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Ich konnte mit allen Fasern meines Körpers spüren, wie langsam der Durst die Überhand gewann, meine Sinne vollständig benebelte und meinen Verstand auszuschalten schien.

Jegliche andere Emotionen, Gedanken oder Gefühle waren wie weggeblasen, der Durst nahm meinen Verstand ein.

Ich versuchte mich mit all meinem verbliebenen Menschenverstand dagegen zu wehren, doch ich fühlte, wie ich langsam aber sicher schwächer wurde.

Mein Körper gehorchte mir nicht mehr!

Ungewollt bewegte ich mich langsam auf Leyla zu und ein ungeheuerliches Verlangen wurde in mir entfacht, wie ich es noch nie zuvor spürte.

Je näher ich kam, desto intensiver wurde der Geruch der Angst und des frischen Blutes, welchen sie ausstrahlte.

Ihr schneller Herzschlag erklang wie eine Trommel in meinen Ohren und mein Blick haftete unwiderruflich auf ihrem Hals.

„B-bitte nicht, Jeremy!", rief Leyla ängstlich und presste sich näher an die Wand. Doch was sie nicht verstand, dass ihr Flehen und ihre Angst alles nur noch unwiderstehlicher für mich machten.

Alles was ich noch fühlte, war purer Blutdurst.

Ich ging weiter auf sie zu und sie wehrte sich nicht gegen mich, versuchte lediglich, mehr Abstand zwischen uns zu schaffen.

Ich leckte mir über die Lippen, als ich ihre Adern pulsieren hören konnte und ihr Herzschlag ins doppelte mehrfach hörte.

Ich war so kurz davor, einfach zuzubeißen.

Plötzlich erschrak sie noch mehr und zuckte in sich zusammen, starrte mir ängstlich und wie gebannt in die Augen.

„D-deine Augen s-sind rot!", stieß sie keuchend hervor und nun klappte erschrocken mein Mund, ich entfernte mich wieder von ihr.

Jackson beobachtete das Schauspiel noch immer grinsend und zwinkerte mir zu, weshalb sich meine Aufmerksamkeit plötzlich ihm zuwandte.

„Du hast dein gesamtes Leben Vampire verabscheut, und nun bist du einer von uns. Wie fühlt sich das an, Jeremy? Du warst gerade bereits kurz davor sie zu beißen, nicht wahr?", Jackson erfüllte den Raum mit seiner dunklen Lache, die ich über alles hasste.

„Ich werde ihr nichts tun!", schwor ich ihm, mit neugewonnenem Mut und fester Stimme.

„Nein, jetzt vielleicht noch nicht. Aber je länger du hier bist, desto größer wird der Durst. Er drängt sich in jede Zelle deines Verstandes und lässt dich blind werden. Dein Geist wird von ihm zerfressen, bis du jeglichen Verstand verlierst und dich einfach auf sie stürzt. Früher oder später musst du trinken. Du hättest es doch jetzt sogar schon fast getan!", Jackson grinste mich überlegen an.

Ohne dass ich es mitbekam, schien der Schmerz zu vergehen und auch den Blutdurst konnte ich mit aller Macht in die hinterste Ecke meines Gehirns verbannen, stattdessen machte sich eine einzige Emotion in meinem Hirn breit.

Wut.

Unfassbare Wut und Hass durchfluteten meinen Körper und schienen die Überhand über meinen Geist zu nehmen.

Meine Aufmerksamkeit widmete sich Jackson, der noch immer dieses hässliche Grinsen im Gesicht hatte und mir provozierend in die Augen schaute.

Ohne zu wissen was ich tat, raste ich mit einer übernatürlichen Geschwindigkeit zu den Gitterstäben und griff durch diese.

Ehe sich Jackson versah hatte ich bereits seinen Hals gepackt und zu mir gezogen, fletschte meine Zähne wütend.

Du bist an allem Schuld! Du wirst dafür bezahlen was du getan hast und ich schwöre dir, eines Tages reiße ich dir dein schwarzes Herz aus der Brust!", schrie ich wütend und hatte jegliche Kontrolle über meinen Körper und meine Emotionen verloren.

Meine Hand schloss sich immer kräftiger um seinen Hals und er begann zu röcheln, was erschreckender Weise wie Musik in meinen Ohren klang.

Ich spürte wie mein Körper von einer enormen Welle der Kraft durchflutet wurde und ich fühlte mich unheimlich stark, meine Kräfte als Vampir schienen Überhand zu nehmen.

Ich donnerte ihn mit all meiner Kraft gegen die nächstbeste Wand, wo er kurze Zeit auch liegen blieb. Meine Hände umfassten die Gitterstäbe und ich versuchte, sie auseinander zu ziehen, was mir mit viel Mühe und Kraftaufwand sogar gelang.

Ich bog sie so weit, dass ich selbst hindurch schlüpfen konnte, und ging erneut auf Jackson zu. Dieser hatte sich mittlerweile wieder aufgerichtet und grinste mich erneut unheimlich an.

Gleich gibt es für dich nichts mehr zu lachen!

Mit schnellen Schritten bewegte ich mich zu ihm und wollte ihn erneut angreifen, als sich eine dünne, knochige Hand von hinten auf meine Schulter legte.

Ich fuhr herum und sah Leyla vor mir stehen, der Unmengen von Tränen wie in Bächen über das Gesicht flossen und die mich flehend ansah.

„N-nicht!", keuchte sie bittend und nahm ihre Hand von meiner Schulter, während ich sie verwirrt musterte. Ihr Blick brach mir beinahe das Herz und nun verschwand auch die Kraft, welche mich eben noch mit Zorn und Stärke erfüllte.

„So ist es Recht, Schwesterchen! Nicht, dass er mich noch verletzt!", heuchelte Jackson vor mir und nun wurde mir einiges bewusst. Schockiert riss ich meine Augen auf und starrte Jackson mit offenem Mund an.

Jackson war ihr Bruder, der sie und ihre Familie verraten hatte?

In diesem Moment der Unachtsamkeit packte mich Jackson am Hals und schmetterte mich mit voller Wucht gegen die Wand, wo ich letztlich zusammensackte.

Er zog mich am Hals wieder nach oben und grinste mir ekelhaft in mein Gesicht.

„Habe ich nicht erwähnt, dass Emotionen wie Trauer, Mitgefühl oder Liebe, deine Kräfte schwächen? Das tut mir aber leid.", er lachte rau und knallte mich mit dem Hinterkopf erneut gegen die Wand, wodurch ich schmerzerfüllt aufstöhnte.

Leyla stand einige Meter entfernt und begann zu schreien und heftig zu weinen, was Jackson jedoch nicht weiter beachtete.

„Du wirst einen großartigen Vampiren abgeben, Jeremy.", er neigte sich nach vorn und flüsterte in mein Ohr, was mir eine Gänsehaut am gesamten Körper bescherte.

„Ich werde.. kein Blut trinken!", krächzte ich und hustete danach einmal kräftig, was ihn kurz lachen ließ. „Oh, du wirst. Und du musst, denn sonst stirbst du!", erwiderte er darauf und ich lachte einmal kalt und gefühllos auf, ehe ich antwortete.

Ich neigte meinen Kopf zu ihm vor und sah ihm mit all meiner Mut in die Augen.

„Dann sterbe ich lieber!"

„Denkst du wirklich, das wäre so einfach? Dein ganzer Körper verlangt nach Blut und ohne wirst du es nicht mehr aushalten. Du bist machtlos. Und irgendwann saugst du jene aus, die dir etwas bedeuten.", er nickte in Richtung von Leyla und ich schüttelte panisch den Kopf. „Nein!"

Er lachte nur. „Du brauchst Blut!", sprach er manipulierend und ich schüttelte heftig den Kopf.
„Aber keine Sorge, ich werde mich gut um dich kümmern!", heuchelte Jackson und für einen Moment schweifte mein Blick an ihm vorbei zur offenen Tür, als ich einen Schatten im Türrahmen wahrnahm.




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Dieses Kapitel ist länger geworden als ich wollte xD

Ich hab einfach im Moment so einen Spaß daran an dieser Story zu schreiben xD

Wie gefällt euch das Kapitel und was denkt ihr wie es weitergeht?🤫

Vampire's SlaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt