Gedämpfte Stimmen drangen innerlich zu mir durch, und langsam öffnete ich kläglich meine Augen. Als ich jedoch das grelle Licht vor mir sah, schloss ich sie reflexartig wieder und stöhnte einmal schmerzhaft auf. Jedes einzelne meiner Körperteile tat höllisch weh, sobald ich beabsichtigte, es auch nur einen Millimeter zu bewegen. Im Kerker befand ich mich nicht mehr, dafür war es hier zu hell. Doch wo zum Teufel war ich dann? Stöhnend öffnete ich meine verklebten Augen und versuchte, mich langsam aufzurichten. Trotz des Schmerzes gelang es mir aufrecht zu sitzen, und mein Blick schweifte in der Umgebung umher. Dieser Raum.. er kam mir seltsam bekannt vor. Ich schüttelte den Kopf und plötzlich kamen alle Erinnerungen wieder an die Oberfläche, trafen mich wie eine frisch geschliffene Pfeilspitze. Diese Augen.. Diese grässlichen smaragdgrünen Augen. Ich hatte sie wieder vor mir. Dasselbe Grinsen zierte seine Lippen, wie vor einigen Jahren, als er die Leiche meines Bruders vor meine Füße warf. Es fühlte sich so real an, und doch war inzwischen bereits so viel Zeit vergangen, in der ich kläglich versucht hatte, meiner Vergangenheit zu entfliehen. Mit seinem Anblick kamen alle gemischten Gefühle wieder hoch und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Unwissentlich rollten mir einige Tränen über mein Gesicht, und ich verbarg es in meinen Händen. Wo war ich überhaupt? War noch jemand bei mir?
„Du bist wach.", stellte eine, mir sehr bekannte, Stimme fest und beantwortete damit gleichermaßen meine Frage. Ich erblickte seine unheimliche Gestalt am Fenster, gegenüber von mir an der Wand. Er stand dort mit dem Blick aus dem Fenster gerichtet, starrte weiterhin fixiert auf einen Punkt in der weiten Landschaft außerhalb, schien jedoch dennoch auf eine Antwort meinerseits zu warten.
„P-Prinz Draco?", stammelte ich bloß ungläubig, rieb mir einmal über meine angeschwollenen Augen.
„Warum bin ich hier? W-was ist passiert?", fragte ich einfach drauf los und er löste seinen Blick noch immer nicht vom Fenster, bis er sich umdrehte und mir ein plötzliches, warmes Lächeln schenkte.
„Ich wollte dich heute ohnehin zu mir zurückholen. Du warst ohnmächtig als ich dich auffand, so nahm ich dich mit.", hauchte er sanft und ich nickte nur.
Dass es eigentlich ein Vergehen war nicht ordentlich zu antworten, hatte ich vor Verwirrung in diesem Moment völlig ausgeblendet, doch der Prinz schien bewusst einmal darüber hinwegzusehen.
Erst jetzt, als ich an mir heruntersah, bemerkte ich die frische Kleidung und dass ich vollkommen sauber aussah, was in Jackson's Kerker allerdings logischerweise nicht der Fall gewesen war. Hatte er mich etwa gewaschen? Verwirrt runzelte ich die Stirn, worüber er nur leise lachte.
„Du siehst nicht gut aus. Du musst etwas essen.", erklärte er mir im leichten Befehlston, weswegen ich Unwissentlich zusammenzuckte und ihn weiterhin misstrauisch musterte, was ihn seufzen ließ.
„Ich werde dir nichts tun, du hast mein Wort. Ich versuche nur, dir zu helfen.", verwundert und gleichzeitig ungläubig runzelte ich die Stirn, denn so hatte ich ihn bis jetzt noch nie erlebt. Er war so.. nett, beinahe zu nett für einen Vampiren. Mit einer Handgeste signalisierte er mir, ihm zu folgen, was ich natürlich tat. Kurz davor blieb er jedoch im Türrahmen stehen, weshalb ich beinahe in in hineinrannte und kurz davor stehenblieb. Er drehte sich erneut zu mir um, sein altbekanntes, schauriges Grinsen auf den Lippen und augenblicklich keimte in mir die Angst auf.„Aber dass dir diese Nettigkeit ja nicht zur Gewohnheit wird!"

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Vampire's Slave
Vampiri✔️Abgeschlossen Fortsetzung: Vampire's Love Der Junge Jeremy lebt in einer Welt, in welcher Vampire die Erde übernommen und die Menschheit versklavt haben. Seitdem er denken kann dient er Lady Sara, eine überaus angesehene Adlige unter den Vampir...