Kapitel 23

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Michael stand im Türrahmen und sah mich ausdruckslos an.
Seine Haare waren total struppig, außerdem befanden sich unter seinen Augen große Schatten.
„Mary hat das Abendbrot gemacht."
„Ist es schon wieder so spät?"
„Ja es ist mittlerweile 19 Uhr."
Seufzend schlug ich mein Bauch zusammen, legte es neben mich, um mich anschließend von meinem Sitzplatz zu erheben.
Schlurfend folgte ich Michael nach unten, wo bereits die fertig angerichteten Teller auf dem Tisch standen.
„Danke, Mary. Das sieht köstlich aus."
Normalerweise setzte sich Michael immer genau neben mich, doch dieses mal saß er am anderen Ende des Tisches.
Schlagartig verspürte ich keinen Appetit mehr und wollte am liebsten aufstehen, um zu gehen.
Während Michael nach und nach seine Portion aufaß, stocherte ich nur auf dem Teller herum.
Schlussendlich hab ich es auf, schob ihn von mir weg und ging.
Keine weitere Minute konnte ich mir das mit ansehen.
Glücklicherweise gibt es oben das Gästezimmer, in welches ich mich nun verkroch.
Kaum lag ich auf dem federweichen Bett, schloss ich die Augen, um kurz darauf einzuschlafen.
Erst am nächsten Morgen wachte ich wieder auf.
Nur dieses mal war irgend etwas anders.
Ich fühlte mich schlecht gestern Abend einfach so gegangen zu sein.
Dafür sollte ich mich bei Michael und Mary entschuldigen.
Mit einem Ruck stand ich vor dem Bett, und machte mich auf den Weg, die beiden zu suchen.
Michael saß bereits am Tisch und aß gedankenverloren sein Frühstück.
Er sah ziemlich geschafft, aber auch irgendwie traurig aus.
Kurz darauf räusperte ich mich, bis mich beide nun endlich einmal ansahen.
„Guten Morgen Bella.", sagte Mary und schenkte mir ein Lächeln.
Michael nuschelte etwas das klang wie ‚Guten Morgen', bevor er sich wieder seinem Frühstück widmete.
„Michael ich muss mit dir reden. Es geht so nicht weiter. Ich möchte endlich wissen was mit dir los ist."
„Das kann ich dir nicht sa..."
Mitten im Satz unterbrach ich ihn, da ich das einfach nicht mehr hören konnte.
„Du kannst mir nie etwas sagen Michael! Jeden Tag ignorierst du mich, oder behandelst mich als wäre ich Luft! Ich habe das langsam so satt! Das einzige was ich möchte sind antworten auf meine Fragen, mehr verlange ich nicht!"
Augenblicklich schossen mir die Tränen in die Augen, was mich dazu brachte, mich umzudrehen, zur Haustür zu stürmen und nach draußen zu rennen.
An diesem Morgen war es noch relativ kühl, weshalb ich schnell eine Gänsehaut bekam.
Doch ich rannte einfach weiter, ohne wirklich zu wissen wohin.
Nach einer Weile blieb ich stehen, um mich umzuschauen.
Meine Lungen brannten, mir blieb die Luft weg, aber ich war nun ein Stück freier.
Durch das rennen ist mir ein großer Teil meines Frustes von der Seele gefallen.
Zu Hause ist mir einfach die Decke auf den Kopf gefallen.
Noch eine Weile ging ich einfach irgendwo lang, schaute mir die Umgebung an, und atmete die kühle Morgendliche Luft ein.
Gedankenverloren lief ich durch die Straßen, bis ich in eine Straße einbog, die ich nur als zu gut kannte.
Die Straße in der wir wohnen.
Meine Beine haben mich einfach wieder hier her gebracht, obwohl ich das noch nicht einmal unbedingt wollte.
Nach dem ich Tür hinter mir geschlossen hatte, kam Mary sofort auf zu gelaufen.
„Wo bist du gewesen? Du warst ganze zwei Stunden weg!"
„Ich bin ein Stück gelaufen. Tut mir leid, aber ich musste einfach weg."
Mary seufzte.
„Ich verstehe dich. Nach dem du weg warst, ist er aufgestanden und nach oben in sein Arbeitszimmer gegangen. Am besten gehst du ihm erst einmal aus dem Weg."
Zustimmend nickte ich ihr zu, um mich danach auch auf den Weg nach oben zu machen.
Wieder ging ich in das Gästezimmer, setzte mich an das riesige Fenster und schaute hinaus.
Diese Situation dauerte noch mehrere Tage an, bis ich an einem Tag der Verzweiflung nahe war.
Michael sitzt von früh bis spät nur in seinem Arbeitszimmer, kommt lediglich zum essen und duschen heraus.
In der gesamten Zeit fühlte ich mich so extrem einsam, dass es mich fast auffraß.
Jeden Abend lag ich auf dem Bett, schrie und weinte, in der Hoffnung, dass Michael kommen und endlich alles wieder gut werden würde.
Für mich war das die einzige Möglichkeit meinem Schmerz Raum zu geben.
Eines Abends, an dem ich wieder einmal geschrien und geweint hatte, hielt ich es nicht mehr aus.
Ich musste einfach zu Michael.
Seit Tagen habe ich ihn nicht mehr richtig zu Gesicht bekommen.
Noch nie habe ich die Nähe eines Menschen so sehr vermisst wie seine.
Also nahm ich all meinen Mut zusammen und lief auf sein Arbeitszimmer zu.
Ohne anzuklopfen stieß ich die Tür auf und stand mitten in einem stickigen dunklen Zimmer.
Eigentlich hatte ich es als gut gelüftetes, helles Zimmer in Erinnerung.
Michael saß auf einem riesigen Drehstuhl an seinem Schreibtisch, und hatte die Hände vor sein Gesicht geschlagen.
Ich bewegte mich sehr langsam auf ihn zu, bis ich endlich vor ihm stand.
Vorsichtig tippte ich auf seine Schulter, woraufhin er erschrocken zusammenzuckte und mich mit großen Augen ansah.
Nun war jedoch ich diejenige, die geschockt war.
Michael sah so schlecht aus wie noch nie.
Unter seinen Augen machten sich tiefe Augenringe breit, seine Haare waren zu einem wirren Zopf zusammengebunden und in dem schwachen Licht wirkte er total blass.
Als ich ihn genauer ansah, bemerkte ich, dass seine Augen sehr gerötet und nass sind.
Das heißt er hat auch geweint.
Für einen kurzen Moment wollte ich mich für alles entschuldigen, doch dann ermahnte ich mich selber wieder.
Erneut schossen mir die Tränen in die Augen.
„Michael es kann nicht so weiter gehen! Seit Tagen redest du kein einziges Wort mehr mit mir! Langsam halte ich das einfach nicht mehr aus. Glaub mir, ich bin kurz davor einfach zu gehen."
Mit jedem Wort wurden seine Augen immer größer, bis er letztendlich traurig nach unten schaute.
In diesem Moment liefen auch ihm wieder die Tränen.
Ich war schon dabei ein paar Schritte rückwärts zu gehen, als er, scheinbar seit langem, etwas sagte.
„Bitte gehe nicht. Ich habe nicht mit dir darüber geredet, weil ich dich beschützen wollte. Niemals wieder möchte ich, dass dir etwas schlimmes passiert, Bella. Ich weiß das mein Verhalten sehr viel kaputt gemacht hat, aber ich hoffe das wir das wieder hinbekommen. Jede Nacht wenn du weinst, weine ich mit, weil es mich quält dich so schreien zu hören."
Das hat gesessen.
Endlich hat er einmal etwas gesagt, was ich unbedingt hören wollte.
Meine nächtlichen Schreie und das weinen haben wohl doch etwas bewirkt.
Gerade als ihm sagen wollte, dass ich mir das alles überlege werde, da ich Zeit für mich möchte, klingelte es an der Tür.
Das erste mal seit langem haben wir etwas gemeinsam getan.
Wir gingen nach unten um die Tür zu öffnen.
Michael stand sehr dicht hinter mir als ich sie öffnete, und merkte sofort seine Anspannung als er die Person erblickte die davor stand.
Denn vor unserer Tür stand eine hochgewachsene, schlanke junge Frau mit lockigen blonden Haaren.
„Entschuldigung, aber wer sind Sie?"
Ich versuchte so höflich wie möglich zu klingen, was jedoch nicht so einfach war.
Die Frau drängelte sich ohne ein Wort an mir vorbei in unser Wohnzimmer.
Erst dort begann sie zu reden.
„Ich bin Rose, eine Freundin von Michael. Wie ich gehört habe dreht sich vieles in den vergangenen Wochen um mich."
Bevor ich etwas erwidern konnte, fiel mir Michael ins Wort.
„Das ist wohl wahr Rose."
Mittlerweile war sein Blick eisern und kalt geworden.
Er hatte sich nun vor mich gestellt, als wolle er mich vor irgendetwas beschützen.
Jetzt fand ich, war es an der Zeit, dass ich mich in die ganze Sache einmische.
„Ach, sie sind also die Frau von der die ganze Welt redet, dass sie eine Affäre mit Michael hat. Was wollen Sie?"
„Hör zu Bella, dass einzige was ich möchte, ist klarstellen, das zwischen ihm und mir zu 100% nie etwas gelaufen ist."
Ein weiteres Mal heute war ich total geschockt, jedoch auch glücklich zu gleich.
Wenigstens konnte ich ihm so nun glauben, dass ich mir um sowas wirklich keine Sorgen machen muss.
Trotz alle dem wollte ich dem Frieden noch nicht so recht glauben schenken.
„War's das?"
Meine Tonlage klang in dem Moment etwas sehr schroff, weshalb sie sich kurz darauf wie von der Tarantel gestochen wieder auf den Weg machte. 
Mit einem lauten Knall flog die große Holztür wieder zu.
Nun erntete ich einen erwartungsvollen Blick.
„Glaubst du mir jetzt?"
Durch ein Nicken stimmte ich ihm zu.
„Es tut mir leid das ich so reagiert habe, aber es ist eben schwer nicht eifersüchtig zu werden, wenn man weiß, dass der eigene Freund von tausenden Frauen angehimmelt wird."
Endlich konnte ich seit gefühlt einer Ewigkeit sein schönes Lächeln wieder sehen.
„Ich schätze das ich dir nun alles erzählen kann was wichtig ist. Während der Tour kamen diese Gerüchte auf, weil man uns zusammen gesehen hat.
Es ist völliger Schwachsinn dadurch zu glauben wir hätten eine Affäre.
Rose und ich sind seit Jahren gute Freunde und sie war eben zufällig in der Stadt.
Auf jeden fall haben die Medien sehr schnell Wind davon bekommen.
Es ging sogar so weit, dass sie hier her kommen und dir davon erzählen wollten.
Das alles nur weil sie Schlagzeilen um mich wollen.
Letzten Endes lief es darauf hinaus das sie Geld gefordert haben, um über diese Sache endgültig Stillschweigen zu bewahren.
Das einzige was ich wollte, war dich aus der Sache heraus zu halten.
Ich hätte es nicht verkraftet wenn du dich von mir getrennt hättest, weil du denen mehr glauben schenkst als mir."
Es war spürbar, welch eine Last von seinen Schultern gefallen ist.
Nun endlich konnte ich alles verstehen und ich war ihm auch nicht mehr böse, dass er mir nicht's gesagt hat.
Langsam ging auf ihn zu, blieb für einen kurzen Moment vor ihm stehen, bevor ich ihn umarmte.
Natürlich erwiderte er dies sofort.
„Danke Michael."
Ich spürte sein Lächeln an meiner Wange, als er diese küsste.
Diese Umarmung fühlte sich an wie nach Hause zu kommen.
Alles war einem wieder vertraut, man fühlte sich vollständig und angekommen.
Diese ganzen Gefühle vereinten sich in diesem Moment in mir.
„Ach übrigens muss ich dir noch etwas sagen."
Was war denn jetzt noch?"
„Ich musste meine wichtigste Tänzerin rauswerfen, weil bei ihr einiges im Argen war. Nun zähle ich darauf, dass du ihren Platz annimmst."
Will ich das wirklich machen? Ich habe das alles zwar immer geübt und trainiert, aber ob ich schon so weit bin, damit vor Leuten aufzutreten?
Mit einem grübelnden Blick schaute ich zu ihm hinauf.
„Bitte, ich weiß mir sonst nicht mehr zu helfen."
„Na schön, ich mach es. Aber nur wenn ab sofort du mich trainierst."
„Einverstanden."
„Als deine wichtigste Tänzerin würde ich dir nun empfehlen unter die Dusche zu gehen."
Michael fing an zu lachen, machte sich jedoch sofort auf den Weg nach oben.
Den restlichen Abend verbrachten wir gemeinsam auf der Couch oder im Bett.
Jetzt kann es eigentlich nur besser werden, nach den ganzen Strapazen der letzten Wochen und Monaten.
In dieser Nacht habe ich so gut geschlafen wie noch nie zuvor.
Am nächsten morgen schafften wir es kaum, uns voneinander zu trennen.
Nach dem wir es nach einer gefühlten Ewigkeit geschafft hatten, und endlich anzuziehen, gingen wir nach unten, da es im ganzen Haus nach leckerem Frühstück roch.
Händchen haltend liefen wir die große Treppe nach unten und dann in die Küche.
Mary hatte bereits fast alles vorbereitet, als sie uns sah und beinahe das Besteck fallen ließ.
„Sagt bloß nicht, dass alles wieder geklärt ist!"
„Doch ist es Mary."
„Na endlich, dass würde ja langsam mal Zeit!"
Anschließend frühstückten wir in Ruhe, bis plötzlich das Telefon klingelte.
Schnell eilte Michael zu diesem um abzunehmen.
Sein Telefon lag im Wohnzimmer, weshalb ich leider nicht wirklich viel von dem Gespräch mithören konnte.
Einige Minuten vergingen bevor er wiederkam.
„Was ist los?"
„Mein Manager hat angerufen. Ich habe spontan dieses Wochenende noch einen Auftritt bekommen. Das bedeutet das wir jetzt trainieren müssen. Denn du bist ab sofort mit dabei, hat er gesagt."
„Oh nein! Lass uns jetzt sofort anfangen! Es ist doch schön Mittwoch!"
Schnell wie ein Blitz rannte ich nach oben, zog mir meine Sportsachen an, und rannte anschließend wieder nach unten.
Michael war bereits im Tanzstudio, als ich ankam.
Als erstes wiederholten wir alles, was ich bereits gelernt hatte.
Glücklicherweise klappte dies weitestgehend auch ziemlich gut.
Deshalb konnten wir schon bald darauf mit neuen Tänzen weiter machen.
Gemeinsam trainierten wir mehrere Stunden gemeinsam, bis ich mich schließlich vor Erschöpfung auf den Boden legte.
Michael legte sich kurzerhand mit zu mir.
„Das ist bedeutend anstrengender als ich es jemals gedacht hätte."
„Du wirst dich daran gewöhnen, sobald du alles kannst. Irgendwann macht dir das nicht's mehr aus."
Das kann ja die nächsten Tage heiter werden!

My boyfriend Michael Jackson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt