Die nächsten Tage laufen alle nach dem gleichen Schema ab. Joggen, Schule, Mittagessen und dann kommt Sergej zur Nachhilfe. Ich bin immer noch wütend auf ihn. Er hat zwar keine weiteren Annäherungsversuche mehr gemacht, oder besser gesagt, ich bin ihm, so gut es ging, aus dem Weg gegangen, was nicht so einfach ist, da er mir Nachhilfe gibt. Aber trotzdem, mein Gefühl sagt mir, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Zum Glück ist heute Samstag, das heißt keine Nachhilfe. Ich muss ihn heute nicht ertragen. Ich kann mir echt etwas Besseres vorstellen, als meine Nachmittage mit Nachhilfe und dann auch noch ausgerechnet mit ihm als Nachhilfelehrer zu verbringen.
Heute will ich zu Ben, wir haben uns schon etwas länger nicht mehr gesehen. Anscheinend läuft es mit ihm und Sabine ganz gut, denn sie verbringen jeden Nachmittag zusammen. Da kann man fast neidisch werden. Hand aufs Herz, wer will keinen liebevollen Freund, der einem jeden Wunsch von den Augen abliest? Der einen auf Händen trägt und immer für einen da ist? Aber anstelle mir einen liebevollen Freund zu suchen, muss ich mich mit einem selbstverliebten Idioten herumschlagen.
Mein Countdown läuft. In 7 Tagen ist es soweit, dann ziehen wir zu Manuel und Sergej. Ich breche schon fast in Panik aus, nur wenn ich daran denke. Deshalb versuche ich, diese Gedanken von mir zuschieben. Wir sind mit Sergej ja nicht alleine, Manuel und Mom sind ja auch noch da. Es wird schon nicht so schlimm werden.
„Erik, Essen ist fertig“, höre ich Mom aus der Küche rufen. Oh, endlich essen, ich bin schon fast am Verhungern. Ich mache mich auf den Weg in die Küche, doch mit einem Mal bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ich traue meinen Augen nicht. Das kann nur eine Halluzination sein. Ich bin nur dazu fähig, die Halluzination weiterhin anzustarren. „Manuel muss heute bis spätabends arbeiten, deshalb dachte ich, es wäre schön, Sergej heute zum Mittagessen einzuladen.“ Meine Mutter strahlt mich bei der Aussage förmlich an. Ich kann mir grade noch einen Spruch verkneifen. Doch Sergej schenke ich einen bösen Blick, der aussagen soll: „Komm mir bloß nicht zu nahe.“ Langsam setze ich mich wieder in Bewegung und lasse mich am Esstisch nieder. Sergej sitzt mir gegenüber und grinst mich unverschämt an. Plötzlich hab ich eine böse Vorahnung. Es ist dieses Glitzern in seinen Augen, das er auch schon bei unserer ersten Nachhilfe hatte und leider weiß ich ja aus eigener Erfahrung, wie diese geendet hat.
Meine Mutter hat sich ja echt viel Mühe gegeben. Es gibt heute Schweinebraten mit Kartoffelknödeln und Gurkensalat. Wieso hat sie mir nicht gesagt, dass Sergej zum Mittag kommt? Dann hätte ich mich drauf vorbereiten können und hätte mich nicht schon wieder zum Volltrottel gemacht, denn wie es aussieht, trage ich eine ganze Menge zu seiner Unterhaltung bei. Das Essen ist echt lecker, doch ich verschlucke mich fast an meinem nächsten Bissen, da ich plötzlich einen fremden Fuß spüre. Ich fange an zu husten und versuche, mich wieder zu beruhigen, was aber gar nicht so einfach ist. Er hat angefangen, mich mit seinem Fuß zu streicheln und wandert immer höher. „Erik, alles in Ordnung mit dir? Geht es dir nicht gut?“ Meine Mutter mustert mich besorgt. Mittlerweile bin ich rot angelaufen. „Nein, ist alles in Ordnung, ich hab mich nur verschluckt.“ Meine Mutter beobachtet mich noch ein Moment skeptisch und widmet sich dann wieder ihrem Essen, während ich weiterhin versuche, Sergej mit meinem Blick zu erdolchen.
SERGEJ'S POV
Ob der Kleine weiß, wie sexy er ist, wenn er versucht, mich mit seinen Blicken zu erdolchen? Er ist inzwischen ganz rot im Gesicht und versucht, meinen Fuß wegzuschieben, doch das lasse ich nicht zu. Bei mir hat sich bereits ein Hormonstau gebildet. Es ist nicht so, dass ich keinen Sex habe. Den habe ich und zwar reichlich, doch Erik mit seiner jungfräulichen Art mach mit ganz wuschig.
Jedes Mal, wenn ich nachmittags zu ihm komme, würde ich ihm am liebsten in anderen Themengebieten Nachhilfe geben und zwar in solchen, wo der Körper etwas ins Schwitzen gerät. Ein dreckiges Grinsen erscheint auf meinem Gesicht und Erik wird ganz hibbelig. Er fängt an, auf seiner Unterlippe zu kauen. Das macht er immer, wenn er nervös ist. „Mom, tut mir leid, ich muss gleich noch zu Ben, er wartet auf mich.“ Und schon ist Erik nach oben in sein Zimmer verschwunden. Aber so leicht kommt er mir nicht davon. Auch ich bin soweit mit meinem Essen fertig und folge Erik in sein Zimmer. Damit hat er absolut nicht gerechnet.
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Mein neuer Stiefbruder boyxboy
RomanceAls Erik erfährt, dass seine Mutter einen neuen Freund hat und diesen sogar heiraten möchte, ist es der Beginn einer vorprogrammierten Katastrophe. Eigentlich freut sich Erik für seine Mutter, wäre da nicht eine gewisser neuer Stiefbruder, der für e...