mich von diesem komischen Mann, bevor er sich noch weitere Dinge einfallen lässt die er an mir prüfen kann.
Nach dem Michael ihn nach unten begleitet hatte, kam er wieder nach oben und legte sich neben mich in das Bett.
„Der Typ war schon ziemlich schräg drauf, findest du nicht?"
„Höre ich da etwa Eifersucht?"
Ich versuchte das so unbeschwert wie möglich klingen zu lassen, was mir auch zum Großteil gelang.
„Ich bin nicht eifersüchtig! Na gut vielleicht ein kleines bisschen. Aber dich muss ja nicht die ganze Welt nackt sehen."
Nun musste ich wirklich lachen.
„Das war doch nur eine Person und nicht die ganze Welt!"
Mittlerweile hatte auch er angefangen zu lachen.
„Da hast du zwar recht, ich möchte es dennoch nur ungern. Auch wenn es sich dabei um eine einzelne Person handelt. Außerdem hat er dich so komisch angesehen, da konnte ich das doch nicht durchgehen lassen!"
„Ehrlich gesagt wollte ich auch nicht, dass er meinen abgemagerten Körper sieht."
Jetzt wich sein fröhlicher Gesichtsausdruck wieder einem ernsteren.
„Bella, du bist wunderschön so wie du bist, auch wenn du das im Moment nicht so siehst. Aber ich sehe nach wie vor die Starke, fröhliche und attraktive Frau die du bist. Natürlich bereitet mir das ein klein wenig sorgen aber ich weiß, das wir das zusammen wieder hinbekommen. Ich helfe dir auf jede erdenkliche Weise dabei."
Er klang nun ziemlich traurig währenddessen er weiter redete: „Letzte Woche, als du dort so hilflos auf dem Krankenbett lagst, habe ich mir geschworen das so etwa nie wieder passieren wird. Außerdem ist mir klar geworden, dass ich in meinem gesamten Leben noch nie jemanden so sehr geliebt habe, wie ich dich liebe."
Vor Erstaunen bliebe mir fast der Mund offen stehen.
Seine so wunderbaren Worte jagten mir einen unheimlichen Schauer über den Rücken.
„Ich liebe dich mindestens genau so sehr Michael."

My boyfriend Michael Jackson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt