"Jeremy, wie sehe ich aus?"
Lady Sara drehte sich im Kreis, weswegen ihr Kleid sich schwunghaft bewegte. Sie musterte sich selbst kritisch im Spiegel, und richtete ihre langen blonden Haare.
"Ihr seht wunderschön aus, Herrin."
Erwiderte ich höflich, und sie grinste selbstbewusst.
"Komm, lass uns gehen."
Befahl sie, und ich folgte ihr aus dem Ankleideraum. Ihr hohen Absätze klackerten auf dem Marmorboden, als wir durch das Schloss liefen. Als wir nach einiger Zeit an dem größeren Tor ankamen, stiegen wir in die bereits bestellte Kutsche. Sie stieg zuerst hinein, und ich folgte ihr schweigend. Die Pferde setzten sich in Bewegung, und ich starrte begeistert aus dem kleinen Fenster. Die Außenwelt bekam ich in letzter Zeit immer seltener zu Gesicht, und war die meiste Zeit im inneren ihres Anwesens.
"Wir besuchen einen mächtigen Vampirfürsten und seinen Sohn, den Prinzen. Also Zügel' gefälligst deine Zunge, und beschere mir keine Blamage, Jeremy! Ansonsten werde ich mich wohl bestrafen müssen."
Ich schluckte schwer. An ihre Letzte Bestrafung konnte ich mich leider allzu gut erinnern. Oder eher an die Schmerzen, welche ich noch Wochen später verspürte. Ich erinnerte mich jedoch kurz darauf daran, dass sie es nicht mochte, wenn man ihr keine ordentliche Antwort schenkte.
"Natürlich, Herrin."
Antwortete ich ruhig, und sie nickte.
Nach einiger Zeit kam die Kutsche zum Stillstand, was höchstwahrscheinlich zu bedeuten hatte, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Lady Sara stieg aus der Kutsche, und ich folgte ihr.
"Woah!"
Tuschelte ich, überaus beeindruckt.
Vor uns erstreckte sich ein riesiges, pechschwarzes Schloss. Die Dächer des Gemäuers waren gefährlich spitz, und der Rest war in Schwärze getaucht. Nun, typisch für Vampire eben. Doch selten bekam ich so ein riesiges, prachtvoll wirkendes Anwesen zu Gesicht. Selbst das von Lady Sara konnte hier nicht im Geringsten mithalten. Gott, dass dürfte ich ihr niemals sagen. Ich tappte ihr hinterher, und wir näherten und dem gigantischen Gemäuer. Als wir am Eingangstor ankamen, stand dort bereits ein älterer Herr am Tor, und bat uns freundlich herein.
"Guten Tag, ihr müsst Lady Sara sein. Bitte, tretet ein. Der Prinz erwartet euch bereits."
Mit einer höflichen Geste trat der Bedienstete beiseite, sodass wir eintreten konnten.
"Prinz Draco erwartet euch im Speisesaal. Kommt, ich werde Ihnen den Weg weisen."
Sprach er weiter. Lady Sara nickte, und wir liefen hinter ihm her.
Wir gelangten durch mehrere längliche Gänge, bis wir an einer edlen, schwarz gestrichenen Tür ankamen.
"Bitte, treten sie ein."
Wies uns der Bedienstete hin, und wir betraten den Speisesaal.
Ich staunte nicht schlecht, als ich mich umschaute. Ein riesiger Saal erstreckte sich vor mir, in Eleganz und Größe beinahe nicht zu übertreffen. In der Mitte stand ein großer, länglicher Esstisch und von weitem erkannte ich eine Person, welche dort bereits Platz nahm. Ich folgte Lady Sara, und wir begaben uns zum Tisch. Der Junge Prinz stand auf, und begrüßte sie herzlich.
"Bitte, nehmt Platz."
Bat er Lady Sara, und sie folgte seiner Anweisung. Seine Stimme klang angenehm, jedoch trotzdem rau und tief. Seine gepflegten Haare waren pechschwarz, genau wie sein Gewand. Er hatte dunkelbraune Augen, mit einem leichten Rotstich. Kurz gesagt war er genauso beeindruckend wie sein Schloss. Ich musste leicht schmunzeln über diesen Gedanken. Erst dann bemerkte ich seine Augenpaare, welche mich schon die gesamte Zeit über fixierten. Erschrocken brach ich den Blickkontakt, was ihn selbstbewusst grinsen ließ.
"Einen außerordentlich schönen Diener habt ihr da, Lady."
Sagte er plötzlich, aus heiterem Himmel.
"Vielen Dank, mein Prinz."
Erwiderte die Angesprochene, und ich lief leicht rot an.
"Dürfte ich nach seinem Namen fragen?"
Redete er weiter, und ich fragte mich, weshalb er sich dafür interessierte. Aus welchem Grund wollte jemand, der solch eine hohe Stellung in der Gesellschaft hatte, meinen Namen erfahren?
"Jeremy, mein Prinz."
Antwortete Lady Sara, und er nickte, beängstigend grinsend. Ich räusperte mich kaum hörbar, und die Situation war mir leicht unangenehm.
"Nun, Jeremy, lauf' zur Küche und fülle unsere Gläser neu auf."
Befahl er mir, und ich runzelte die Stirn.
"I-ich weiß doch nicht wo sich die Küche b-befindet, mein Herr."
Meine Stimme zitterte, da ich Angst hatte, etwas falsches zu tun.
Würde ich einen Fehler machen, Gott, dann wäre dies mein Ende.
"Du hast natürlich Recht. Wie wäre es, wenn du die Gläser nun sofort auffüllen würdest?"
Ich runzelte kurz die Stirn, ehe ich verstand was er meinte. Er wollte mein Blut trinken. Lady Sara hatte dies noch niemals bei mir getan, dafür waren andere zuständig. Ich riss schockiert meine Augen auf, und wurde langsam panisch. Würde er mich etwa komplett aussaugen und damit umbringen?
"Meine letzte Bedienstete hat dies nicht überlebt, aber wer weiß, vielleicht tust du das ja."
Mit einem teuflischen Grinsen auf den Lippen kam er langsam auf mich zu. Seine Augen strahlten blutrot und mein Herz sprang mir beinahe aus der Brust.
"Bitte, I-ich-"
Stammelte ich unbeholfen, und er lachte hämisch.
Ich muss hier raus.
Ging es mir panisch durch den Kopf. Bevor er mich erreicht hatte, drehte ich mich um und rannte so schnell es ging zur Eingangstür. Ich öffnete diese und stürmte hinaus.Und mir wurde klar, dies würde schwerwiegende Konsequenzen haben.
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Vampire's Slave
Vampire✔️Abgeschlossen Fortsetzung: Vampire's Love Der Junge Jeremy lebt in einer Welt, in welcher Vampire die Erde übernommen und die Menschheit versklavt haben. Seitdem er denken kann dient er Lady Sara, eine überaus angesehene Adlige unter den Vampir...