13. "Scheiß egal"

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Liz

Normalerweise wäre ich niemals so schnell eingeschlafen. Nicht nach all dem, was heute passiert war. Aber als ich an Mason gekuschelt, in seinen Armen hier im Bett lag, fühlte ich mich sicher und geborgen, so dass ich einfach einschlief, weil ich wusste, dass er mich beschützen würde.

Am nächsten Morgen musste ich zur Campleitung. Um ehrlich zu sein, hatte ich noch immer keine Ahnung, wie diese hieß. Allerdings beantwortete diese Frage sich, da an der Tür zu ihrem Büro ein Namensschild hang.

„Mrs Jonson" hieß die gute Frau also. Ich klopfte an der Tür und wartete, bis ein „herein" ertönte, bevor ich den Raum betrat.

„Liz, hallo, setzt dich bitte", begrüßte Mrs Jonson mich und deutete dabei auf einen Stuhl gegenüber von sich, auf dem ich Platz nahm.

„Wie geht es dir?", wollte sie von mir wissen. „Ganz ok", antwortetet ich ihr. Mir ging es wirklich ganz ok. Ich fühlte mich keineswegs schlecht oder war verängstigt.

„Das ist doch schon mal gut. Diana wird heute noch von ihren Eltern abgeholt. Ich werde deine Eltern noch über diesen Vorfall informieren." „Ok." Ich wusste nicht wirklich, was ich darauf antworten sollte.

„Ich werde Dianas Eltern heute nochmal genau erzählen, was vorgefallen bist und möchte, dass sowohl du, als auch Diana dabei seid. Du kannst jemanden mitnehme. Seid einfach um 14:30 Uhr hier in meinem Büro", erklärte Mrs Jonson mir. „Ok." Was sollte ich auf sowas antworten?

„Dann kannst du erstmal wieder gehen. Bis später, Liz." „Bis später", verabschiedete ich mich und ging zurück zur Hütte.

„Und wie war es?", wollte Mason von mir wissen, sobald ich die Hütte betrat. „Ganz Ok. Ich muss um 14:30 Uhr nochmal hin, weil Dianas Eltern kommen, die allerdings noch nicht wissen, was passiert ist. Wenn ich will kann ich jemand mitnehmen", antwortete ich ihm.

„Wenn du willst, dann komme ich mit", bot er mir an. „Gerne." Ich war froh, dass Mason mitkommen würde, denn alleine wollte ich Diana definitiv nicht gegenübertreten. Außerdem fühlte ich mich mit ihm sicherer.

Pünktlich um 14:30 Uhr waren Mason und ich bei Mrs Jonson im Büro. Von Diana und ihren Eltern war noch nichts zu sehen. „Hallo Ihr Zwei! Setzt euch bitte schon mal in den Essensraum. Sobald Diana und ihre Eltern da sind, kommen wir zu euch", erklärte sie uns. Wir folgten ihrer Aufforderung.

Wenig später kamen dann auch Diana und ihre Eltern gemeinsam mit Mrs Jonson. Diana schaute mich so an, als ob sie mich immer noch umbringen wollen würde.

Mason griff nach meiner Hand und verschränkte diese mit seiner. Allein diese kleine Geste gab mir irgendwie Kraft und beruhigte mich.

Kurz herrschte Stille, bis Mrs Jonson das Wort ergriff und sich an Dianas Eltern wandte: „Ich denke mal, dass man sie auf dem Polizeirevier bereits darüber aufgeklärt hat, was passiert ist. Allerdings finde ich, dass wir nochmal darüber sprechen sollte, wie es überhaupt soweit kommen konnte."

Wir wollten ernsthaft darüber reden? Sollte ich vielleicht einfach die Kurzfassung bringen, dass sie mit meinem Ex gevögelt hat und jetzt irgendwelche komischen Dinge denkt, die gar nicht stimmen?

Diese Entscheidung nahm Diana mir netterweise ab, als sie anfing zu sprechen: „Da gibt es nicht viel zu besprechen. Liz hat mit Jaxon Schluss gemacht. Jetzt steht sie zwischen uns, weil Jaxon sie noch liebt. Mal davon abgesehen, dass seine Gefühle ihr Scheiß egal sind. Immer hin hat sie sich direkt den nächsten gekrallt."

Was hat Diana eigentlich für eine beschränkte Wahrnehmung? Sie stellt mich gerade so da, als ob ich die größte Schlampe wäre, die es gibt.

Am liebsten wäre ich jetzt aufgestanden und hätte ihr geklatscht, damit ihr Gehirn vielleicht wieder funktioniert. Ich versuchte mich so gut wie möglich zu beherrschen. Ich atmete einmal durch. Alle Blicke lagen auf mir.

„Ich stehe ganz sicher nicht zwischen euch. Ich hatte meine Gründe mit Jaxon Schluss zu machen. Außerdem wer hat hinter meinem Rücken meinen Freund gevögelt?", feuerte ich zurück.

„Natürlich stehst du zwischen uns. Hätte Jaxon keine Gefühle für dich, dann könnten wir glücklich zusammen sein." „Weißt du was, Diana? Nicht ich stehe zwischen euch, sondern Jaxon selbst tut das wegen seinen Gefühlen. Mir ist es doch scheiß egal, ob zwischen euch was läuft."

Was ich sagte stimmte. Mir war es egal, ob zwischen den etwas lief oder nicht. Immer hin hatten beide nichts mehr in meinem Leben verloren. Sollten die beiden doch glücklich werden.

„Das sagst du jetzt so. Liz. Innerlich bist du am Boden." „Nein! Von mir aus kannst du mit Jaxon zusammen sein. Das ist mir so scheiß egal. Ich will weder dich noch Jaxon in meinem Leben haben. Ihr seid beide verlogen. Ihr passt super zusammen. Ihr hattet ja beide auch kein Problem damit hinter meinem Rücken miteinander zu vögeln, obwohl Jaxon und ich noch zusammen waren. Ich brauche euch nicht", beendete ich meine kleine Rede.

Am liebsten hätte ich Diana, -welche gerade auflachte-, einen Haufen von Beleidigungen an den Kopf geworfen. Jedoch hielt ich mich damit zurück.

Bevor wir weiter streiten konnten, ergriff Mrs Jonson wieder das Wort: „Ich glaube wir haben alle verstanden, um was es geht. Liz und Mason ihr könnt jetzt gehen."

Ich schaute noch einmal zu Diana, welche mich noch immer hasserfüllt anschaute, bevor ich gemeinsam mit Mason den Raum verließ. Draußen atmete ich erstmal tief durch.

„Alles gut?", fragte Mason mich. Wie oft hatte er mich das eigentlich in letzter Zeit gefragt? „Ja, alles gut. Lass uns zurück in die Hütte gehen. Ich will mich umziehen und dann zum See gehen", antwortete ich ihm.

Ich saß neben Mason am See und telefonierte mit meiner Mutter. Um unser Telefonat kurzzufassen: Ich musste ihr gefühlt 100 Mal sagen, dass es mir gut ging. Und ihr erzählen, wie es überhaupt zu so einem Vorfall kommen konnte. Außerdem musst ich ihr versprechen, dass ich sobald ich aus dem Camp zurück bin, zu einem Psychologe gehe, um den laut meiner Mutter „hoch traumatischen" Vorfall zu verarbeiten.

Ich wusste, dass wenn ich es ihr nicht versprochen hätte, sie sich direkt ins Auto gesetzt hätte und hier her gefahren wäre. Wahrscheinlich hatte sie schon mit Luke telefoniert und ihm gesagt, dass er besser auf mich aufpassen soll und so.

Immerhin war Luke auch viel älter als ich. Um genau zu sein war er gerade mal zehn Monat älter als ich. Aber laut meiner Mutter machten diese zehn Monate einen großen Unterschied, denn dadurch hatte er ja viel mehr Lebenserfahrung.

Aber darüber wollte ich jetzt gar nicht länger nachdenken.

„Kommst du freiwillig mit ins Wasser oder muss ich dich zwingen?", fragte Mason mich, nachdem wir einige Zeit einfach nur auf unseren Handtüchern rumlagen. „Dann muss ich mich ja bewegen", gab ich ihm als Antwort.

Falls man es noch nicht bemerkt haben sollte, ich bin ein dezent fauler Mensch. Zumindest meistens.

„Dann gehe ich alleine", seufzte der Braunhaarige und fing an sich zum See zu bewegen. Fragt bitte nicht, wo plötzlich meine Motivation herkam, allerdings stand ich auf und folgte ihm ins Wasser. Erst bemerkte er mich nicht, da ich hinter ihm war und er mir den Rücken zugedreht hatte.

„Mason", sagte ich etwas lauter. Lächelnd drehte er sich zu mir um. „Warum lächelst du so?", wollte ich von ihm wissen. „ „Ich freue mich, dass du dich freiwillig bewegt hast", erklärte er mir.

„Das Wasser ist kalt", jammerte ich. Das Wasser ging mir mittlerweile ungefähr bis zur Brust und ich mir war kalt. „Komm her", sagte Mason zu mir, während er seine Arme um meine Taille schlang und mich an sich zog.

Sofort wurde mir wärmer. Um seine Nähe noch mehr zu genießen, legte ich meinen Kopf auf seine Brust und schlang meine Arme um seinen Oberkörper.

Jetzt war mir definitiv nicht mehr kalt. „Besser?", wollte er von mir wissen und drückte mich noch mehr an sich. „Besser."

MasonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt