42. Kapitulation

38 5 20
                                    

Cecilia und Julius liefen an der Spitze und führten ihre Kameraden durch die Gassen von Indigo zum Königspalast. Zwar hatten die zwei ebenso keine Ortskenntnisse. Da sich das Schloss aber am nördlichen Horizont über der Stadt erhob, war es leicht das Ziel im Auge zu behalten.

Der junge Teaker wollte zwar mit seinem Aerodactyl voraus fliegen und die Lage prüfen, aber Cecilia bestand darauf, dass er bei ihr bleiben musste. Sie waren nur sechs Leute und die junge Lady empfand es als hirnrissig, sich in einer fremden Stadt umgeben von Feinden aufzuteilen.

Unterwegs wurden die Kameraden von allerlei Kantonesen angegriffen. Sowohl Wachen wie auch Einwohner, die von den Kerkerflüchtigen gehört hatten, stellten sich den Johtolesen mit ihren Pokémon in den Weg.

Die meisten von ihnen räumten Garados und Rizeros mit Flächenattacken aus dem Weg. Allein schon die aggressive Erscheinung der roten Wasserschlange ließ den Großteil der Gegner zusammenzucken und verschwinden. Dori hatte wie immer Freude dabei, Leute zu erschrecken; mit dem Unterschied, dass es dieses Mal sogar angreifen durfte.

Sie erreichten die letzte Häuserreihe, bevor es kahle Felswände empor ging. Der Treppenaufgang zum Schloss war mit Fackeln links und rechts beleuchtet und noch gut 200 Meter von der Truppe entfernt.

"Oh wie schön; sie haben die Treppe für uns beleuchtet. Schaut, das Königsschloss, wir sind da!", stellte Bernd erfreut fest: "Mich wunderts, dass wir nicht mehr Gegenwind bekommen haben."

Skeptisch blickte Julius dem Palast entgegen: "Freu dich nicht zu früh, Kapitän. Bedenke, dass die Soldaten zwar auf dem Schlachtfeld stehen, aber dennoch ist der Palast bewacht und die Leibgarde ist zum Schutz des Königs hier. Die sind mit Sicherheit ein zäher Brocken."

Der Sonngebräunte grinste breit: "Zusammen werden wir sie schon schlagen! Treten wir den Kantonesen in den Arsch!"

Die Gruppe rannte zur Königsstätte. Schon auf der Treppe erfuhren sie Gegenwehr der Wachmänner. Diese hatten durch ihre erhöhte Position einen Vorteil, denn drei Georok feuerten Felsen auf die Eindringlinge.

Mit einem Schutzschild gelang es Valentins Bisaflor, die heranfliegenden Gesteinsmassen vorerst abzuwehren. Garados speite den Angreifern Wasser entgegen, um sie zu irritieren und Zeit zu schinden.

Seine kleine Trainerin fragte in die Runde: "Wie machen wir weiter, wenn der Schild bricht?"
Theo schüttelte verzweifelt den Kopf und verschwand fernab der Treppe in der Dunkelheit.

"Wow", knurrte die schwarzhaarige Lady und knirschte die Zähne: "Er ist nicht nur ein Arschloch, sondern auch ein Feigling."
Tätschelnd griff Julius ihren Arm: "Ceci, bitte. Dafür haben wir keine Zeit."

"Was denn?", giftete sie: "Er spielt sich immer auf, stänkert gegen Tristan und so wie die Lage brenzlig wird, zieht er den Schwanz ein. Warum ist er überhaupt hier?"

Bernd räusperte sich und deutete mit dem Zeigefinger in Richtung Schloss: "Ähm, Leute, keine Ahnung, ob wir weiter über diesen Jungen reden wollen, oder ob wir uns hier mal Gedanken machen sollten."

Cecilia kniff ihre Augen zusammen und starrte hinauf. Im Schock weiteten sich ihre Augen wieder und sie wich zurück. Dort oben stand ein Vulnona und entzündete die Felsbrocken, die hinabgeworfen werden sollten.

Ihr kritischer Blick fiel auf Valentin: "Kann Bisaflor dem standhalten?"
Der dürre Junge zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung."
Die feuerresistenten Georok hoben die Felsen über ihre Köpfe und warteten auf den Befehl: "Feuer!"

Plötzlich zischte es und Dampf stieg auf. Die brennenden Felsen waren erloschen.
"Seemon", schrie das blaue Pokémon von der Seite.
Irritiert wandten sich die Georok zu Theo und seinem Pokémon und schleuderten die Brocken auf die beiden. Der Junge packte sein Seemon und rutschte mit ihm über den Boden. Schnell erhob er sich und hielt das Wasserpokémon im Arm.

Pokémon - Die Legende von Johto (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt