10."Panik"

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Und mit seiner Vermutung behielt Mason recht, denn Luke und Morgan tauchten erst um 20:55 Uhr wieder auf. In der Zwischenzeit hatten wir ein paar Runde Billiard gespielt, allerdings reichte die Zeit nichtmehr um noch eine Runde zu spielen, weswegen wir zurück in den Essensraum gingen, welcher schon ziemlich voll war. Wir setzten uns an einen Tisch weiter hinten.

Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich bis jetzt gar nicht bemerkt, wie viel Jugendliche eigentlich hier im Camp waren. Schätzungsweise saßen hier abgesehen von uns noch 30 weitere Jugendliche.

An einem Tisch weit weg von uns entdeckte ich Jaxon und Diana. Während Jaxon mich noch nicht bemerkt hatte, schaute Diana mich kurz an, bevor sie sich zu Jaxon drehte, ihn küsste, sich dann wieder zu mir drehte und mich provokant angrinste.

Armselig, einfach nur armselig.

„Ignorier sie", flüsterte Mason mir ins Ohr. Zeitgleich legte er einen Arm um meine Taille und zog mich näher an sich heran. Sobald er mich berührte, schoss Hitze durch meinen gesamten Körper.

Warum hatte er so eine Wirkung auf mich? Ich hatte keine Zeit länger darüber nachzudenken, denn in diesem Moment betraten die Campleiter den Raum. Augenblicklich verstummten alle Gespräche. Ich hatte absolut keine Ahnung mehr, wie die beiden hießen. Ich würde sagen, dass mein Gedächtnis wirklich grandios ist.

Auf jeden Fall fing jetzt einer der beiden an zu sprechen: „Hallo an euch alle. Wie wir bereits bei der Ankunft erwähnt haben, werden wir ein paar Aktivitäten machen. Heute Abend machen wir eine Nachtwanderung. Treffpunkt ist um 22:45 Uhr vor dieser Hütte. Alle von euch kommen mit. Ruht euch alle nochmal ein bisschen aus und zieht euch etwas wärmeres an. Handys und Taschenlampen sind verboten!"

Eine Nachtwanderung? Im ernst jetzt?

An sich hatte ich keine Angst in der Dunkelheit, aber an sich mache ich auch keine Nachtwanderungen und schon gar nicht ohne Handy oder Taschenlampe.

Das Problem war, dass ich Probleme in der Dunkelheit hatte, wenn ich nicht wusste, wo ich war, dann hatte ich Angst.

Nach der Ankündigung gingen wir alle in unsere Hütten.

„ich habe keine Lust", murrte ich und ließ mich auf das Bett fallen. „So schlimm wird es schon nicht werden", versuchte Mason mich zu motivieren, während er sich neben mich auf das Bett fallen ließ.

Wie konnte er bitte Lust auf eine verdammte Nachtwanderung haben?

„Hör auf so motiviert zu sein", gab ich genervt von mir. „Ich bin auch nicht sonderlich motiviert aber wir müssen das beste daraus machen", sagte der Braunhaarige neben mir.

Pünktlich um 22:45 Uhr standen wir vor der Gemeinschaftshütte. Mason und ich trugen jeweils ein Hoodie, eine Jeans und Sneaker. Hält warm und ist gemütlich.

„Bleibt bitte als Gruppe zusammen. Keiner entfernt sich von der Gruppe und es wird kein Quatsch gemacht. Schätzungsweise sind wir gegen 1Uhr wieder hier", erklärte uns die Campleitung, bevor wir uns in Bewegung setzten.

Während mein großer Bruder und Morgan irgendwo weit vorne liefen, liefen Mason und ich eher am Ende der Gruppe. Die ersten Minuten liefen wir noch über einen beleuchteten Weg, bevor wir abbogen und in den Wald liefen.

Im Wald war es stockfinster. Man konnte gerade mal erkennen, wer vor einem lief, mehr nicht.

Na toll! Bloß keine Panik kriegen ! Du bist nicht alleine ! Keine Angst!

Meine Atmung beschleunigte sich. Mein Herzschlag ebenso. Mir wurde immer wärmer. Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz doppelt so schnell wie normalerweise schlug. Am liebsten hätte ich mir meinen Hoodie ausgezogen, so warm war mir mittlerweile.

Ich war kurz davor eine Panikattacke zu kriegen. Obwohl was heißt kurz davor? Ich hatte eine Panikattacke. Ich konzentrierte mich darauf meine Panikattacke unter Kontrolle zu kriegen, weshalb ich alles um mich herum ausblendete, zumindest solange, bis jemand nach meiner Hand griff und ich mich in den Armen einer Person wiederfand.

„Ganz ruhig, Liz. Ich bin da. Du bist nicht alleine", flüsterte mir die Person ins Ohr. Jetzt war ich wirklich komplett zurück in der Realität und checkte, wer gerade mit mir sprach und wer seine Arme um mich geschlungen hatte. Mason.

„Konzentrier dich auf meinen Herzschlag und versuch ganz ruhig zu atmen", wies er mich an. Ich folgte seiner Anweisung. Langsam beruhigte ich mich wieder.

„Geht es wieder?", fragte er mich und löste sich aus der Umarmung, nahm allerdings sofort meine Hand in seine. „Ja. Geht wieder", antwortete ich ihm. „Lass meine Hand nicht los. Dann weißt du, dass ich da bin und du brauchst keine Panik kriegen, ok?" „Ok."

„Lass uns wieder zum Rest der Gruppe aufschließen." Wir sollten wirklich zum Rest der Gruppe aufschließen, denn der Rest der Gruppe lief schon weit vor uns. Ich war nicht allein. Mason war da. Und er ließ meine Hand nicht los, stattdessen nutzte er es, um mich näher an sich zu ziehen.

Zu unserem Glück lief der Rest der Gruppe nicht so schnell, weshalb wir problemlos aufschlossen.

Passiert hier eigentlich noch was oder bleibt das so langweilig?

Es passierte wirklich nichts. Wir liefen einfach nur durch den Wald, bis wir irgendwann auf einem kleinen Berg ankamen, von wo aus man auf die hell erleuchtete Stadt herunter schauen konnte.

„Wunderschön", flüsterte ich von dem Ausblick überwältigt. „Wunderschön", bestätigte der Braunhaarige hinter mir, während er seine Arme um meine Taille schlang und mich an seine Brust zog.

Ich ließ meinen Kopf nachhinten gegen seine Brust sinken, schloss meine Augen und genoss die Wärme, die in diesem Moment durch meinen Körper strömte. Die Wärme, die definitiv von Mason ausging.

Ich hätte noch viel länger hier stehen können, einfach um die Aussicht und die Nähe von Mason zu genießen.

Aber natürlich musste die Campleitung Stress machen, weil sie pünktlich zurück im Camp sein wollte. Wie auf dem Hinweg nahm der Braunhaarige meine Hand in seine.

Als wir um kurz vor eins wieder im Camp ankamen, wollte ich einfach nur noch ins Bett. Natürlich wurde mein Wunsch nicht erhört und wir mussten alle nochmal in die Gemeinschaftshütte, da die Campleitung noch etwas sagen wollte.

Da ich wirklich müde war, legte ich meinen Kopf auf Masons Schulter. Vermutlich wäre ich eingeschlafen, hätte nicht genau in dem Moment die Campleitung angefangen zu sprechen: „Wir hoffen, dass euch die Nachtwanderung Spaß gemacht hat. Morgen Abend werden wir ein Lagerfeuer machen. Für eine Stunde ist Anwesenheitspflicht. Danach könnt ihr entweder bleiben oder etwas anderes machen. Gute Nacht."

Müde erhob ich mich von meinem Stuhl, um zu unserer Hütte zu gehen. Mason tat es mir gleich. Ihm sah man die Müdigkeit an, mir wahrscheinlich auch.

In Rekordzeit machte ich mich bettfertig, bevor ich völlig erschöpft ins Bett fiel. Ich nahm bekam noch mit, wie Mason mir eine gute Nacht wünschte und dann war ich auch schon eingeschlafen.

MasonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt