Erwischt

22.2K 950 176
                                    

Aufgebracht laufe ich in meinen Zimmer auf und ab. Meine Versuche, mich zu beruhigen, sind alle gescheitert. Nur ein Gedanke an ihn reicht aus, um meinen Zorn wieder aufleben zu lassen. Was bildet er sich ein? Wie oft ist mir diese Frage in den Sinn gekommen? Es ist immer wieder das Gleiche. Ich werde aus ihm nicht schlau. Was bin ich für ihn? Ein Spielzeug, ein schöner Fick oder bedeute ich ihm tatsächlich etwas? Viele Fragen und keine Antworten. Hätte ich Sergej aussprechen lassen sollen? Meine Wut ist so groß, dass ich nichts hören will. Verzweifelt raufe ich mir die Haare. Wenn er nichts von mir will, wieso kann er mich nicht in Ruhe lassen? Ich will ihn vergessen, ich will keine Schmerzen mehr, ich will keine trügerische Hoffnung spüren. Doch vergessen lässt er mich nicht, immer wieder macht er mir einen Strich durch die Rechnung.

Am Freitag bin ich glücklich gewesen. Seine Aufmerksamkeit, seine Worte und seine Berührungen haben mich beflügelt und ich habe ihm das Kostbarste geschenkt, was ich habe – meine Jungfräulichkeit. Zu spüren, wie sehr er mich begehrt, wie er wegen mir die Beherrschung verliert, ist unglaublich gewesen. Meine Gefühle haben mich mitgerissen, in eine Dimension, die mir bis dahin unbekannt gewesen ist. Allein der Gedanke, wie er sich in mir bewegt, mit seinen harten Stößen, reicht aus, um mich in Erregung zu versetzen. Ich begehre ihn so sehr, dass es schon wehtut. Umso schlimmer ist die Erkenntnis am nächsten Morgen gewesen. Er hat mich gefickt, er hat seinen Spaß gehabt, also was will er noch von mir? Der Begriff Schmerz hat für mich eine neue Bedeutung. Am liebsten würde ich mich verkriechen und alles vergessen, vor allem ihn vergessen. Aber mir reicht es, in Selbstmittleid zu baden. Ich habe die Nase voll, mich wegen ihm schlecht zu fühlen und zu denken, es wäre besser, wenn es mich nicht gäbe, damit ich die Schmerzen nicht ertragen muss. Ich werde mein Leben in die Hand nehmen. Ich werde Spaß haben und andere Menschen kennenlernen und vielleicht den Menschen treffen, der mich genauso liebt, wie ich ihn. Sergej ist mein Stiefbruder und genau so werde ich ihn ab jetzt auch behandeln.

○○○○○○○○

In den letzten Wochen habe ich eins gelernt. Mein Vorsatz, Sergej als das zu behandeln, was er wirklich ist, nämlich mein Stiefbruder, ist gut. Aber Sergej scheint das nicht zu passen, denn er benimmt sich alles andere als brüderlich. Er macht anzügliche Bemerkungen, fängt mich alleine ab, nur um mir einen heißen Kuss zu stehlen. Am Anfang sind es nur flüchtige Begegnungen, ein Blick, eine Bemerkung oder eine Geste, doch mittlerweile ist es mehr, viel mehr. Er passt mich ab, wo wir wirklich alleine sind, damit er nicht gestört werden kann. Wenn ich zum Beispiel an das letzte Mal denke, steigt mir die Röte ins Gesicht und ich werde augenblicklich hart:

Rückblende

Mom und Manuel sind außer Haus und ich bin in der Küche, um mir noch etwas zu trinken zu holen. Ich nehme mir gerade eine Flasche Wasser, als ich plötzlich mit dem Gesicht gegen die Wand gedrückt werde. Natürlich weiß ich, wer es ist, denn nur er bringt so etwas zustande. Er küsst und saugt an meinem Nacken und an meinem Hals. Ich versuche, mich zu wehren, versuche, mich von der Wand wegzustoßen und zu flüchten, doch das Einzige, was ich erreiche, ist, dass er meine Hände neben meinen Kopf an die Wand pinnt. Er bewegt seine Hüfte gegen meine Kehrseite und eine Welle der Erregung geht durch meinen Körper. Aus kreisenden Bewegungen werden sanfte Stöße. In meinen Lenden zieht es gewaltig und ich habe das Gefühl, von innen heraus zu verbrennen. Im nächsten Augenblick werde ich umgedreht und er presst seine verführerischen Lippen auf meine. Er ist fordernd und leidenschaftlich. Ich kann meine Abwehr nicht lange aufrechthalten, es wäre so einfach, mich ihm hinzugeben. Was ich am meisten will und brauche, ist er. Ich will ihn tief in mir spüren, ich will, dass er mir auf dem Tresen oder auf dem Boden, mir ist es egal wo, das Hirn rausvögelt, doch ich bleibe standhaft. Ich muss ihm zeigen, dass er nicht einfach alles tun kann, was er will. Er reibt sein Becken an meinem und ich stöhne laut auf. Ich genieße noch einen letzten leidenschaftlichen Kuss und stoße ihn dann mit all meiner vorhandenen Kraft weg. Damit hat er nicht gerechnet, denn er guckt mich aus großen Augen an. Ich bringe ein heiseres „Arschloch“ heraus und flüchte aus der Küche.

Mein neuer Stiefbruder boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt