Das 'Soul' weist ein gemütliches Ambiente auf. Am Eingang stehen zwei große Pflanzen, das Licht ist gedimmt und auf allen Tischen sind Kerzen aufgestellt, dazu jeweils eine Vase mit einer roten Rose drin. Das Highlight ist wohl der große Kamin am anderen Ende des Saals. Im Kamin brennt ein Feuer, was dem Ganzen fast eine romantische Note verleiht. Ich muss ja gestehen, ich bin vorher noch nie im ‘Soul‘ gewesen, daher bin ich positiv überrascht.
Mom hat erzählt, dass Manuel sich das Restaurant für heute ausgesucht hat. Mit seiner Wahl hat er voll meinen Geschmack getroffen. Im Grunde bin ich wohl der romantische Typ, was ich aber vor anderen nie zugeben würde
Wir werden zu unseren Platz im hinteren Teil des Restaurants geführt, so haben wir ein bisschen Privatsphäre. Nachdem wir das Essen bestellt haben, beginnt der Smalltalk. Was machst du? Wie läuft es in der Schule? Welche Hobbys hast du?
Das ist echt nicht zum Aushalten. Ich bin jetzt schon total genervt und würde am liebsten nach Hause fahren, bei dem Anfang auch kein Wunder. Sergej regt mich immer noch auf. Am liebsten würde ich ihm sein amüsiertes Grinsen aus dem Gesicht wischen, aber das geht ja nicht. Ich habe ja versprochen, nett zu sein, da bin ich froh, dass es nur ein Abend ist. Morgen kann ich so tun, als wäre nichts passiert. Ich werde Sergej in der Schule einfach weiter ignorieren und bei den nächsten Treffen werde ich schon einen Grund finden, um nicht dabei sein zu müssen.
Im Laufe des Abends versuche ich, Sergej so gut wie möglich zu ignorieren. Aber das ist leichter gesagt als getan, denn mein Blick scheint wie von selbst zu ihm zu wandern. Gerade führt er die Gabel zu seinem sinnlichen Mund und leckt sich lasziv über die Lippen. Ich kann meinen Blick nicht abwenden. Ich fühle mich ertappt und mein Blick schießt hoch, um zu prüfen, ob er es bemerkt hat.
Und ja, er hat es bemerkt, denn als ich seinem Blick begegne, könnte ich schon wieder kotzen. Er grinst mich spöttisch an und ich höre ihn förmlich sagen: „Ich weiß, wie sexy ich bin und du steht ganz eindeutig auf mich.“
Ich werde schrecklich rot. Schon wieder. Es scheint heute meine Lieblingsbeschäftigung zu sein, also ich meine das Rotwerden und mich in peinliche Situationen zu bringen. Ich tue ja so, als hätte ich noch nie einen Typen gesehen, okay, ich muss zugeben, so jemand wie er ist mir auch noch nie begegnet. Aber er ist auch nur ein Kerl. Also Erik, reiß dich gefälligst zusammen und hör auf, den Kerl anzustarren. Damit wende ich meine Aufmerksamkeit meiner Mutter und Manuel zu.
Das Erste, was mir auffällt, ist, dass sie verliebt aussehen, so richtig verliebt, mit Herzchen in den Augen, Händchenhalten und sich verliebt angrinsen. Ich freue mich für meine Mom, so glücklich habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Sie unterhalten sich gerade über Manuels Arbeit, als sie plötzlich abbrechen und uns ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Sie werfen sich einen fragenden Blick zu und scheinen sich einig zu sein.
„Lieber Erik und Sergej, wie ihr mittlerweile wisst, sind Manuel und ich ein Paar. Wir wollten es euch schon länger sagen, dachten aber dann, dass wir noch etwas warten sollten, um zu sehen, wie sich alles einwickelt.“ Meine Mutter ist bei der Aussage ernst geworden. Sie blickt Manuel in die Augen, der sie liebevoll anlächelt und ihr somit seine Unterstützung zusichert.
Nun ergreift Manuel das Wort. Dabei lächelt er meine Mom weiterhin verliebt an. „Wir sind seit einem Jahr ein Paar und vor Kurzem habe ich bei Annika um ihre Hand angehalten.“
„Und ich habe ja gesagt!“ Manuel und meine Mutter grinsen um die Wette. Sie sehen eindeutig glücklich aus.
Ich bin zu geschockt, um zu reagieren. Mein Gehirn setzt kurz aus und arbeitet nur langsam weiter. Irgendetwas Wichtiges scheint an mir vorbeigegangen zu sein. Nachdem der erste Schock vorbei ist, kann ich mich nicht entscheiden, ob ich mich freuen oder ärgern soll. Soll ich ihnen gratulieren oder doch lieber meine Meinung sagen?
So eine Kleinigkeit, dass sie seit einem Jahr ein Paar sind, hätte meine Mutter ruhig vorher erwähnen können. Sie kann mich doch nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen und dann erwarten, dass ich ihr glücklich in die Arme falle. Okay, genau das mache ich gerade, aber mir bleibt auch nichts anderes übrig. Wie war das nochmal, der Abend war meiner Mutter sehr wichtig und ich sollte ihr den auch nicht verderben. Meine Meinung zu der ganzen Geschichte konnte ich ihr immer noch zu Hause sagen.
Nachdem ich Mom und Manuel gratuliert habe, fällt mein Blick auf Sergej. Auch er sieht so aus, als hätte er von dem Ganzen nichts gewusst. Aber egal wie seine Meinung zu dem Thema ist, man kann sie ihm nicht ansehen. Unsere Blicke treffen aufeinander. Als ich in seine blauen Augen blicke, wird mir plötzlich klar, was das wirklich für mich bedeutet. Wenn unsere Eltern heiraten wollen, dann werden sie auch bald zusammenziehen und das heißt im Klaren, dass ich mit Sergej zusammenwohnen werde.
Plötzlich wird mir schlecht, die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Ich stehe meinem neuen Stiefbruder gegenüber, den ich mehr als heiß finde, was ich aber niemals zu geben würde.
Der Abend verläuft im Großen und Ganzen ganz angenehm. Wir erfahren noch eine Menge, so zum Beispiel, dass wir am Ende des Monats zu Manuel und Sergej ziehen werden. Sie haben ein großes Haus, da werde ich auch ein eigenes Zimmer haben. Auch mit Sergej habe ich mich unterhalten. Ich musste feststellen, dass er ganz nett sein kann, wenn er will, dabei liegt die Betonung glaube ich auf „wollen“.
Wir haben sogar mehrere Gemeinsamkeiten. Wir trainieren beide im selben Fitnessstudio, dazu hat auch er die Angewohnheit wie ich morgens noch vor der Schule joggen zu gehen, was natürlich seinen gut gebauten Körper erklärt. Mir kommt der Gedanke, dass es vielleicht ganz nett wäre, mit ihm zusammen joggen zu gehen. Schnell verscheuche ich den Gedanken. Sergej ist mir eindeutig zu gefährlich. Mein Gefühl rät mir, mich von ihm fernzuhalten, sonst ist eine Katastrophe vorprogrammiert. Aber soweit werde ich es nicht kommen lassen. Ich werde ihm aus dem Weg gehen und somit mich selber schützen.
So, das war der zweite Teil von „Mein neuer Stiefbruder“. Ich würde mich riesig über ein paar Rückmeldungen freuen.
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Mein neuer Stiefbruder boyxboy
RomanceAls Erik erfährt, dass seine Mutter einen neuen Freund hat und diesen sogar heiraten möchte, ist es der Beginn einer vorprogrammierten Katastrophe. Eigentlich freut sich Erik für seine Mutter, wäre da nicht eine gewisser neuer Stiefbruder, der für e...