43. Der Kampf der Legenden

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"Ho-Oh, Läuterfeuer!"
Der Phönix stieß eine farbenfrohe Flamme aus, aber Lugia war zu schnell und wich nach oben aus. Es flog eine Kurve und steuerte direkt auf Ho-Oh zu. Aus seinem Maul schoss es eine Hydropumpe auf den roten Vogel. Das Wasser gefror in derselben Sekunde, in der es Lugias Maul verlassen hatte.

Ho-Oh erhob sich wenige Meter in die Höhe und wich dem Direktangriff aus. Ein heftiger Wind bließ Tristan um das Gesicht, als der schwarze Drache wenige Meter unter ihm vorbei schoss. Er hatte immer noch Herzrasen. Ob er hier lebend rauskommen würde? Hier; beim Endkampf der Legenden? Der Kampf zwischen Himmel und Meer.

Ho-Oh setzte Sondersensor ein und so gelang es, dass Lugia wenigstens für den Bruchteil einer Sekunde zurückschreckte. Das verschaffte den beiden Zeit zum Durchatmen.
"Jetzt Ho-Oh", riet Tristan.

Der Phönix verstand und bereitete sein Läuterfeuer vor. Doch die Macht des schwarzen Drachens war zu groß und er überwand den Sondersensor. Sofort ging Lugia wieder zum Angriff über und pumpte sich mit Luftstoß auf.

Nur in letzter Sekunde konnte Ho-Oh ausweichen und erwiderte mit Feuersturm, streifte Lugia aber nur leicht. Es stieg über den roten Phönix in den Himmel und schoss von dort aus eine Hydropumpe ab. Die gefrorenen Eisklumpen trafen Ho-Oh an mehreren Stellen. Vor allem aber wurden seine Flügel verletzt, sodass es auf dem Gipfel notlanden musste.

Tristan stieg ab und versank beinahe komplett im Schnee.
Er wandte sich zu Ho-Ohs Flügel und fragte: "Wo genau tut es denn weh? Ich hab Pokémonmedizin dabei."

Bevor er jedoch Hand anlegen und seinen Patron versorgen konnte, wurde er unterbrochen. Der Meereswächter schwebte wenige Meter vor ihm in der Luft.

Ethans Gelächter hallte am Berg: "Das ging ja einfach! Und jetzt, Lugia, bring den Kerl um!"

Der Drache pumpte sich auf und schoss einen Luftstoß direkt auf Tristan ab. Er sah das Unheil auf sich zukommen. Der junge Mann wollte zur Seite wegspringen, steckte aber zu tief im Schnee fest.

Keinen Zentimeter konnte er ausweichen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als die anrollende Gewalt auf sich zukommen zu lassen und zu sterben. Er schloss seine Augen im Bewusstsein, dass es gleich enden würde.

Aber es geschah nichts. Kein Schmerz, keine Veränderung. Der junge Mann war immer noch am Leben. Als Tristan seine Augen wieder öffnete, sah er Ho-Oh mit ausgebreiteten Flügeln vor sich stehen.
Der Phönix nahm den Angriff auf sich und rettete seinem Auserwählten das Leben.

Diesen Moment hatte der schwarzhaarige Kerl schon einmal erlebt. Gestern war es Elena. Heute war es Ho-Oh.

Er war gerührt von der Selbstaufopferung des Himmelswächters. Bei all den Schmerzen, die der rote Vogel erleiden musste, fühlte Tristan selbst den brennenden Schmerz seiner Narbe am Hals. Jene Narbe, die ihn schon einmal tot sein ließ; es war jener Tod, den Ho-Oh überwunden und seinen Auserwählten zurück ins Leben geholt hatte.

Endlich versiegte Lugias Energie und Stille kehrte ein. Rauch stieg von Ho-Ohs Gefieder empor und sein linker Flügel hing unnatürlich zu Boden.

Tristans Zunge klebte ihm am Gaumen und er brachte kaum ein Wort heraus: "Ho-Oh... Wie kann ich dir helfen? Ich bin dir so dankbar. Aber du hast Schmerzen. Lass mich dir helfen."

Er blickte in die Augen des verletzten Phönix und legte eine Hand auf dessen Gesicht. Dann aber leuchtete Ho-Oh und war wenige Sekunden später wieder geheilt. Der Vogel beherrschte Genesung; eine Fähigkeit, von der Tristan nicht wusste, dass Ho-Oh sie hatte.

Der junge Mann traute sich kaum zu fragen: "Kannst du kämpfen? Wir müssen Lugia immer noch erlösen."

Seine Antwort erhielt er, als sich der Phönix in die Luft erhob und Lugia unermüdlich attackierte. Durch die Einkehr der Nacht war es schwer, Lugia zu treffen, denn in der Dunkelheit tarnte sich der schwarze Drache nahezu perfekt. Einzig die aufprallenden Luftoß- und Hydropumpenangriffe verrieten Lugias Position.

Pokémon - Die Legende von Johto (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt