34. In Ketten

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"Pwah, was für ein Feigling!", schrie Ethan aus, als er Dragoran bei seiner Flucht hinterher sah.

Regungslos blieben die vier restlichen Verbündeten zurück. Schwer atmend starrte Cecilia auf den Spion. Der wollte doch tatsächlich Tristan töten, aber Lugia traf stattdessen Elena. Wie es ihrem Bruder wohl ergehen würde, im Angesicht des Todes seines Mädchens?

Zwar kannte sie Elena nicht lange oder gut, aber sie war eine ehrliche, fürsorgliche Haut. Die junge Lady biss sich die Zähne zusammen. Niemand wagte es, gegen den ehemaligen Offizier aufzubegehren. Zu mächtig war sein Lugia.

Sein Lugia... Es war nicht sein Lugia.

Cecilia platzte der Kragen: "Ihr habt gerade ein junges Mädchen getötet! Wie könnt Ihr Euch noch im Spiegel ansehen?"

Er zuckte mit den Schultern: "Pfff! Viel bedauerlicher ist es, dass ich euch nicht alle getötet habe. Aber was nicht ist..."

In den Himmel blickend seufzte er und ließ anschließend den Kopf hängen: "Schade, jetzt kann ich nicht fertig machen, was ich angefangen habe..."

Eine Taubossstaffel schoss über den Himmel und landete auf dem Kampffeld. Ein Flieger von ihnen stieg ab: "General Battes! Sofort zurück zum König, er will was mit Euch besprechen."

Müde verdrehte er die Augen: "Weil ich mir Lugia ausgeliehen habe? Ich hab das nur getan, um uns diese Saboteure vom Hals zu halten..."

"Das interessiert mich wenig, General. Seht besser schnell zu, zurückzukommen. Artto schien aufgebracht zu sein", empfahl der andere Mann.

Ethan verzog eine Augenbraue in die Höhe: "Habt Ihr die Gefangennahme unserer Kameraden hier auch im Kreuz? Oder wäre es nicht doch besser, ich bin Euch behilflich?"

"Wollt Ihr mich verscheißern? Verschwindet endlich."

Der muskolöse General wandte sich an Cecilia: "Und Euer Bruder", grunzte er: "Der ist als nächstes dran. Endlich."

Sie blitzte auf: "Endlich?"

In Anbetracht seines Versagens seufzte er: "Dieses Miststück ist meinen Ninjas schon einmal in die Quere gekommen. Aber Ihr seid jetzt meine Gefangenen, Arkani ist weg und sein kleines Miststück ist tot. Es wird keinen mehr geben, der sich mir in den Weg stellt."

Die schwarzhaarige Lady kniff ihre Augen zusammen: "Und warum wollt Ihr Tristan tot sehen?"

"Er im Militär, sein Vater Boss der größten Schmiede in Johto... Taktisch hätten die zwei viel bewerkstelligen können, aber zum Glück waren die beiden dümmer als erwartet. Allerdings darf ich kein Risiko eingeh..."

Bevor er aussprechen konnte, was er zu sagen hatte, sprang Cecilia auf ihn zu und verpasste ihm eine Kopfnuss: "Niemand nennt meine Familie dumm!"

Irritiert wich der Spion zurück und hielt sich seine blutende Nase: "Hoffentlich finden sie für Euch das dunkelste Kerkerloch. Oder soll ich Euch gleich an Ort und Stelle exekutieren?"

Der Taubosstrainer räusperte sich: "Darf ich erinnern, dass der König ausdrücklich auf eine Gefangennahme besteht?"

"Pwah", stieß Ethan aus und wandte sich ab: "Macht doch was Ihr wollt."

Erzürnt stolzierte er zu seinem schwarzen Lugia und gab den Abflugbefehl. Der Drache kreiste noch einige Runden über der Taubossstaffel. Offenbar wollte der General ganz sicher gehen, dass die Verhaftung gelang.

Mit offenem Mund blieb Cecilia zurück. Ein Spion, ein Doppelagent, ein Mörder. Ethan war der hinterlistigste Mensch, der ihr je begegnet war.

Ohne Gegenwehr ließ sie sich in Ketten legen. Der Schnee war zertreten von den Kämpfen, die sie bestritten hatte. Einer der Flugpokémontrainer packte die junge Lady am Oberarm und zerrte sie zu seinem Tauboss. Stolpernd folgte sie seinem Zug. Er entriss ihr den Pokéball und holte Rizeros zurück.

Mit leuchtenden Augen blickte sie auf ihre Pokékapsel.

"Die bekommst du nicht, mach dir keine Hoffnung", spottete ihr Wächter und reckte die Hand, in der Rizeros Pokéball lag, weit hinter sich.

Er stieß Cecilia wieder an und verfrachtete sie auf sein Tauboss.
"Leutnant, wir haben ein Problem", sprach einer der Männer.

Derjenige, der sich als Leutnant angesprochen fühlte, wandte sich um: "Und das wäre?"

Der junge Soldat deutete: "Dieses Arkani... Wir haben keinen Pokéball dazu gefunden."

"Na und wo ist das Problem?", fragte der Leutnant und zückte seinen Dolch: "Stechen wir die Töle doch einfach ab!" 

Er stürmte in Richtung Arkani.

Die schwarzhaarige Lady kreischte: "Kini, weg da!"

Der Feuerhund atmete scharf ein und stieß dann einen Flammenwurf in Richtung seines Angreifers aus, der abrupt zum Stehen kam. 

"Lauf weg!", rief Cecilia erneut.

Der Leutnant war empört und warf einen Blick über seine Schulter: "Tauboss, Sturzflug."

Fast schon gelangweilt wirkte Arkani, als das Federvieh auf ihn zuflog. Er rammte den Vogel in den Bauch. Letztlich ergriff Kini, wie von Cecilia empfohlen, dann doch die Flucht.

Ethan rief vom Himmel aus: "Braucht Ihr Hilfe da unten?"

Der geschlagene Leutnant winkte ab: "Lasst es bleiben. Dieser Köter wird ja doch verhungern."

"Ich kann ihn aber auch verfolgen", schlug der General vor.

Genervt blickte der rangniedrigere Soldat auf Lugia: "Habt Ihr mir vorhin nicht zugehört? Der König will Euch sofort sprechen, Sir Battes." Für sich murmelte er: "Ich hab´s echt satt, dass mich keiner ernst nimmt."

Ohne weitere Antwort flog der General von Dannen.

Zum ersten Mal seit Dragorans Abflug erhob Julius die Stimme: "Wo bringt Ihr uns hin?"

Die Flieger der Taubossstaffel begannen herzhaft zu lachen: "Das wollt Ihr gar nicht wissen."

Okay, sorry, ich hab den Upload gestern voll verpennt und dann ist das hier auch noch so kurz, aber ich denke, ihr solltet wissen, was mit den Leuten am Silberberg passiert.
Das nächste mal geht es bei Stani und Elena weiter.

Pokémon - Die Legende von Johto (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt