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Erschrocken weitete ich meine Augen und meine Kinnlade klappte herunter.
„Nein!", schrie ich panisch, und mir war dabei überhaupt nicht bewusst, wie viele Regeln ich gerade ohne weiteres missachtet hatte. Der Prinz zog eine Augenbraue nach oben, grinste dann jedoch.

„N-nein, Sie kann doch nichts d-dafür!", versuchte ich Leyla zu verteidigen, und mir kamen schon fast die Tränen, als ich daran dachte, dass er Sie ebenfalls umbringen wollte.

„Tztztz..", machte er jedoch nur, und sein Grinsen wich dabei für keine Sekunde aus seinem Gesicht. „Ich dachte du wüsstest, dass man mir nicht mit einem Nein antwortet, Jeremy.", mahnte er mich, jedoch klang sein Tonfall nicht wütend, sondern eher amüsiert.

Machte er sich über mich lustig?

„A-aber Sie hat doch nichts gemacht!", versuchte ich den Prinzen weiterhin davon zu überzeugen, Leyla in Ruhe zu lassen, doch mir wurde immer deutlicher bewusst, dass ich meine Strafe damit mindestens verdreifachte und Leyla auch nicht helfen konnte.

„B-bitte", meine anfänglich laute Aussprache wurde zu einem Schluchzen und Tränen bahnten sich einen Weg über meine Wangen. Ich würde Schuld sein an Leyla's Tod! Sie konnte doch nicht grundlos meinetwegen sterben!

„Aw, ist Sie dir ans Herz gewachsen, ja? Wie rührend.", sein Grinsen wurde immer breiter und ich sah ihn geschockt an, wusste nicht, was ich als nächstes sagen oder tun sollte.

Ich konnte mich schließlich nicht mit Prinz Draco anlegen. Er würde schlichtweg eine Minute brauchen, um mich komplett auszusaugen, bis lediglich meine leere Körperhülle übrig blieb.

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich daran dachte. Jeder hier in diesem Schloss könnte mich grundlos töten, wenn ihm denn gerade danach war.

Aber ich konnte doch nicht zulassen, dass Leyla starb, obwohl sie nichts getan hatte, womit sie dieses Schicksal verdient hätte! Doch konnte ich überhaupt etwas gegen den Prinzen ausrichten oder ihm vom Gegenteil überzeugen? Er konnte mich wie eine Made zerquetschen, wenn er wollte.

Doch Leyla konnte nichts dafür! Sollte er mich doch töten, Hauptsache sie blieb am Leben! Meines machte überhaupt keinen Sinn mehr. Ich war ein einfacher Sklave ohne Aussicht auf eine positive Zukunft. Wen kümmerte es schon, wenn ich starb?

Plötzlich überkam mich eine Welle der aufkommenden Wut und des Hasses, welchen ich insgeheim schon immer in meinem Herzen fühlte.

Diese Blutsauger, sie waren für alles verantwortlich! Sie hatten mein Leben für immer zu einem einzigen Haufen voller vergangener Erinnerungen und Elend werden lassen!

Sie waren diejenigen, die büßen mussten!

„Nein!", schrie ich ihn an, wusste in jenem Moment nicht mehr, was ich tat. Die Gefühle, der Hass und die Wut nahmen einfach Überhand und ich konnte nichts mehr dagegen tun.

„Nein?", Prinz Draco näherte sich mir mit seinem Gesicht, bis unsere Nasenspitzen sich fast berührten. Seine Augen waren noch immer schwarz und sein Grinsen unmenschlich breit.

Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper und meine Finger verkrampften sich. Doch eines war anders.

Ich verspürte keine Angst.

Es war, als würde eine Flutwelle mich erfassen und erbarmungslos mit sich reißen, als wäre ich nicht mehr Herr meiner Sinne.

„Nein!", schrie ich ihn erneut an, meine Stimme zitterte vor Wut und Hass ihm und seiner Spezies gegenüber.

Mein Leben spielte sich erneut vor meinen Augen ab, wie ein Trickfilm im Schnelldurchlauf.
Ich sah meine Eltern, wie sie mit James und mir im Garten unseres Schlosses spielten. Meine Mutter, wie sie James und mir sagte, wir sollen verschwinden. Und schlussendlich die leblose Hülle meines Bruders, die vor meine Füße geworfen wurde.

Ich spürte die Macht und neue Stärke, die meinen Körper erfasste.

Was passierte mit mir?

Du-..", hauchte ich, und meine Stimme triefte vor Zorn und Hass, wie sie es bei mir noch niemals getan hatte.

„Du und deine ganze verdammte Spezies! Ihr hättet es alle verdient, in den Feuern der Hölle zu schmoren! Ihr dreckigen Blutsauger! Ihr werdet bezahlen! Ihr werdet alle dafür bezahlen, was ihr meiner Familie angetan habt!", meine Stimme verdunkelte sich plötzlich und ich sprach das aus, was all die Jahre in meiner Seele verborgen gewesen war.

Und es fühlte sich so unglaublich gut an.

Ich legte meine Hände auf den Brustkorb des Prinzen, und presste ihn mit all meiner Kraft von mir weg, stieß ihn mit voller Wucht nach hinten.

Ich sah ihn an die gegenüberliegende Wand fliegen, wo er keuchend an der Steinmauer aufprallte und regungslos auf den Boden fiel.

Überrascht und gleichzeitig schockiert blieb ich stocksteif auf der Stelle stehen, rührte mich keinen Zentimeter und riss meine Augen weit auf.

Genau zwei Fragen schwirrten in meinem Kopf herum, und ich war wie gelähmt.

Was habe ich getan?
Wie habe ich das getan?

Doch nun wurde mir schnell bewusst, dass ich keine andere Möglichkeit hatte, als meine Beine in die Hand zu nehmen und schnellstmöglich aus diesem gottverdammten Schloss zu verschwinden.

Ich muss Leyla retten!


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What's going on here? xD

Gleich noch ein neues Kapitel, weil ich einige neue Ideen habe und motiviert bin, diese Geschichte fortzusetzen :)

Die Story scheint gerade eine Wendung zu nehmen. Was passiert mit Jeremy? Habt ihr eine Erklärung dafür? Wenn ja, schreibt sie gerne in die Kommentare! xD

Vampire's SlaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt