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Panisch sah ich mich in dem Zimmer notdürftig nach einem Versteck oder Fluchtort um, bis mein Blick an einem Holzschrank hafteten blieb.

Innerlich fluchend öffnete ich diesen und setzte mich hinein, wartete darauf, was passierte.
Aus Angst wagte ich es nicht, auch nur einen Mucks von mir zu geben und hielt angespannt meinen Atem an.

Ich hörte Schritte in der Wohnung und mein Herz klopfte wie wild in meiner Brust, Schweiß rann mir von der Stirn und ich zog meine Beine eng um meinen Oberkörper.

Wenn mich jetzt jemand findet, bin ich so gut wie tot!

Die Schritte verklangen mit einem Mal und nun schien es totenstill, was mich nur noch mehr in Anspannung versetzte.

Doch plötzlich kribbelte es eigenartig in meinen Fingern und eine Welle der Gefühle überkam mich, wie es nie zuvor der Fall gewesen war.

Panik stieg in mir auf, als mit einem Mal die ganze Welt um mich herum zu verschwimmen schien, als würde ich träumen.

Was zum Teufel passiert hier?

Meine Umgebung verschwamm wie Rauch im Schein einer Kerze, als wäre das alles nicht real. Mir wurde übel und ich traute mich nicht, mich auch nur ein Stück zu bewegen.

Träume ich?

Mein Kopf drehte sich panisch in alle Richtungen und ich zuckte plötzlich zusammen, als aus dem Nichts neben mir jemand auftauchte.

Erschrocken kroch ich in die entgegengesetzte Richtung, als ich die Person, welche aus dem Nichts erschienen war, neben mir vernahm.

Es war ein kleiner Junge, möglicherweise ungefähr fünf Jahre alt, der neben mir im Schrank kauerte.
Er zitterte am gesamten Körper und starrte geradeaus an die geschlossene Schranktür.

Bäche an Tränen rannen seine geröteten Wangen hinab und er hatte ein blaues Auge, als hätte ihn jemand vor Wut geschlagen.

Er trug nichts weiter als einen verdreckten Fetzen Stoff, der notdürftig seinen Oberkörper verdeckte und hatte dunkelblonde, verwuschelte Haare.

„H-hallo?", flüsterte ich überfordert und so leise wie ich konnte, doch der Junge regte sich nicht, als hätte er mich nicht gehört. Als wäre ich Luft.

Meine Sicht war so verschwommen, einzig und allein mein Körper schien Realität zu sein, denn diesen konnte ich klar betrachten. Was passierte hier?

Es schien, als wäre das alles eine Animation eines Videospiels oder sonstigem, denn alles war so surreal, als würde nichts davon wirklich existieren.

Ich nahm all meine Mut zusammen und streckte meine zitternde Hand nach dem Jungen aus, der noch immer nicht auf mich reagierte.

Ich fasste durch ihn hindurch.

Erschrocken zog ich meine Hand zurück und hatte noch immer keinen blassen Schimmer, was hier überhaupt vor sich gehen mochte.

Der Junge zitterte immer mehr und begann, verzweifelt zu schluchzen und zu husten, dass ich selbst Angst bekam.

Was passiert jetzt?

Die Antwort auf diese Frage, welche ich mir innerlich gestellt hatte, bekam ich genau in diesem Moment.

Die Tür des Schrankes wurde kraftvoll aufgerissen, und während ich beinahe einen Herzinfarkt erlitt, begann der Junge zu schreien und ich erkannte denjenigen, der die Tür geöffnet hatte.

Diese grünen Augen. Wie könnte ich sie jemals vergessen?

Eben jene Augen funkelten bösartig, als er den armen Jungen am Kragen packte und gewaltsam aus dem Schrank herauszerrte.

Dieser wehrte sich nicht und begann, kräftig zu weinen und den Kopf zu schütteln, wagte es nicht, dem Vampiren in seine angsteinflößenden Smaragdgrünen Augen zu schauen.

Der Vampir grinste den Jungen gehässig an und dieser hing vor ihm in der Luft, und schien einen halben Nervenzusammenbruch zu erleiden.

Ich war wie erstarrt und regte mich noch immer nicht, viel zu gefesselt war ich von der Szene, die sich mir darbot, als würde eine unsichtbare Macht Besitz von mir ergreifen.

Warum sahen sie mich nicht?

Es war, als würde ich mir einen 3D Film ansehen, nur ohne Bildschirm. Warum war ich unsichtbar für Sie? Was hatte das hier alles zu bedeuten und wie kam es zustande? Träumte ich das nur? Hatte mich mein Zusammenleben mit den Vampiren bereits so wahnsinnig werden lassen, dass ich mir dies alles nur einbildete?

Ein Hirngespinst?

Der Vampir vor mir begann kräftig zu lachen, was mich meine Wirren Gedankengänge unterbrechen ließ und ich weiterhin die Szene betrachtete.

„Kleiner, dummer Junge!", spie der Vampir bösartig und das Kind schluchzte noch immer. Seine Gesichtszüge waren durchaus dieselben, doch schien er auf irgendeine Weise.. jünger? Als wäre ich in einer anderen Zeit.

Vampire alterten normalerweise nicht, es war auch nur ein winziger Unterschied zu erkennen, welcher mir dennoch auffiel. Dieses Geschehen konnte durchaus bereits einige Jahre her sein, wenn es denn tatsächlich einer anderen Zeit entstammte.

Doch warum konnte ich es sehen? Warum konnten sie mich nicht sehen?

„Denkst du wirklich, du hättest eine Chance, abzuhauen? Du kannst froh sein, dass ich dich nicht auf der Stelle umbringe!", rief der Vampir voller Zorn und schmetterte den armen Jungen voller Wucht auf den Boden, wo er dann mit einem kurzen Schmerzensschrei liegen blieb.

„Nein!", hauchte ich und zitterte heftig, war mir jedoch bewusst, dass ich nichts ausrichten konnte. Sie sahen mich ja nicht einmal!

Nun musste ich mit ansehen, wie er ihn wieder nach oben zog und seine Spitzen Schneidezähne fletschte.

„Du kleiner Bengel wirst jetzt schön mit mir kommen!", fauchte der Vampir und der Junge schluchzte erneut. Plötzlich wich der zornige Gesichtsausdruck des Blutsaugers und er grinste amüsiert.

„Oh, deine Mutter wird hierfür büßen, mein Kleiner. Und du wirst die Ehre haben, alles mitanzusehen!", der Junge weinte heftig und strampelte wild herum, als sie mir den Rücken kehrten und zur Tür hinausgingen.

Mir selbst kamen die Tränen, als ich mir vorstellte, wie seine Mutter von Ihnen ausgesaugt wurde und er gezwungen war, alles mitzuerleben.

Doch mit den beiden verschwand auch meine Umgebung und meine Sicht klärte sich wieder auf, bis ich alles wieder klar erkennen konnte.

Ich saß wie vorher auf dem Boden des Schrankes, die Tür war geschlossen und niemand saß neben mir, alles war wie vorher.

Was war das? Eine Illusion? Eine Vision? Ein Traum? Oder nur ein Hirngespinst meines überforderten Geistes? Was zum Teufel hatte ich gesehen und warum?



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Was haltet ihr von dem neuen Kapitel und was ist eure Theorie zu dem, was Jeremy gesehen hat? ;)

Ich finde die Vermutungen von anderen immer ziemlich interessant, lasst es mich daher gern in den Kommentaren wissen xD

Bis zum nächsten Kapitel :)

Vampire's SlaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt